Hertha BSC: Wenn auf Baustellen kleine Pflänzchen wachsen
Während die Fußballer von Hertha in Kienbaum ihr erstes Testspiel gewinnen, hält ihr neuer Präsident Kay Bernstein in Berlin seine erste Präsidiumssitzung ab.

Am Morgen nach dem 7:0 im Testspiel gegen den Berliner Sechstligisten TuS Makkabi auf dem Platz des olympischen Trainingszentrums in Kienbaum schwitzten die Fußballprofis von Hertha BSC drinnen im Kraftraum an Hanteln, Geräten und Faszienrollen. Am Abend zuvor hatten nach zwei Toren von Davie Selke, eines davon per Foulelfmeter, Marco Richter und Filip Uremovic vor der Pause getroffen. Dann wechselte Trainer Sandro Schwarz das Personal auf dem Rasen: Suat Serdar, Santiago Ascacibar und Vladimir Darida sorgten für die restlichen Treffer. Schwarz sprach von zwei ordentlichen Halbzeiten. „Es war eine gute Struktur, schön herausgespielte Tore, ein ordentlicher Auftritt.“
Bernstein spürt Aufbruchstimmung im Verein und in Berlin
Ungefähr zur gleichen Zeit war das neu gewählte Präsidium in Berlin-Westend an der Hanns-Braun-Straße zur ersten Sitzung mit Kay Bernstein an der Spitze zusammengekommen. Und vielleicht wünschte sich der ein oder andere der Hanteln stemmenden Fußballprofis tags darauf genau das, wovon Bernstein im ZDF-„Morgenmagazin“ sprach: eine Gießkanne. Zur Erfrischung.
Wobei Bernstein das Bild in einem anderen Zusammenhang nannte: Er habe seit seiner Wahl am Sonntag, als er bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung 54 Prozent der Stimmen bekam, eine neue Aufbruchstimmung im Verein und in Berlin ausgemacht. Es werde positiv wahrgenommen, was sich bei Hertha BSC wandelt, sagte Bernstein. Diese Aufbruchstimmung spüre auch Investor Lars Windhorst: „Die müssen wir in Energie umwandeln und jedem Herthaner eine Gießkanne geben, damit dieses Pflänzchen der Hoffnung im Graben der Zerrissenheit blüht und wir daraus unsere Energie mitnehmen für die kommenden Aufgaben“, sagte der 41-Jährige. Wie bei seiner Wahl am Sonntag trug er auch im „Morgenmagazin“ die hellblaue Hertha-Jacke mit den weißen Streifen, die in kurzer Zeit schon zu seinem Markenzeichen geworden ist wie einst die Schlabberhose von Gabor Kiraly.
Bernstein nannte seine Aufgaben für die kommenden Tage: den Aufsichtsrat ins Team holen, mit den Geschäftsstellen-Mitarbeitern und Sportchef Fredi Bobic reden, Vertrauen aufbauen, denn „Hertha BSC hat mehr Baustellen als die Stadt Berlin“.
Auch am Profiteam bauen Bobic und Trainer Schwarz noch immer. Den Abschluss des Trainingslagers in Kienbaum bildet das Testspiel gegen den Regionalligisten SV Babelsberg am Sonnabend (16 Uhr) auf dem neuen Rasen des Karl-Liebknecht-Stadions. Am 12. Juli reisen die Hertha-Spieler dann ins nächste Trainingslager nach Burton-upon-Trent in England. Bevor am 31. Juli bei Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig das erste Pflichtspiel im DFB-Pokal ansteht, sind noch Tests gegen Energie Cottbus (8. Juli), Derby County (16. Juli), Nottingham Forest (20. Juli) und West Bromwich Albion (23. Juli) geplant.