Herzlich Willkommen im Millionenbusiness!
RB Leipzig wegen seiner Brause-Millionen die Ankunft in Europas Beletage nicht zu gönnen, ist nicht nur fadenscheinig, sondern unangebracht.

Leipzig-Hallo, aufgewacht, liebe Fußball-Romantiker! Äh, gibt es die Puristen unter den Fußballfans seit Corona überhaupt noch? Reiben sie sich erstaunt die Augen, dass RB Leipzig nach dem 2:1-Sieg gegen Atlético Madrid nun dort angekommen ist, wo RB Leipzig schon immer hinwollte? Der Klub mit dem Brause-Sponsor gehört seit Donnerstag in den Klub der Großen, zu den Top Vier in Europa: Herzlich willkommen im Millionenbusiness! Hier ist Erfolg noch immer das beste Geschäftsmodell.
Dass diese Maxime schon für die Erste und Zweite Bundesliga gilt, haben die Geisterspiele zur Eintreibung vereinbarter Fernsehgelder zuletzt noch mal allen deutlich vor Augen geführt. Profifußball kann nicht altruistisch sein, weder in Köpenick noch in Charlottenburg, in Leipzig ebenso wenig. Denn die Klubs hängen allesamt am Tropf der Unterhaltungsindustrie.
Warum also nicht einfach den Hut vor RB Leipzig ziehen? Warum nicht der Meinung von Kapitän Yussuf Poulsen folgen? Der findet, das, was seine Mannschaft durchgemacht hat, sei eine „außergewöhnliche Geschichte. Von der Dritten Liga bis ins Champions-League-Halbfinale. Das gab es noch nie, weder für einen Verein noch für einen Spieler. Deshalb ist es großartig.“
Dass andere Klubs eisern weiter auf Folklore setzen und das Image vom armen Arbeiterverein der Stahlwerker oder Grubenkumpel postulieren, gehört zu deren Markenkern. Selbst wenn sie parallel dazu Großkonzerne als Sponsoren gewinnen und diese Vertragsabschlüsse feiern. Spieler, Trainer, Manager, Angestellte, Klubs wollen hier wie dort nicht nur Tore sehen, sondern vor allem ihr Geld verdienen und es vermehren.
RB Leipzig wegen seiner Brause-Millionen die Ankunft in Europas Beletage nicht zu gönnen, ist daher nicht nur fadenscheinig, sondern unangebracht. Und wer nicht glauben will, dass Profifußball längst auch bloß ein Business ist, dem sei gesagt: Der Mann, der Jahr für Jahr mit Millionensummen bei Leipzigs Halbfinal-Gegner Paris Saint-Germain jongliert, ist der Unternehmer Nasser Al-Khelaifi, der in Katar nicht nur ein Ministeramt bekleidet, sondern auch Generaldirektor eines Medienunternehmens ist, das über mehr als 22 Sportfernsehsender verfügt, die auf der ganzen Welt empfangen werden.