Hoffenheim: Verunsichert durch Hopp
Dietmar Hopp hat an diesem Montag einen Termin im Kalender stehen, bei dem er in Erklärungsnot geraten könnte. Der Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim, der bislang rund 250 Millionen Euro in den Klub gesteckt hat, referiert bei der SpoBis, dem größten Sportbusinesskongress in Deutschland, zum Thema „Zehn Jahre Jugendförderung in Hoffenheim, warum sich Nachwuchsförderung lohnt.“
Der 71-Jährige dürfte dabei lediglich den von ihm immer wieder postulierten ideellen Wert der Jugendarbeit nachweisen können, hochleistungssportlich gesehen stehen Aufwand und Ertrag der Talentschmiede Hoffenheim noch in keinem akzeptablen Verhältnis.
Hopp in Erklärungsnot
Auch der neue Trainer Markus Babbel hat am Samstag beim ehrenwerten 1:1 in Bremen keinen einzigen Spieler eingesetzt, der der Hoffenheimer Fußballschule entwachsen ist. Der in der 83. Minute eingewechselte Bundesligadebütant Tobias Strobl (21) kam erst nach der A-Jugend von 1860 München nach Hoffenheim.
Hopp wird bei dem Kongress an den Stehtischen in den Düsseldorfer Messehallen auch die eine oder andere unangenehme Frage zur aktuellen Situation der Profimannschaft beantworten müssen.
Zum Beispiel die, weshalb er am 30. Januar in einem Interview noch den Wunsch geäußert hatte, dass der Trainer auch in acht Jahren noch Holger Stanislawski heißen möge, um keine acht Tage später mit dem ebenfalls schwer angeschlagenen Manager Ernst Tanner überein zu kommen, sich schleunigst mit einem Nachfolgekandidaten in Verbindung zu setzen.
Vier Tage danach war Stanislawski schon Vergangenheit.
Hoffenheim durch den Wind
Markus Babbel, am Freitag in aller Eile vorgestellt, hatte keine 36 Stunden Zeit, seine neue Mannschaft kennenzulernen und auf Werder Bremen vorzubereiten. Unter diesen Umständen wäre natürlich auch ein Unentschieden ein gefühlter Sieg gewesen, hätten die Bremer nicht erst in der 90. Minute durch Marko Arnautovic den Ausgleich geschossen. So war es denn, wie Babbel unmittelbar nach dem Spiel noch glaubte, eine „gefühlte Niederlage“.
Die sich aber im Nachgang dann schon wieder viel besser ertragen ließ. Mit Blick zurück nach Berlin kann der Trainer ja gerade gut erkennen, wie dumm es laufen kann mit einer verunsicherten Mannschaft. Dass die Hoffenheimer ziemlich durch den Wind sind, daran kann nach dem Tohuwabohu der vergangenen Tage kein Zweifel bestehen.
Umso erstaunlicher präsentierten sie sich in Bremen, wo Jannik Vestergaard die TSG schon nach vier Minuten in Führung brachte.
Botschaft an Hopp
Mit dem Punktgewinn ist aber natürlich noch längst nicht alles wieder gut im Kraichgau. „Es ist sehr viel Unruhe im Verein. Immer hausgemachte Unruhe“, hatte Torwart Tom Starke schon in der Nacht nach dem Aus im DFB-Pokal am vergangenen Mittwoch gegen Fürth messerscharf analysiert und angefügt: „Wenn wir daraus nicht lernen, wird es schwer, Erfolg zu haben. Wir wanken gerade. Der ganze Verein wankt.“
Die zentrale Forderung des Keepers: Die Spieler müssten „wissen, wer das Sagen hat“.
Man kann das durchaus als Botschaft an Dietmar Hopp interpretieren. Mal sehen, ob der heute in Düsseldorf etwas dazu zu sagen hat.