Heimniederlage in den Final-Playoffs: Eisbären unterliegen den Adlern mit 1:2

Berlin - Die Stimmung war doch sehr getrübt. Im Regieraum der Arena am Ostbahnhof, dort, wo am Freitagabend die Entertainment-Crew der Eisbären Berlin die letzten Bilder nach Ende der dritten DEL-Finalpartie zwischen dem EHC und den Adlern aus Mannheim auf dem Videowürfel einfing. Für die Crew waren es traurige Bilder, hatten ihre Eisbären doch daheim 1:2 verloren. Die Spannung bei den zehn Beteiligten fiel nur langsam ab, es wurde noch über das Spiel und die verpassten Chancen diskutiert. Erst gegen 23 Uhr, nach Pressekonferenz und kleiner Auswertung, klang ein langer Abend aus.

Begonnen hatte der Spieltag für die Crew schon gegen 16 Uhr. Einarbeiten, kurze Gespräche, ab 17 Uhr wurde es dann ernst. Regiebesprechung in einem Raum auf der dritten Ebene der Arena am Ostbahnhof, direkt über dem aufgeblasenen Eisbär, der die Profis vor den Spielen ausspuckt. Durch die vier großen Fenster hat man einen perfekten Blick aufs Eis, dort stehen viel Technik, sechs große Bildschirme, zehn Computer. Ohne jene 20 Menschen, die sich zweieinhalb Stunden vor dem ersten Bully im Regieraum versammeln, könnte nicht gespielt werden.

„Es geht immer irgendwie“

Weil es etwa niemanden gäbe, der das Licht bedient. Insgesamt sind es 40 bis 50 Menschen, die den Zuschauern ein unvergleichliches Erlebnis schenken wollen. „Das soll Hockey und ein Event sein“, sagt der Mann, der vorgibt, wie laut die Musik sein soll, wie hell das Licht, welches Bild über den Videowürfel flimmert. Er ist der Regisseur, will Jerry genannt werden, und ist seit dem Umzug vom Wellblechpalast in die Arena dabei. Etwa 160 Spiele, sagt er, in denen er stets alles gab für ein Ziel: „Die Menschen sollen für drei Stunden mal alles vergessen können.“

Das Ansinnen bei den Eisbären ist ein klares: Sie haben 26 Hauptrundenspiele in der Saison, dazu kommen die Playoffpartien. Diese wollen immer gefüllt sein, dabei helfen soll das Rahmenprogramm, das im Gedächtnis bleiben, Spaß bereiten soll. Das gelingt oft, fast immer ist die Arena am Ostbahnhof mit 14.200 Zuschauern ausverkauft, so wie am Freitagabend auch. Der Event gilt als der beste der Hauptstadt, weil er so ausgeklügelt ist wie kein anderer, weil es Zuschauer geben soll, die vor allem deshalb kommen, weil sie das ganze Drumherum toll finden. Und zur Not auch gar nicht so viel vom Eishockey verstehen.

Der Job im Zentrum des Eisbären-Entertainments ist stressig und planungsintensiv. Um 17 Uhr, bei der Regiebesprechung, gibt es einen fünfseitigen Rahmenplan, wo jede Aktion des Abends detailliert aufgeführt ist. Wer, wo, was, wann? Das Telefon klingelt alle drei Minuten, es gibt ein wenig Unruhe, denn: Zwei der fünf Kameras sind nicht einsatzfähig. Die Techniker werkeln, zum Spiel funktionieren die beiden Führungskameras wieder. „Es geht immer irgendwie“, sagt Regisseur Jerry.

Leiser Dirigent im Hintergrund

Als um 19.20 Uhr, 15 Minuten vor dem ersten Bully, die Einlaufshow der Eisbären beginnt, ist der erste Anspannungshöhepunkt erreicht. Alles muss nun passen, die Hymne zur richtigen Zeit, die Bilder beim Einlauf der Spielerporträts im richtigen Takt auf dem Videowürfel. „Vieles ist mittlerweile Routine“, sagt Jerry. Genauso wie die Werbeeinspieler. Diese werden in großer Frequenz eingestreut, spontan von ihm ausgesucht, erzählt Jerry. Doch er ist trotzdem daran gebunden, den richtigen Mix zu finden: Es gibt eine Strichliste, auf der sein Assistent Matti registriert, ob auch alle Sponsoren angemessen präsentiert werden.

Als es im Spiel nach neun Minuten eine Strafe gegen die Adler gibt, ist wieder die Zeit von DJ Marius gekommen. Er ist für die Musik zuständig, sitzt ein paar Meter weiter entfernt vom Regieraum, direkt in der Arena. Marius setzt wie immer bei einer Strafzeit die knallenden Türen der Strafbänke hörbar um, auch bringt er den Einspieler „Der Vogel kann doch tatsächlich sprechen“.

Diese Sequenzen variieren je nach Gegner, „wir wollen Emotionen rüberbringen“, sagt er. Neben seinem Laptop stehen vier Keyboards, jede Taste präsentiert ein Lied oder einen Einspieler: sei es für Schlägereien oder „Klatschpappenmusik“ wie er sagt. Knapp 200 Elemente hat Marius auf seinen Keyboards, er muss schnell reagieren können und vorausdenken können, um die richtige Taste zu finden. „Ich bin quasi ein leiser Dirigent im Hintergrund“, sagt er.

In der elften Minute schallt es dann „Halleluja Berlin“ durch die Arena, Richie Regehr trifft zum 1:0 für die Eisbären. „Tooor“ rufen manche im Regieraum, die Identifikation ist groß, vor allem Jerry und Regieassistent Matti fiebern mit dem Klub. „So ein scheiß Ding“, heißt es dann, als das 1:1 und das 1:2 fällt. Dann ist Schluss, auf kurzen Frust folgt aber kämpferischer Ton. „Wir sehen uns am Dienstag“, sagt Regisseur Jerry. Dafür müssten die Eisbären am Sonntag in Mannheim gewinnen. Verlören sie, gäbe es kein Wiedersehen. Dann nämlich wären die Adler Meister.