Iker Romero: Der imaginäre Superstar

Berlin - Kiel kommt. Nur diese zwei Worte braucht es, um jeden Handballklub in Europa zu elektrisieren. Gastiert der deutsche Rekordmeister und zweimalige Champions-League-Sieger THW, ist aller Orten die Halle voll, jeder verletzte Spieler plötzlich fit und das Adrenalin am Anschlag. Auch heute, wenn die Füchse Berlin den Spitzenklub zum DHB-Pokal-Achtelfinale empfangen (19 Uhr, Sport1), wird das nicht anders sein. Zusätzlich erfährt diese Partie Brisanz, da es ein K.-o.-Spiel ist, beide Teams ihre Chancen auf das Final-Turnier im kommenden Mai wahren wollen. Es ist ein Spiel für die besonderen Momente.

Besondere Momente? War da nicht was? Haben die Füchse nicht vor dieser Saison für ebensolche Spiele einen Mann verpflichtet? Was macht der eigentlich?

Der Spanier Iker Romero, 31, Nationalspieler und mehrmaliger Gewinner der Königsklasse, zog im Sommer mit viel Bohei von Barcelona nach Berlin. Für beide Seiten ein lohnendes Geschäft, freute sich Romero doch über die neue Herausforderung und „die schönen Körper der Frauen hier“, bekam Füchse-Manager Bob Hanning die gewünschte Aufmerksamkeit für sein Projekt. Da die breite Öffentlichkeit aber nicht wusste, dass Romero mittlerweile fußlahm ist, verkaufte Hanning seinen Zugang weiter als Topstar, der in den brenzligen Situationen noch immer für Ohs und Ahs sorgen würde. Soweit die Theorie.

Zu Höherem berufen

Die Wahrheit sieht anders aus, das dürfte ein halbes Jahr später auch dem letzten Beobachter klar geworden sein. Wenn Sven-Sören Christophersen oder Alexander Petersson die Spiele entscheiden, sitzt Romero in der Regel auf der Bank. Er ist ein Ergänzungsspieler, ein wichtiger zwar, der die etablierten Kräfte entlastet und manchmal auch Siebenmeter werfen darf. Mehr aber nicht.

Romeros Dilemma liegt darin, dass die Füchse zu erfolgreich sind und seine Positionskontrahenten auftrumpfen. Spielmacher Bartlomiej Jaszka führt überragend Regie, die Tore des linken Rückraumspielers Christophersen sind unverzichtbar. Klar, Romero war nie dafür vorgesehen, 60 Minuten zu spielen. Doch Trainer Dagur Sigurdsson vertraut auch in der Schlussphase enger Partien auf seine eingespielte Formation. Und dass, obwohl der fürstlich entlohnte Romero eben für genau jene Momente verpflichtet wurde.

Den Spanier reizt diese Situation. Er will beweisen, dass noch genug Energie in ihm steckt, dass er zu Höherem berufen ist als zu jenen 15 bis 20 Minuten, die er zuletzt auf das Parkett durfte. Die momentane Lage sei schwierig, sagt er: „Bei all meinen Stationen habe ich mehr gespielt als jetzt. Ich würde mich gern mehr zeigen.“