Heimsieg gegen Bochum: Union schafft den vorzeitigen Klassenerhalt
Kenny Prince Redondo sprach hinterher vom „Tor der Erleichterung“. „Es war das wichtigste meiner Karriere“, sagte er. Nun ist die Karriere des 23-Jährigen noch nicht sehr lang, aber das mindert die Bedeutung des Treffers nicht im Geringsten. Mit 3:1 (1:0) hat sich der 1. FC Union gegen den VfL Bochum im letzten Heimspiel der Saison den Verbleib in der Zweiten Liga gesichert, und dass es Redondo war, der kurz vor der Halbzeitpause zur Führung traf, war dabei keineswegs so zufällig, wie es mit Blick auf den missglückten Schuss aussah, der dem Treffer vorausgegangen war.
Redondo gehört zu der Kategorie Giftzwerg, die im Trainerjargon auch Mentalitätsspieler genannt wird. Niemals aufgeben, immer nachsetzen, und zur Not auch mal den Gegner am Trikot festhalten. Von dieser Mentalität hatte Union-Coach André Hofschneider für die so wichtige Partie alles zusammengekratzt, was der Kader zu bieten hat und in Michael Parensen und Peter Kurzweg zwei Paradeexemplare dieser Gattung Fußballer ins Team rotiert, um seinem Team Wille und Kampfkraft einzuimpfen. Dazu Dennis Daube und Grischa Prömel.
Der Plan ging auf. „Kämpferisch und leidenschaftlich war es so, wie man sich die Spieler einer Union-Mannschaft vorstellt“, sagte Steven Skrzybski. Die Eisernen gaben keinen Ball verloren, eroberten ihn Mal um Mal schon am gegnerischen Strafraum zurück. Sie rannten, sie kämpften. Vor allem Linksverteidiger Kurzweg beackerte die Außenbahn in den Anfangsminuten mit solch Inbrunst, dass ein Ball nach dem anderen in den Bochumer Strafraum segelte. „Die wollten zocken. Dem haben wir gleich einen Riegel vorgeschoben. Oft entscheidet nicht die Qualität, sondern die Mentalität“, analysierte er.
Zuschauer beschwichtigt
Wenn es mehr auf Kampf als auf Kombination ankommt, ist das sowieso Kurzwegs Spiel. An diesem Nachmittag war er aber besonders giftig. „Die Choreo war krass, das hat mich gepuscht“, sagte er. Vor dem Anpfiff hatten die Fans an den einzigen Titel des Vereins erinnert. 22 riesige Porträts der FDGB-Pokalgewinner von 1968 schmückten die Tribünen, als deren Trikotträger-Nachfolger den Rasen betraten.
Dem historischen Vorbild angemessen trug Redondo mit seinen Attacken auf VfL-Keeper Manuel Reimann dazu bei, dass der irgendwann nur noch panisch in Richtung Auslinie drosch. Und Parensen spielte dann diesen gescheiten Pass, als es allen Mühen zum Trotz doch mit einem 0:0 in die Kabinen zu gehen schien. Die Vorlage aus dem Zentrum nutzte Simon Hedlund, um von der rechten Seite Daube zu bedienen. Der traf den Ball zwar nicht wie gewünscht, aber Redondo war mitgestürmt und schob ein. Wie schon vor zwei Wochen gegen Heidenheim war es seinem Fleiß zu verdanken, dass Union jubeln durfte.
Wenn die Mentalität entscheidet, ist es allerdings auch oft ein schmaler Grat zwischen erlaubt und nicht erlaubt. Dem Führungstor waren zwei Ganzkörperrammen vorangegangen. Erst hatte Skrzybski Hedlunds Gegenspieler Danilo Soares an der Seitenlinie vom Feld geräumt und Grischa Prömel dann den Ball auf ebenso rüde Weise erobert. Auch die Fans beteiligten sich am Kampf um den Klassenerhalt, in dem sie die roten und weißen Papiere aus der Pokalsiegerchoreographie auf den jeweiligen Eckballschützen der Gäste warfen. Hier zeigte sich Redondo in seiner zweitstärksten Rolle: Er beschwichtigte die Zuschauer, damit sie den sich anbahnenden sportlichen Erfolg nicht durch ihre Störversuche gefährden.
Um das 2:0 wenige Sekunden knach Seitenwechsel kümmerten sich dann die Gäste. Marvin Friedrich schlug einen Freistoß von der Mittellinie in den Strafraum, wo sich nur zwei Menschen aufhielten: Bochums Torwart und sein Kollege Soares. Der köpfte den Ball ins eigene Tor. Auch der späte Anschlusstreffer durch Lukas Hinterseer sollte den Erfolg nicht trüben, denn im Gegenzug verwandelte Steven Skrzybski eine seiner vielen Großchancen.