Gefriergetrocknetes, Mandel im Milchreis, Schlafsack unterm Baum

Nicht nur Weltumsegler Boris Herrmann ist an Weihnachten im Einsatz, sondern auch die Berliner Spieler von Alba, den Füchsen, den BR Volleys und den Eisbären. 

An Bord der Seaexplorer: der deutsche Vendee-Globe-Segler Boris Herrmann.
An Bord der Seaexplorer: der deutsche Vendee-Globe-Segler Boris Herrmann.dpa

Berlin-Weihnachten als besinnliche Zeit? Feiertage zur Erholung? Die Spielpläne im Profisport geben das nicht her, besonders nicht in diesem, von Corona geprägten Jahr, wo Spieltermine verlegt oder hin- und hergeschoben werden mussten. Anders als der Profisegler Boris Herrmann, der an Bord der Seaexplorer bei der legendären Vendee Globe entlang der Eisgrenze durch den Südpazifik segelt, können die meisten Berliner Profis Heiligabend und den ersten Feiertag in der Hauptstadt verbringen. Wobei das Programm von Alba, Berlins Basketballern, deshalb kaum weniger anspruchsvoll ist: Sonnabend, 26. Dezember – Bundesligaspiel beim Mitteldeutschen BC, Dienstag, 29. Dezember – Euroleague-Spiel am Ostbahnhof gegen Zalgiris Kaunas, Donnerstag, 31. Dezember, BBL-Pokalpartie gegen Braunschweig.

Da ist es gut, dass Aufbauspieler Jonas Mattisseck seinen ersten eigenen Weihnachtsbaum in seiner ersten eigenen Wohnung bereits vor ein paar Tagen geschmückt hat: schlichte Kugeln samt Baumspitze oben drauf. Denn wer am 24. und 25. Dezember schon wieder Training auf dem Plan stehen hat, dem bleibt kaum Zeit, daheim zwischendurch irgendwo eine Lichterkette anzubringen, wie sie bei Segler Herrmann auf der Rennjacht baumelt, während er sich bei der wohl härtesten Regatta der Welt auf Rang vier hervorragend schlägt.

Herrmanns Frau, die 15.000 Kilometer entfernt in Hamburg lebt, hat ihre Geschenke in einer Schachtel deponiert. „So ist Weihnachten für mich sehr alleine, aber nicht einsam“, sagt Herrmann. Der Skipper hat Kap Leeuwin, den südwestlichsten Punkt des australischen Festlandes passiert und steuert auf Kap Hoorn zu. Er ist im Dauereinsatz. Statt Gans, Ente oder sonst einem Festtagsschmaus hat er Müsli, gefrorene Smoothies und gefriergetrocknetes Essen dabei.

Die Handballer der Füchse Berlin und die Spieler der BR Volleys haben nach je einem Vormittagstraining am 23. Dezember dagegen immerhin am 24. frei, um sich was Schönes zu kochen. Für beide Teams geht das Training allerdings schon am ersten Weihnachtsfeiertag weiter – für die einen in Füchse-Town in Hohenschönhausen, für die anderen im Horst-Korber-Zentrum in Charlottenburg.

Während der dänische Füchse-Kapitän Hans Lindberg zwischendurch vermutlich bei der Feier mit seiner Familie nach dem Weihnachtsessen beim Nachtisch auf die im Milchreis mit Kirschsoße versteckte Mandel hofft, um sich ein Geschenk mehr zu verdienen, denkt Cody Kessel, der US-Angreifer der BR Volleys, gern an die Weihnachstabende am östlichen Rand der Rocky Mountains zurück: „Da haben wir mit der Familie immer unter dem Tannenbaum geschlafen. In Schlafsäcken, in der Nähe des Kaminfeuers“, erzählt er. Sein Teamkollege, der brasilianische Olympiasieger Eder Carbonera, freut sich darauf, zum Weihnachtsfest 2020 seine Frau Nati endlich wieder in die Arme zu schließen. Er hat sie seit seiner Ankunft im August in Berlin nicht gesehen. Aber fliegt sie pünktlich zu Heiligabend aus Brasilien ein. 

Mit der BR Volleys-Mannschaft steigt Eder am 26. Dezember allerdings schon wieder in den Bus, um zur Bundesligapartie am 27. Dezember in Düren zu gelangen. Fast parallel machen sich auch die Füchse auf den Weg nach Nordrhein-Westfalen, wo sie – ebenfalls am 27. Dezember – beim TBV Lemgo antreten. Vielleicht begegnen sich die Teams ja auf einer der Autobahnraststätten. 

Die Eisbären haben dagegen zunächst ein Heimspiel. Das gibt ihrem kanadischen Profi PC Labrie die Gelegenheit, an Heiligabend nach dem Brauch in der Heimat einen Schluck mehr vom Eierpunsch zu kosten. Natürlich erst, wenn seine Söhne Lionel und Bären Edouard zu Bett gegangen sind. In der DEL müssen die Berliner erst am 28. Dezember antreten – wenn die Krefeld Pinguine in der Arena am Ostbahnhof zu Gast sind. 

Während sich die Berliner Eishockeyprofis auf ihre letzte Partie im Jahr 2020 vorbereiten, kämpft sich Herrmann gerade auf Höhe des 55. Breitengrads bei ungewöhnlich milden Temperaturen um zehn Grad durch ein Hochdruckgebiet. Das bedeutet: Flaute zum Fest. Einmal kurz rasten. Und danach geht es für ihn wie für alle anderen Profisportler darum, blitzschnell wieder volle Fahrt aufzunehmen.