Handball-Nationalmannschaft: Heuberger und der Fehlstart

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft zahlt zum Auftakt der Ära Martin Heuberger Lehrgeld. Die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes verlor auch das dritte und letzte Spiel beim hochkarätig besetzten Supercup. Gegen den ungeschlagenen Turniersieger Spanien hieß es im westfälischen Halle am Ende 23:27 (9:11). Auf den neuen Bundestrainer Heuberger wartet bis zur EM in Serbien (15. bis 29. Januar) noch viel Arbeit.

„Wir können mit den Niederlagen umgehen. Dass es ein schweres Turnier werden würde, war uns klar“, sagte Heuberger nach den Niederlagen gegen Dänemark (26:29), Schweden (22:25) und eben Spanien. „Wir müssen reifen und in gewissen Situationen cleverer werden, dann sind wir auf einem guten Weg.“

Gegen die Spanier war vor allem die Chancenverwertung der Auswahl des Deutschen Handball-Bundes mangelhaft. Angriffe wurden zu hektisch abgeschlossen, mit Abspielfehlern machte sich das DHB-Team das Leben schwer. Es war Schlussmann Silvio Heinevetter zu verdanken, dass die Partie nicht frühzeitig entschieden war. Heuberger wird wissen, wo er ansetzen muss. Anders als gegen Spanien war seine Mannschaft gegen Dänemark und Schweden keineswegs chancenlos gewesen. Sie hatte sogar zwischenzeitlich mit jeweils fünf Toren Vorsprung geführt.

Um eine Erfahrung reicher

Heuberger nutzte das Vier-Nationen-Turnier auch zur Sichtung und wechselte konsequent durch. Gegen Schweden hatte am Samstag jeder Feldspieler des Kaders ein paar Minuten Einsatzzeit erhalten. Auch Michael Spatz, der erst am Freitag für den im Auftaktspiel verletzten Patrick Groetzki (Meniskuseinriss im linken Knie) nachnominiert worden war, bekam seine Chance. Silvio Heinevetter, gegen Spanien am Sonntag bester Deutscher auf dem Parkett, war gegen Schweden gar nicht erst im Kader gewesen. Carsten Lichtlein und der Balinger Martin Ziemer bildeten da das Duo im deutschen Tor.

Heuberger ist um die Erfahrung reicher, dass seiner Mannschaft derzeit wohl auch die nötige mentale Härte abgeht, um gegen die Besten der Welt zu bestehen. „Wir hätten mehr Cleverness und Stärke an den Tag legen müssen. Aber in solchen Situationen fehlen uns die Konstanz und ein Leader“, hatte Heuberger nach dem Spiel gegen Schweden den Finger in die Wunde gelegt. „Zum Ende haben wir die Bälle einfach weggeschmissen und zu viele Fehler gemacht“, ärgerte sich der deutsche Kapitän Pascal Hens über die wohl unnötigste der drei Niederlagen. Das Turnier-Resümee des Spielers vom HSV Hamburg fiel nach dem zusätzlichen Dämpfer gegen Spanien aber differenziert aus: „Es liegt noch viel Arbeit vor uns. Wir müssen unsere Fehler abstellen. Es war aber auch nicht alles schlecht.“

DHB-Manager und Ex-Bundestrainer Heiner Brand, der während des Supercups das Geschehen auf dem Parkett äußerlich gleichmütig verfolgt hatte, wollte den schweren Start seines Vorgängers nicht überbewerten. „Ich hätte Martin natürlich einen anderen Beginn gewünscht, aber es war, in Anführungszeichen, nur der Supercup“, sagte Brand. Heuberger hatte vorab erklärt, beim Turnier, in dem es gegen drei der besten Teams der Welt ging, nicht so sehr nach Ergebnissen zu schielen. Er wollte vor allem Formationen und taktische Konzepte ausprobieren, darunter die offensive und aggressive 5-1-Deckung, die nicht zu Brands bevorzugten Varianten gezählt hatte.

Der DHB-Auswahl, das ist keine neue Erkenntnis, fehlt ein Stück zur Weltspitze. Und es dürfte Zeit brauchen, bis eine Handschrift des langjährigen Brand-Assistenten Heuberger erkennbar wird. Der Neue setzt – etwa mit seiner Rundreise zu den Bundesligisten – durchaus zarte Akzente. Als Brand-Kopie mag Heuberger jedenfalls nicht in die Handball-Geschichte eingehen. Er lässt sich, das steht fest, keinen Schnauzbart wachsen. (fr/dapd/sid)