Ein freier Tag zum Genießen für Herthas Ex-Augsburger Marco Richter

Erstmals seit dem 15. Spieltag steht Hertha nicht auf einem Abstiegs- oder Relegationsplatz. Zwei ehemalige Augsburger tragen zum fünften Saisonerfolg bei.

Konnten wieder gemeinsam über einen Sieg jubeln: die Mannschaft von Hertha BSC und ihre Fans in der Ostkurve.
Konnten wieder gemeinsam über einen Sieg jubeln: die Mannschaft von Hertha BSC und ihre Fans in der Ostkurve.City-Press

Den Gang zur Ostkurve, den Schulterschluss mit den eigenen Fans hatte es in dieser Saison eigentlich nach jedem Heimspiel von Hertha BSC gegeben. Bis vor zwei Wochen allerdings meist mit einem unguten Gefühl für die Spieler. Vier ihrer acht Auftritte im Olympiastadion gingen verloren, jeweils zweimal konnte man zusammen mit den Anhängern über einen oder drei Punkte jubeln. Nein, als uneinnehmbare Festung im Abstiegskampf wollte die Heimstätte nicht herhalten.

Zwei Partien später aber hat sich die ganze Sache etwas gedreht. Auf den 4:1-Sieg gegen Mönchengladbach hat die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz mit dem 2:0 gegen den FC Augsburg den zweiten Heimerfolg in Serie gefeiert und damit gleich mehrere Dinge auf einmal zu feiern gehabt: Erst zum zweiten Mal war die Mannschaft im eigenen Stadion in dieser Saison ohne Gegentor geblieben, zum ersten Mal hat sie in dieser Spielzeit zwei Heimauftritte in Folge als Sieger beendet und – die wohl wichtigste Nachricht – Hertha BSC hat erstmals seit dem 15. Spieltag die Abstiegsplätze verlassen.

Spieler von Hertha BSC bekommen Sonntag trainingsfrei

Dafür, und das hat sich die Mannschaft verdient, gab es am Sonntag trainingsfrei. Besonders Marco Richter konnte diese Belohnung in vollen Zügen auskosten. „Die Familie ist da, ich musste 22 Tickets organisieren, da werden wir heute ein wenig feiern“, sagte der 25 Jahre alte Fußball-Profi von Hertha BSC nach dem Spiel, dem er mal wieder seinen Stempel aufgedrückt hatte. Denn Richter hatte maßgeblich zum fünften Saisonsieg des Berliner Bundesligisten am Sonnabend beigetragen. Und das gegen seinen ehemaligen Klub FC Augsburg.

Mit seinem Schuss aus 25 Metern in der 61. Minute leitete Richter den Sieg ein, und mitbeteiligt war ein ehemaliger Herthaner. „Das war zu kurz abgewehrt von Arne, da gab es keine zwei Optionen“, sagte Richter über den Fehler von Maier. Dessen Abwehrversuch in seinem 50. Pflichtspiel für Augsburg landete genau vor Richters Füßen.

„Ich bin eh ein Typ, der mal von weiter weg schießt, und bekomme einen guten Flatterball hin“, erklärte der Hertha-Torschütze, der im Hinspiel ebenfalls bei einem 2:0 seinen ersten Treffer nach seiner Hodenkrebs-Erkrankung erzielt hatte. „Es ist immer etwas Besonderes gegen den Ex-Klub. So darf es weitergehen“, betonte Richter nun. Insgesamt war es sein drittes Tor und sein vierter Scorerpunkt in den vier Spielen gegen Augsburg, seit Richter im Sommer 2021 nach Berlin gewechselt ist.

Der Mittelfeldspieler ist spätestens nach einer Systemumstellung von Hertha-Trainer Sandro Schwarz zu einem der entscheidenden Spieler aufgestiegen. In einer Dreier- oder Fünferkette muss Außenspieler Richter mehr defensive Aufgaben als früher übernehmen, sagt aber selbst, dass die Position zu ihm passe, auch wenn er nach dem Spiel kaputter ist als früher. „Heute konnte ich mich ja ein wenig ausruhen“, kommentierte er lachend – Richter wurde in der 72. Minute ausgewechselt. Drei Minuten vorher hatte Dodi Lukebakio das zweite Hertha-Tor erzielt.

Kurz nach Richter ging in Florian Niederlechner der zweite ehemalige Augsburger frühzeitig vom Platz. „Die ganze Woche war etwas Spezielles“, sagte Niederlechner nicht nur über das Wiedersehen mit seinem alten Verein. Trotz einer Klausel, auf die sich beide Klubs beim Wechsel verständigt hatten und durch welche die Berliner laut Medienberichten 500.000 Euro extra zahlen mussten, durfte er auflaufen. „Schon seit Montag hat mir der Verein mitgeteilt, dass ich sicher spielen werde“, berichtete Niederlechner. Die Hertha kostete es etwas. Der Ex-Augsburger will es mit Leistung zurückzahlen: „Ich bin ein Spieler, der alles raushaut, bis er Krämpfe hat. Heute war es auch wieder so.“

Sandro Schwarz spricht von Gefühl der Zufriedenheit

Niederlechner sprach auch von einem Sieg der Moral, mitausgelöst durch die Umstellung des Spielsystems im Zuge des 0:3 gegen die Eintracht am 19. Spieltag. „Die inhaltliche Stabilität seit der zweiten Halbzeit in Frankfurt stellt mich zufrieden“, sagte daher Trainer Schwarz. Den Blick auf die Tabelle gestattet sich der 44-Jährige aber nur kurz: „Das ist kein befreiendes Gefühl, aber ein Gefühl der Zufriedenheit.“

Zufriedenheit darüber, dass Hertha BSC nach zwei Heimsiegen in Folge im Olympiastadion jetzt 16 Punkte in dieser Saison gesammelt hat. Auf der anderen Seite heißt das aber auch, dass in der Fremde lediglich vier Zähler geholt wurden. Die nächste Möglichkeit, auch an dieser Statistik etwas zu ändern, hat die Mannschaft am nächsten Spieltag bei den immer noch kriselnden Leverkusenern.