Berlin/Paris-Ihre prominentesten Landsmänner waren sogleich zur Stelle. Andrzey Duda, Polens Staatspräsident, twitterte: „Großen Dank und Glückwünsch an Iga Swiatek! Ein historischer Tag für Polen, den polnischen Sport und das polnische Tennis. Bravo!“ Wenig später meldete sich auch Robert Lewandowski, Polens Ausnahmefußballer, über die sozialen Medien zu Wort. Der Angreifer des FC Bayern schrieb ebenfalls via Twitter: „Was für ein unglaublicher Erfolg, was für eine großartige Geschichte.“
Wohl wahr. Iga Swiatek, gerade mal 19 Jahre alt und bis dato auf Rang 54 der Weltrangliste geführt, hat am Sonnabend bei den French Open in Paris als erster polnischer Tennisprofi ein Grand-Slam-Turnier gewonnen - und konnte es in einer ersten Reaktion selbst nicht glauben. Unter Freudentränen rang sie nach Worten. „Ich weiß nicht, was gerade passiert ist. Ich bin so glücklich. Es ist einfach überwältigend“, sagte die Teenagerin aus Warschau, die über die zwei Turnierwochen hinweg ohne Satzverlust geblieben war. Und: „Es ist verrückt.“ Was sich wohl auch Sofia Kenin, ihre Finalgegnerin, dachte. Denn beim 6:4, 6:1 für Swiatek hat man nicht einmal den Eindruck, als könne die US-Amerikanerin den Lauf der Dinge verändern.
Iga Swiatek kam durch ihren Vater Tomasz, der als Ruderer an den olympischen Spielen 1988 teilgenommen hatte, zum Tennis, musste vom Familienoberhaupt im Laufe ihrer Jugend, als ihr schon mal die Lust am Spiel abhandengekommen war, auch hin und wieder zum Training bewegt werden. Seit zwei Jahren arbeitet sie mit einer Psychologin zusammen, was sie nie verheimlicht, sondern immer wieder offen kommuniziert hat. Und in der Tat wirkt sie unbeschwerter, zugleich aber auch reifer als so viele andere, die sich wie sie in jungen Jahren plötzlich ins Rampenlicht geschmettert haben. Ist sie, die im Frühjahr auch noch ihr Abitur mit Bravour meisterte, also diejenige, die in Nachfolge von Serena Williams das Frauen-Tennis bestimmen wird? Boris Becker sagt: „Von ihr werden wir noch viel hören, sie wird noch viele Turniere gewinnen.“ Das ist nett gemeint, aber auch eine Bürde, mit der Swiatek nun klarkommen muss.