Berlin -Lukas Klünter beweist in der fußballfreien Zeit mal wieder, dass er nicht der typische Profi ist. Die Sehnsucht nach dem Tag X, an dem der Ball wieder rollt, ist bei Herthas Verteidiger dennoch enorm. „Vor allem vermisse ich das, was Fußball ausmacht. Die Kommunikation mit den Kollegen, das Miteinander“, sagt Klünter gleich zu Beginn des Video-Interviews.

Die 14-tägige häusliche Isolation, in der sich die Herthaner bis Dienstag befanden, nachdem ein Spieler positiv auf COVID-19 getestet wurde, nutzte der 23-Jährige um „runterzukommen“. Geholfen hat ihm dabei ein altes Hobby: Während viele Kollegen die Zeit vor und nach dem individuellen Trainingsprogramm vor der Spielkonsole verbrachten, griff Klünter zu Pinsel und Spachtel. „Ich wollte die Zeit sinnvoll nutzen und bin kreativ geworden. Das entspannt mich total. Und am Ende hat man etwas in der Hand, das man verschenken, versteigern oder selbst aufhängen kann“, erklärt Klünter.
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Den Beweis liefert er mit einem Kamera-Schwenk durch sein Wohnzimmer: Über dem Fernseher hängt ein Bild, das er zusammen mit seiner Freundin Rebecca gemalt hat. Stilrichtung: Abstrakte Kunst. „Wir machen das nach Lust und Launen, haben uns Videos über Acrylmalerei im Internet angeschaut“, erklärt Klünter, der im Abitur Kunst als Leistungskurs hatte.
Froh war er dennoch, als er wieder vor die Tür durfte – auch wenn nun das von Manager Michael Preetz angekündigte „verschärfte Lauftraining“ ansteht. Klünter nutzt dafür den Park vor seiner Wohnung. „Meine Beine brennen brutal“, sagt er über die Umstellung nach zwei Wochen auf dem Heimfahrrad.
Damit Hertha-Mitarbeiter nicht entlassen werden, verzichten die Profis auf Geld. „Das ist selbstverständlich für mich“, betont Klünter. „Wir können uns glücklich schätzen. Wenn man Menschen helfen kann, ist das eine gute Sache.“ Wie hoch die Abstriche sind, verrät er nicht. Während Mitarbeiter in Kurzarbeit zehn Prozent weniger verdienen, soll es sich bei den Spielern um 20 bis 30 Prozent handeln. Finanz-Chef Ingo Schiller sprach insgesamt von einer „deutlich siebenstelligen Summe“.
Neuer Impuls zum Restart
Die Corona-Krise beschäftigt Klünter nicht nur, weil seine Mutter Arzthelferin in NRW ist. „Die Situation hat sich deutlich zugespitzt“, sagt er. Dass die Bundesliga ab Mai mit Geisterspielen weitergehen soll, findet er dennoch richtig. „Es kann aber schnell wieder in eine andere Richtung gehen, sobald sich ein neuer Spieler infiziert“, erklärt er.
Der Zwangspause kann er aus blau-weißer Sicht etwas Positives abgewinnen. „Wir konnten in den letzten Wochen runter kommen, sehen was wirklich wichtig ist im Leben. Wenn es losgeht, bin ich bereit. Vielleicht hilft es uns, mit einem neuen Impuls in die Saison zu starten. Wir haben zuletzt nicht die besten Spiele gezeigt.“