Hart gekämpft, extrem geschwitzt und am Ende doch gescheitert: Simon Geschkes Traum vom Gewinn des Bergtrikots bei der Tour de France ist in der Hitze der Pyrenäen geplatzt. Der Gesamtführende Jonas Vingegaard siegte auf der finalen Bergetappe der Frankreich-Rundfahrt und zog in der Bergwertung uneinholbar an dem 36-Jährigen vorbei. Vingegaard baute nebenbei seine Führung im Gesamtklassement vor Tadej Pogacar weiter aus und sorgte damit auch im Kampf ums Gelbe Trikot für eine Vorentscheidung.
Cofidis-Fahrer Geschke musste bereits am ersten großen Anstieg des Tages, dem Col d’Aubisque, den Strapazen der letzten Wochen Tribut zollen. Nachdem er den Sprung in die große Fluchtgruppe des Tages verpasst hatte, fiel er zurück und konnte auf der enorm schwierigen 18. Etappe anschließend nicht mehr entscheidend eingreifen. Geschke wird aber auch in den kommenden Tagen das gepunktete Trikot als Stellvertreter des Mannes in Gelb tragen.
Vingegaard wartet auf gestürzten Pogacar
Im Kampf um das Gelbe Trikot wurde es auf der komplizierten Abfahrt des Col de Spandelles rund 25 Kilometer vor dem Ziel erstmals richtig dramatisch: Der 25 Jahre alte Vingegaard, der zuvor beinahe selbst zu Fall gekommen war, zeigte sportliche Größe und wartete auf den gestürzten und mit Schürfwunden versehrten Pogacar.
Meistgelesene Artikel
Auf dem anschließenden Schlussanstieg der höchsten Kategorie hinauf nach Hautacam schwanden dem Titelverteidiger dann – möglicherweise sturzbedingt – die Kräfte. Rund vier Kilometer vor dem Ziel konnte er eine Tempoverschärfung von Vingegaards Helfer Wout van Aert nicht mehr parieren.
Vingegaard fuhr seine Triumphfahrt anschließend im Solo zu Ende und feierte den zweiten Tour-Etappensieg in diesem Jahr. Pogacar kam 1:04 Minuten später als Zweiter ins Ziel – Dritter wurde der bärenstarke Belgier van Aert. In das entscheidende rund 40 Kilometer lange Einzelzeitfahren am Sonnabend geht der Jumbo-Visma-Fahrer Vingegaard nun mit einem wohl uneinholbaren Vorsprung von 3:26 Minuten auf Pogacar (UAE) und 8:00 Minuten auf den drittplatzierten Briten Geraint Thomas (Ineos Grenadiers).
In der französischen Mittagshitze hatte die insgesamt 143,2 Kilometer lange Etappe mit drei schweren Anstiegen im Wallfahrtsort Lourdes begonnen. Nach gewohnt hektischem Beginn bildete sich eine stark besetzte 33-köpfige Spitzengruppe – ohne Simon Geschke, der den Sprung verpasste.
„Ich hoffe, die Beine werden irgendwie bereit sein“, hatte Geschke vor der Etappe gesagt. Doch als er am ersten Anstieg des Tages mit zwischenzeitlich nur 20 Sekunden Rückstand der Gruppe nachsetzte, wurde schnell klar: Sie waren es nicht. Der Berliner schaffte den Anschluss nicht und ließ sich schließlich entkräftet und enttäuscht zurückfallen.
Flachetappe am Freitag und Zeitfahren am Sonnabend
Der Kampf ums Gesamtklassement entbrannte erstmals am vorletzten Anstieg des Tages. Pogacar attackierte auf dem Weg hinauf zum Col de Spandelles mehrfach – Vingegaard konterte aber jedes Mal gewohnt souverän, ehe es dann auf der Abfahrt und am Schlussanstieg zur Sache ging.
Am Freitag steht eine unspektakuläre Flachetappe auf dem Programm, ehe tags darauf im rund 40 Kilometer langen Einzel-Zeitfahren die Entscheidung über den Tour-Sieg fällt.