Finale für Spanien: „Auf Leben und Tod“ gegen die Slowakei
Nach zwei Unentschieden gegen Schweden sowie Polen und nur einem Tor droht des vorzeitige Aus. Im letzten Spiel braucht Spanien dringend einen Sieg.

Berlin-Vergraulte Fans, drohendes Aus: Für Fußball-Spanien steht früher als gedacht alles auf dem Spiel. „Es ist eine Partie auf Leben und Tod“, formulierte es Abwehrspieler César Azpilicueta mit sehr drastischen Worten: „Nur ein Sieg zählt für uns.“
Nach zwei Unentschieden gegen Schweden sowie Polen und erst einem mickrigen Tor haben einige Anhänger schon genug vom schwächelnden Mitfavoriten. Kurioserweise kann aber sogar ein Unentschieden gegen die Slowakei an diesem Mittwoch (18 Uhr/ZDF und MagentaTV) zum Weiterkommen reichen. Das gilt auch für die Slowaken um Herthas Abwehrroutinier Peter Pekarík und Kölns Ondrej Duda. „Ich denke, dass wir zwei gute Spiele hinter uns haben - und das wollen wir fortsetzen“, sagte Duda: „Wir wollen es ihnen so schwierig wie möglich machen.“
Die Slowakei benötigt ein Unentschieden für das Achtelfinale
Spielen sie remis, ist die Slowakei mit vier Punkten sicher weiter, egal wie Polen und Schweden zeitgleich im über 3500 Kilometer Luftlinie entfernten St. Petersburg spielen. Die Skandinavier sind eh schon durch. Die Polen sind mit einem Punkt als Letzter der Gruppe E nach Russland gereist. „In unserer Gruppe wird es viel Drama geben“, prophezeite der slowakische Verteidiger Tomas Hubocan, „die Spanier haben den Strick um den Hals.“
Und dabei könnte es den klaren Gruppenfavoriten und Mitanwärter auf den Titel erwischen. „Eine düstere Atmosphäre herrscht über der EM-Tour der Selección“, befand El Pais. Und der einstmals in Spanien bei Real Madrid und Betis Sevilla kickende Rafael van der Vaart sprach ein recht vernichtendes Urteil. „Ich finde es schrecklich. Spanien, Jesus...“ Da stecke eigentlich nichts drin. „Es ist ein bisschen herumspielen, aber es ist niemand da, der den entscheidenden Pass geben will oder kann. Einfach enttäuschend.“
Der Konter der stolzen Spanier blieb nicht aus. „Da fehlt der Respekt“, sagte Marcos Llorente vom Meister Atlético Madrid der Marca: „Als Kind haben mir meine Eltern beigebracht, Respekt vor anderen zu haben.“ Und Koke meinte in einem Interview des Senders Cope: „Van der Vaart will seinen Moment des Ruhms haben und den hat er bekommen.“ Wieviel Ruhm die aktuelle spanische Mannschaft noch einheimsen kann bei dieser EM, wird sich zeigen. Die Nullnummer gegen Schweden, das 1:1 mit verschossenem Elfmeter gegen Polen: „Wir hätten mehr verdient“, meinte Llorente.
An der „Furia Roja“ war bisher aber wenig bis nichts furios. Vom Heimvorteil im Spontan-Ersatzort für Bilbao war nichts zu spüren, aus dem vermeintlichen Hitzevorteil konnte das Team auch nichts machen. Nach den beiden späten Abendspielen geht es nun noch drei Stunden eher los, Temperaturen Mitte der 30 Grad und knalliger Sonnschein sind vorhergesagt. „Das kann eine große negative Überraschung für die Slowaken werden. Es wird vielleicht die Hölle“, befürchtet der ehemalige Nationalspieler und Bundesligaprofi Miroslav Karhan.
Sergio Busquets kehrt in die spanische Mannschaft zurück
Riesige Hoffnungen setzen die Spanier auch in Sergio Busquets, der 32 Jahre alte Kapitän wird nach seiner Corona-Infektion wieder in die Startelf rücken. Mit weiteren Veränderungen wird gerechnet, auch der ehemalige Bayern-Profi Thiago hofft auf seinen ersten Startelfeinsatz bei dieser EM.
Gleich fünf verschiedene Startelfvarianten schlug Marca Nationalcoach Luis Enrique vor, der aus der Anfangsformation wieder ein großes Rätsel machen dürfte und ansonsten an seinem Mantra festhält, immer nur das Positive öffentlich sehen, bewerten und hervorheben zu wollen. Es wird aber Zeit, dass sein Mannschaft davon deutlich mehr zeigt, sonst könnte diese EM-Mission auch mit einer schweren Trainerkrise frühzeitig enden.