Ha-Ho-He: Wie soll er sein, der neue Hertha-Trainer?
Wie soll er denn nun sein, der Nachfolger von Pal Dardai als Cheftrainer von Hertha BSC? Jung oder alt, groß oder klein, dick oder dünn? Erfahren oder eher neu in der Branche? Streng oder gutmütig? Ein „Bauchtrainer“ oder ein Intellektueller? Ein Mann aus dem Ausland? Ein Trainer, der selbst ein erfolgreicher Spieler war wie einst Dardai? Oder einer, der es als Kicker nur bis in die Kreisliga geschafft hatte?
Bislang hat Manager Michael Preetz in seiner Karriere folgende Trainer verpflichtet – mit mehr oder weniger Erfolg: Friedhelm Funkel, Markus Babbel, Michael Skibbe, Otto Rehhagel, Jos Luhukay und Pal Dardai. Die beste Idee war die, seinen ehemaligen Teamkameraden Dardai zum Chefcoach zu machen…
In das Profil des Neuen soll unbedingt dessen Affinität zu jungen Profis passen, die dieser entwickeln und besser machen soll – im besten Falle. Der Neue sollte kein Kurzzeittrainer sein, sondern eine längere erfolgreiche Zeit in Berlin einläuten. Von einer „großen Lösung“ war vorige Woche die Rede. Was soll das sein? Viel Geld, um einen „großen“ Trainer irgendwo herauszukaufen oder zu verpflichten, hat Hertha eigentlich nicht.
In der Liga ist im Moment sowieso das große Stühle-Rücken bei den Trainern angesagt. Schalke und Stuttgart fahnden nach einem neuen Coach, Wolfsburg hat ihn am Dienstag in Österreich gefunden und sicher wird auch Thomas Doll am Saisonende Hannover 96 verlassen müssen. Nun sucht auch Hertha.
Die Branche schreit im Moment vor allem nach möglichst unverbrauchten Trainern, Taktik-Füchsen, die schon Erfahrung mitbringen, aber noch heiß auf den Erfolg sind und gern mit Talenten arbeiten. Eigentlich, so denke ich, wäre der junge Trainer Lucien Favre nach seiner Zeit bei Servette Genf (2002) oder auch nach den Meistertiteln mit dem FC Zürich (2006 und 2007), also vor nunmehr zwölf Jahren, solch ein Trainer gewesen, der derzeit ins Profil passt.
Bis zum Wochenende galt ein anderer Schweizer, Gerardo Seoane, 40, als heißer Kandidat bei Hertha. Der ist bereits sieben Spieltage vor Schluss der Super League Meister mit den Young Boys Bern geworden – mit einem Riesenvorsprung vor dem FC Basel.
Ich hatte mich mit diesem interessanten Mann beschäftigt, der am Sonntagabend im Schweizer Fernsehen erklärte: „Es gab viele Anfragen, aber ich bleibe in Bern.“ Es sei immer eine große Ehre und ein Zeichen von Wertschätzung, wenn Spieler und Trainer das Interesse ausländischer Vereine wecken würden, sagte Seoane. "
Seoane hätte gepasst
Der Sohn spanischer Eltern, geboren in Luzern, hätte aus meiner Sicht schon gut ins Profil der Hertha gepasst. Sieben Jahre verantwortete der ehemalige Profi die verschiedensten Nachwuchsteams des FC Luzern – von der U15, über die U18 bis zur U21. Als Markus Babbel im Januar 2018 als Profichef in Luzern abgelöst wurde, stieg Seoane zum neuen Chef auf und führte das Team von Abstiegsplatz 9 auf Rang 3. Danach kam schon der Ruf aus Bern. Als Nachfolger von Adi Hütter, der zu Eintracht Frankfurt wechselte, führte er die Young Boys in neue Höhen und wurde souverän Champion. Er ist der Aufsteiger der Saison im Trainergeschäft der Schweiz.
„Total kontrolliert“, „überaus ehrgeizig“, „sehr professionell“, „karrierebewusst“ – das sind Eigenschaften, die Schweizer Journalisten dem Trainer Seoane zuschreiben. Vielleicht aber wäre ein Wechsel in die Bundesliga zu früh für Seoane gekommen, der bislang nur eine halbe Saison bei Luzern und eine komplette Spielzeit in Bern als Cheftrainer im Profibereich tätig war. Vielleicht hat diese kurze Vita bei den Profis auch Michael Preetz davon abgehalten, Kontakte zu intensivieren.
Was nun also? Angeblich rückt David Wagner in den Fokus. Der trainierte zuletzt Huddersfield Town in der Premier League und kam mit wenigen finanziellen Mitteln zu Erfolgen. Wagner wechselte im Oktober 2015 von Borussia Dortmund II zu Huddersfield, rettete den englischen Zweitligisten vor dem Abstieg aus der Championship und führte ihn im darauffolgenden Jahr mit unglaublich geringen Mitteln in die Premier League. In der vergangenen Saison schaffte Wagner mit seinem Team mit dem geringsten Etat in der Liga den Klassenerhalt.
Die dreieinhalb Jahre in Huddersfield beschrieb Wagners Berater als "eine Reise im Düsen-Jet". Im Januar aber gab er seinen stressigen Job wegen Erschöpfung auf. Er gilt als mutig und ambitioniert. Einen deutschen Trainer mit Premier-League-Erfahrung hatte Hertha bislang noch nicht.
Geheimtipp Beierlorzer
Ich habe mit zwei ehemaligen Hertha-Stürmern über die Trainersituation gesprochen. Detlev Szymanek (40 Bundesligaspiele/14 Tore für Hertha) nennt als „Geheimtipp“ Achim Beierlorzer von Jahn Regensburg, „der eine tolle Arbeit leistet“, so Szymanek.
Torjäger Karl-Heinz Granitza (73 Bundesligaspiele/34 Tore für Hertha), der lange auch als Scout für Chelsea London unterwegs war, sagt: „Seoane wäre interessant gewesen, David Wagner hat bislang sehr solide Arbeit geleistet.“ Granitzas persönlicher Wunsch wäre ein Mann aus dem eigenen „Stall“: „Zecke“ Neuendorf, bislang erfolgreicher U17-Trainer bei Hertha. Für mich ein totaler Außenseitertipp – ohne Chance.
Hahohe