Berlin-Erstmals im deutschen Sport hat sich ein Großteil einer Mannschaft gleichzeitig mit dem Corona-Virus infiziert. Die deutsche Box-Olympiastaffel hat es auf einem Trainingslehrgang in Österreich erwischt. Neben Bundestrainer Ralf Dickert befinden sich auch sechs Boxer aus dem Berliner Stützpunkt in der 25-köpfigen Delegation in Tirol.
Die österreichischen Behörden bestätigten, dass es in Verbindung mit einer deutschen Sportgruppe in Längenfeld (Tirol) zu Infektionen gekommen sei. „Es betrifft einen Großteil der Mannschaft“, sagte Sportdirektor Michael Müller vom Deutschen Boxsport-Verband (DBV). 16 der 18 Boxer sollen laut DBV von einer Infektion betroffen sein.
Namen konnte Müller aus Gründen des Datenschutzes nicht nennen. „Die Boxer befinden sich derzeit in Quarantäne. Sie weisen keine stärkeren Symptome auf. Es sind Infizierte, keine Erkrankten“, berichtete Müller. Es werde regelmäßig Fieber gemessen, außerdem müssten die Boxer, die zunächst alle auf ihren Zimmer weilen, täglich über ihr Wohlbefinden berichten. Auch danach richte sich, wann sie kommende Woche die Heimreise antreten können.
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Erstmals seit der Coronapause hatte die deutsche Staffel ab Ende August ein Trainingslager im Ausland bezogen. „Wir haben uns für Österreich entschieden, weil dort die Zahlen niedrig waren“, sagte Müller. In den letzten Tagen hat es dort jedoch einen drastischen Anstieg gegeben. So teilte die Regierung in Wien am Sonnabend mit, dass es innerhalb von 24 Stunden 869 neue Fälle gegeben habe.
Die Boxer waren eine der ersten olympischen Sportarten, die mit einer kompletten Mannschaft wieder ins Ausland gegangen sind, um in mittlerer Höhenlage zu trainieren. „Das müssen wir machen. Sonst bringt die ganze Vorbereitung auf Olympia nichts“, sagte Müller. Man habe alle Vorkehrungen getroffen, die nach Menschenermessen möglich gewesen seien: vorab zwei Corona-Tests für alle Teilnehmer, eigener Trakt im Hotel, eigener Speiseraum, nie Kontakt mit anderen Hotelgästen.
Müller ist dennoch davon überzeugt, dass die anderen olympischen Teamsportarten bald ähnliche Probleme haben werden: „Wer glaubt, dass die Vorbereitung auf Olympia ohne Coronafälle passieren wird, lebt an der Realität vorbei“, sagte der erfahrene Funktionär.
Sobald alle Boxer an die Bundesstützpunkte zurückgekehrt sind, sollen sie sich einer medizinischen Untersuchung unterziehen. Danach entscheidet sich, ob sie am nächsten Lehrgang in Schwerin teilnehmen. Als nächster wichtiger Wettkampf steht der Cologne Cup (14.-18. Oktober) in Köln an.