Ein Berliner auf dem Gladbacher Weg: Luca Netz gastiert bei Hertha BSC

Was für ein Aufschrei, als der Linksverteidiger die Berliner 2021 verließ. Nun stockt seine Entwicklung. Bei Hertha steht das nächste Talent vor dem Absprung.

Der frühere Herthaner Luca Netz kommt am Sonntag mit Borussia Mönchengladbach ins Berliner Olympiastadion.
Der frühere Herthaner Luca Netz kommt am Sonntag mit Borussia Mönchengladbach ins Berliner Olympiastadion.Norbert Jansen/imago

Vielleicht tauschen sich die beiden aus. Vielleicht hilft die Erfahrung von Luca Netz, der im Sommer 2021 von Hertha BSC zu Borussia Mönchengladbach gewechselt ist, Lukas Ullrich, der noch bei Hertha BSC kickt, bei der Entscheidung über seine Fußballzukunft. Beide kommen aus der Akademie des Berliner Bundesligaklubs. Beide sind Linksverteidiger. Beide gelten als Juwel.

Netz (19) aus Berlin-Buch verließ Hertha, als er auf dem besten Weg war, sich im Erstliga-Kader zu etablieren. Sowohl Bruno Labbadia als auch Pal Dardai, die damals Trainer waren, setzten auf den Jugend-Nationalspieler, der mit 17 Jahren sein Bundesligadebüt gab. Doch dem damaligen Manager Fredi Bobic gelang es nicht, den jungen Mann zu halten, den Hertha für zwei Millionen Euro Ablöse nach Gladbach ziehen ließ.

Luca Netz kommt mit der Borussia nach Berlin zurück

An diesem Sonntag (15.30 Uhr) kommt Netz mit der Borussia ins Berliner Olympiastadion zurück – allerdings in einer Nebenrolle. Zwar verlief die erste Saison des Verteidigers zunächst in Gladbach unter Trainer Adi Hütter sehr gut. 17 Startelf-Einsätze, dazu sieben Einwechslungen und die Beförderung ins U21-Nationalteam des DFB gaben ihm Auftrieb. Doch seit Daniel Farke im Sommer 2022 Gladbach übernahm, spielte Netz einmal nur von Beginn an, siebenmal wurde er eingewechselt.

Es sei kein Geheimnis, dass er gerne mehr Spielzeit in der Hinrunde gehabt hätte, sagte Netz in der Winterpause, nannte aber auch den Grund, weshalb es für ihn nicht wie erhofft gelaufen war: „Ramy Bensebaini ist in einer absoluten Topform – und er spielt eben links auf meiner Position.“

Vereinswechsel können Talente weiterbringen. Oder auch nicht. Trainer können auf junge Spieler setzen. Oder auch nicht. Für Sandro Schwarz, der das bei Hertha gerne täte, ist die Förderung von Talenten im Abstiegskampf gerade besonders schwierig, das Risiko besonders hoch. Andererseits: Schlimmer als nach dem Katastrophen-Start 2023 mit vier Niederlagen und 1:13 Toren kann es kaum noch kommen.

Talent Ullrich (18) scheint jedoch die Geduld zu verlieren. Laut Bild-Zeitung wird es immer wahrscheinlicher, dass er die Blau-Weißen nach Vertragsablauf am Saisonende verlässt – auch weil ein Treffen mit Bobic nach dessen Entlassung ausfiel. Mehrere Bundesligisten buhlen um den Linksverteidiger, der von Schwarz im Januar ins Trainingslager nach Florida mitgenommen worden war, aber danach nur in der U23 auflief.

Präsident Kay Bernstein präzisierte am Donnerstag noch mal Herthas Berliner Weg; sagte, es gehe nicht darum, „dass ab sofort an einem Profikader gebastelt wird, der nur aus Spielern aus Berlin und unserer Akademie besteht“. Und: „Wir wollen Kosten- und Qualitätsbewusstsein bei jeder Entscheidung.“ Trainer Schwarz entscheidet aktuell darüber, wem er die Bürde auflädt, für den Klassenerhalt zu punkten. Tabellenplatz 17 bietet allerdings wenig Raum für Experimente.