Auf eine große Party verzichtet Ulrich Wehling. „Die gibt es nächstes Jahr, wenn meine Frau ebenfalls runden Geburtstag hat“, sagt der mit dreimal Einzel-Gold in Folge bis heute erfolgreichste Kombinierer der Olympia-Geschichte. Mit seinen zwei Töchtern und Frau Eva-Maria, einer früheren Rennrodlerin, will er am Freitag in seiner Wahl-Heimat Berlin dennoch im kleinen Kreis auf seinen 70. anstoßen.
Vielleicht wird Wehling dabei auch in Erinnerungen schwelgen. Seine Triumphe in Sapporo 1972, Innsbruck 1976 und Lake Placid 1980 bedeuten eine bis heute unerreichte Gold-Serie. „Für mich ist es ein absoluter Glücksfall, dass ich das geschafft habe“, sagt Wehling und verweist mit Stolz darauf, dass es damals nur jeweils eine Olympia-Entscheidung gab – heute sind es drei.
Bei seinem ersten Triumph 1972 war Wehling mit 19 Jahren als letzter Athlet ins DDR-Team gerutscht – und hatte alle überrascht. „Vier Jahre später gehörte ich dann schon zu den Favoriten“, erinnert er sich – immerhin war er 1974 in Falun auch noch Weltmeister geworden. Die Reise nach Lake Placid schließlich hätte er um ein Haar gar nicht angetreten.
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„Hinter mir lagen zwei Operationen. Man hat mich bekniet, die junge Mannschaft anzuführen“, so Wehling, der einlenkte und zum letzten Wettkampf seiner Karriere in die USA reiste. „Nach dem Springen lag ich vorne. In der Loipe habe ich dann ständig daran gedacht, was ich erreichen kann – und ich habe es tatsächlich geschafft“, so Wehling.
Nach seiner Karriere wurde er Funktionär, vor allem in seiner Zeit als Renndirektor beim Weltverband FIS von 1992 bis 2013 wirkte er an der Entwicklung seiner Sportart mit. Als er 2016 Geschäftsstellenleiter des Thüringer Skiverbands wurde, kamen alte Vorwürfe wieder auf. Wehling bestreitet bis heute, Stasi-Mitarbeiter gewesen oder als Funktionär in das staatliche Dopingsystem eingebunden gewesen zu sein. „Da haben Leute über mich geurteilt, die nie mit mir gesprochen haben“, sagt er: „Man sitzt auf der Anklagebank und hat keine Möglichkeit, sich zu wehren.“
Seinem Sport ist Wehling noch immer verbunden, vor allem beim WSC Oberwiesenthal. Kein Wunder also, dass er die jüngsten Entwicklungen mit Sorge betrachtet. Weil das IOC keine Frauen ins Olympia-Programm aufnimmt, steht die Zukunft der gesamten Kombination in Frage. „Das ist sehr bedauerlich“, sagt Wehling und wird deutlich: „Man ist eben nicht davor gefeit, dass Leute Entscheidungen treffen, die noch nie Schnee gesehen haben.“
Seine eigenen Olympia-Meriten sind dagegen unerschütterlich. Die Medaillen habe er „gut eingelagert“, sagt Wehling, seine Ski haben es bis ins Museum geschafft. Und seine drei Olympiasiege in Folge? „Rekorde sind dazu da, gebrochen zu werden“, sagt Wehling: „Aber es wird schwer.“