5:6 nach Elfmeterschießen: Hertha BSC unterliegt bei Eintracht Braunschweig
Die Berliner führen 2:0 zur Halbzeit und kurz vor Ende der Verlängerung mit 4:3, gehen aber als Verlierer vom Feld.

2:0 zur Halbzeit geführt, 4:3 in der Verlängerung vorne gelegen und dennoch nicht gewonnen. Hertha BSC hat den Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals verpasst. Mit 5:6 im Elfmeterschießen musste sich der Bundesligist bei Zweitligist Eintracht Braunschweig geschlagen geben, den letzten Strafstoß vergab Marc-Oliver Kempf.
Der Saisonstart erfolgte bereits am Vortag. Mehrere Tausend Herthaner waren zum Fan-Fest anlässlich des 130-jährigen Vereinsjubiläums im Olympiapark gekommen, allein 5000 von ihnen nahmen im Amateurstadion Platz, als dort die Profimannschaft trainierte und sich Stürmer Marco Richter nach überstandener Hodentumor-Operation schon wieder auf der Tribüne zeigte. Es passte zum spürbaren Gefühl des Neuanfangs bei Hertha BSC, dass später mit Wilfried Kanga am späten Nachmittag auch noch einen Mann für den Angriff vorgestellt wurde. Bis 2026 hat der Franzose, der aus Bern kommt, unterschrieben, gehörte am Sonntag in Braunschweig aber natürlich noch nicht zum Kader.
Hertha BSC startet mit zwei Zugängen
In den hatten es in Jonjoe Kenny und Ivan Sunjic stattdessen zwei andere Sommerzugänge geschafft, die unter den Augen von Präsident Kay Bernstein und den mitgereisten Fans einen gelungenen Pflichtspielauftakt feiern wollten. Auch für Sandro Schwarz war es die Premiere als neuer Hertha-Trainer, bei der er sein Team im 4-3-3 auf das Feld schickte. Im Mittelfeld sollten Kevin Prince Boateng und Suat Serdar, abgesichert von Sunjic, das Trio Davie Selke sowie die beiden Außenspieler Dodi Lukebakio und Myziane Maolida in Szene setzen.
Ohne großes Abtasten gingen der Zweitligist und der Bundesligist, die sich in dieser Konstellation zuletzt im September 2020 an gleicher Stelle gegenüberstanden, vom Anpfiff weg zu Werke. Auf eine Großchance von Maolida, der in guter Schussposition im Strafraum den Ball etwas überhastet über das Tor beförderte, folgte ein langer Ball auf Immanuell Pherai. Der Braunschweiger hatte Torwart Oliver Christensen umkurvt, den Abschluss aber konnte Dedryck Boyata zur Ecke klären (5.). Was den Gastgebern in dieser Situation verwehrt blieb, gelang den Berlinern nur fünf Minuten später. Nach einer schönen Kombination im Mittelfeld war Neu-Kapitän Marvin Plattenhardt auf der linken Seite freigespielt, flankte nach innen, wo Selke zum 1:0 für Hertha BSC traf (10.).
Die Mannschaft von Sandro Schwarz ging sehr ballsicher zu Werke, spielten gerade im Mittelfeld dominant und im Angriff mit den drei Stürmern, die immer wieder ihre Positionen wechselten, sehr flexibel. Für reichlich Verwirrung, aber nicht das zweite Tor sorgte das in der 28. Minute. Abermals fehlte Maolida vor Eintracht-Keeper Jasmin Fejzic die nötige Ruhe im Abschluss und auch Selke scheiterte im Nachschuss. Fehlten Maolida in der 37. Minute nur Zentimeter als Fejzic den Schuss des Berliners noch von der Linie kratzte, konnte der Franzose wenig später auf Vorlage von Lukebakio den Ball aus kurzer Distanz zum 2:0 im Tor unterbringen (42.).
Braunschweiger Umstellungen drehen das Spiel
Die Braunschweiger Antwort auf die Berliner Dominanz gab es personaltechnisch in Form von drei Wechseln und auf dem Feld durch früheres Pressing. Konnten die Herthaner in den ersten 45 Minuten das Spiel aus der eigenen Hälfte nahezu ohne Druck aufbauen, so störten die Eintracht-Spieler nach dem Seitenwechsel bereits rund um den Berliner Strafraum, erzwangen Fehler der Berliner und verhinderten das gefährliche Flügelspiel. Ein Pfostentreffer von Pherai war ein erster Warnschuss (55.), der verwandelte Elfmeter von Brian Behrendt der Anschluss (63.) und der Ausgleich von Lion Lauberbach (66.) deckten die noch immer nicht abgestellte, aber in der ersten Hälfte gut verborgene Unsicherheit in Hertha-Defensive auf. Das Spiel war jetzt nicht nur auf der Anzeigetafel, sondern auch auf dem Feld ausgeglichen und ging in die Verlängerung.
Viel schlechter hätte die aus Berliner Sicht nicht beginnen können. Und wieder einmal sah vor allem die Innenverteidigung nicht gut aus. Marc-Oliver Kempf verlor einen wichtigen Zweikampf und Boyata kam gegen Pherai, der zum 3:2 ins leere Tor einschieben konnte, nicht hinterher (91.). Diesmal aber waren es die Berliner, die in Person von Lucas Tousart nach dessen abgefälschtem Fernschuss ausgleichen (103.) und durch Lukebakio sogar erneut in Führung gehen konnten. Aber auch das sollte nicht reichen: Bryan Henning traf zum 4:4 – das Elfmeterschießen musste entscheiden. Und tat das aus Berliner Sicht mit voller Härte.