Fabio Kaufmann möchte mit Braunschweig für nächste Sensation gegen Hertha sorgen

Der 29-Jährige war bereits Teil der Eintracht-Mannschaft, die vor knapp zwei Jahren mit großem Spektakel 5:4 gegen die Berliner gewinnen konnte.

Fabio Kaufmann (l.) war vor knapp zwei Jahren dabei, als Eintracht Braunschweig mit einem 5:4 gegen Marvin Plattenhardt (r.) und Hertha BSC im DFB-Pokal erfolgreich war.
Fabio Kaufmann (l.) war vor knapp zwei Jahren dabei, als Eintracht Braunschweig mit einem 5:4 gegen Marvin Plattenhardt (r.) und Hertha BSC im DFB-Pokal erfolgreich war.imago/Revierfoto

Die nachträgliche Bewertung eines Spiels, das liegt in der Natur der Sache, hängt immer von der Perspektive ab. Der Verlierer möchte am liebsten gar nicht mehr zurück, sondern schon nach vorne blicken, der Gewinner kann gar nicht genug erzählen. Verstärkt werden diese Reaktionen im DFB-Pokal – insbesondere dann, wenn der Außenseiter den Favoriten geschlagen hat. Wenn Fabio Kaufmann jetzt über den 11. September 2020 spricht, wird schnell klar, auf welcher Seite sich der offensive Mittelfeldspieler am Abend dieses Tages befunden hat: „Das war für uns ein super Pokalabend. Ein Flutlichtspiel, das noch das i-Tüpfelchen in Form von neun Toren hatte und das absolute Highlight-Spiel der ersten Pokalrunde war.“

5:4 gegen Hertha waren 90 Minuten unter Dauerstrom

Ein 5:4, nicht etwa nach Verlängerung oder Elfmeterschießen, stand damals nach 90 Minuten plus Nachspielzeit auf der Anzeigetafel des Eintracht-Stadions, in welchem Kaufmann und seine Braunschweiger Teamkollegen als Zweitligist den Bundesligisten Hertha BSC aus dem Wettbewerb geschossen hatten. „Du hast ein Tor gemacht und direkt eins bekommen. Dann warst du mit zwei Toren vorne, hast aber gleich wieder eins bekommen. Bei einem Spiel wie dem damals bist du unter Dauerstrom“, erinnert sich der 29-Jährige. „Normalerweise feiert man, wenn man so ein Spiel gewinnt. Aber damals saß ich mit ein paar anderen Jungs einfach platt in der Kabine. Dass du so ein Spiel gewinnst, ist schon mega. Aber dazu noch neun Tore? Das war einfach sehr viel“, sagt er im Rückblick.

Nach einem Jahr in Karlsruhe ist er in diesem Sommer wieder zurück nach Braunschweig gewechselt und erlebt an diesem Wochenende ein Déjà-vu: In der ersten Runde des DFB-Pokals heißt der Gegner, wie schon 2020 und bei der 1:2-Niederlage im Jahr 2018, Hertha BSC. Zum dritten Mal in fünf Spielzeiten also fordert Eintracht Braunschweig den Hauptstadtklub und diesmal auch wieder vor ausverkauftem Stadion. Denn 2020 durften aufgrund der Corona-Pandemie lediglich 500 Zuschauer dabei sein. Nach dem Spiel ist „mein Handy explodiert. Jeder, der zu Hause vor dem Fernseher saß, hat mir geschrieben. Ich hoffe einfach, dass wir unserem Publikum am Sonntag noch mal einen solchen Pokalabend mit einem guten Ende für uns liefern können“, sagt Kaufmann.

Die Vorzeichen aufseiten des Gegners sind mit denen vor zwei Jahren durchaus zu vergleichen. Dem Deutsch-Italiener kommt „in den Sinn, dass Hertha damals in einem großen Umbruch war – genau wie jetzt“. In der Saison 2020/21 sollte Bruno Labbadia die Mannschaft stabilisieren, musste aber bereits Anfang 2021 gemeinsam mit Manager Michael Preetz gehen. In dieser Saison geht Hertha BSC mit Sandro Schwarz als Trainer in die Spielzeit und weiß nach zwei Trainingslagern und zuletzt drei Testspielniederlagen in Folge noch nicht so recht, wo die Mannschaft steht.

Aufsteiger Braunschweig hat zwar zum Auftakt der Zweitligasaison auch schon zwei Niederlagen gegen den Hamburger SV und Heidenheim kassiert, aber damit eben schon zwei Pflichtspiele absolviert. „Das Spiel selbst fängt ja bei 0:0 an. Natürlich kannst du es verlieren. Aber wenn du positiv in die Partie gehst, unabhängig von dem ganzen Drum und Dran 100 Prozent gibst und ablieferst, dann hast du eine Chance weiterzukommen“, sagt Fabio Kaufmann vor dem Duell mit Hertha BSC. „Ich habe schon ein paar Pokalüberraschungen miterlebt. Wir müssen es schaffen, einen Spirit im Team zu entwickeln. Einen Spirit, der dem Gegner zeigt, dass auch er über sich hinauswachsen muss, wenn er das Spiel gegen uns gewinnen will.“

Dardai, Mittelstädt und Uremovic wieder im Training

An diesem Spirit hatte zuletzt auch Hertha BSC im Trainingslager in England gearbeitet. Nach zwei freien Tagen kehrte die Mannschaft am Dienstag wieder auf das Trainingsgelände am Schenckendorffplatz zurück. Unter den Augen von ein paar Dutzend Fans und Sportchef Fredi Bobic war eine intensive Einheit von rund 80 Minuten zu sehen. Sandro Schwarz, der auf einem Trainer-Kongress in Dortmund weilte, fehlte, in Marton Dardai, Maximilian Mittelstädt und Filip Uremovic aber drei Spieler ins Mannschaftstraining zurückkehrten, die zuletzt angeschlagen nicht dabei waren.

Fabio Kaufmann stand bisher in beiden Zweitligaspielen auf dem Platz und freut sich bereits auf das dritte Pflichtspiel der Saison: „Das sind die Abende, die man sich als kleines Kind so unbedingt gewünscht hat. Sonntagabend, 18 Uhr, volles Haus, dazu dieses typische Szenario des Underdogs gegen den großen Bundesligisten.“ Mal schauen, wer am Ende lieber Fragen zum Spiel beantwortet.