Kienbaum-Verteidiger Jordan Torunarigha radelte vor dem großen Regen gerade noch rechtzeitig hinunter zum Liebenberger See. Vladimir Darida schlenderte verschwitzt, aber zufrieden Richtung Spieler-Bungalows. Die Hertha-Idylle im Olympia-Zentrum in Kienbaum östlich der Hauptstadt veranlasste auch Sandro Schwarz zu einem positiven Fazit des ersten Trainingslagers. Doch der neue Chefcoach sieht beim Berliner Fußball-Bundesligisten noch ganz viel Arbeit.
Die ersten Einheiten: „Intensität“ ist Schwarz' Zauberwort. Zehn Einheiten in sechs Tagen, standen in Kienbaum auf dem Programm. Aktives Arbeiten gegen den Ball, war ganz oben auf dem Trainingsplan. Die Hertha soll sich nicht mehr wie in der abgelaufenen Krisensaison mit Passiv-Fußball in ihr Schicksal fügen. „Es wird im Laufe der Vorbereitung wieder darum gehen, komplex zu trainieren und intensiv dranzubleiben“, sagte Schwarz.
Der große Kader: Wenn am Montag auch die Nationalspieler um Kapitän Dedryck Boyata und Stürmer Krzysztof Piatek die Saisonvorbereitung aufnehmen, hat Schwarz mehr als 40 Spieler in seinem Kader - das sind natürlich zu viele. Der 43-Jährige wird aussieben müssen, um ein vernünftiges Training anbieten zu können. Von einem künftigen A- und B-Kader, will Schwarz aber noch nicht sprechen. „Das sind alles Hertha-Spieler, so werden sie erstmal behandelt. Aber wir sind mit dem einen oder anderen Spieler im offenen, ehrlichen Austausch. Dass sich die Gruppe verändern wird, dass sie zu groß ist, ist logisch.
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Verkaufs- und Leihkandidaten wie der Niederländer Deyovaisio Zeefuik oder Stürmer Dodi Lukebakio könnten sich schnell in einer separaten Übungsgruppe wieder finden. Zum zweiten Trainingslager in England (12. bis 23. Juli) will Schwarz einen Kader mitnehmen, der perspektivisch Richtung Saisonauftakt im Derby gegen Union Berlin am 6. August ausgerichtet ist.
Die vielen Gerüchte: Täglich werden in den Berliner Medien neue mögliche Spieler gehandelt. Auf den offensiven Außenbahnen sucht die Hertha schon lange nach einer Verstärkung. Schwarz belustigen die Gerüchte eher. „Wenn alles stimmen würde, hätten wir längst 47 Spieler im Kader“, sagte er mit einem Lachen. Aber: Natürlich läuft die Suche nach qualitativem Zugewinn. Im ständigen Austausch sei er mit Chefeinkäufer Fredi Bobic.
Die Torwart-Frage: Rune Jarstein steht im Test am Samstag (16.00 Uhr) beim SV Babelsberg 03 erstmals seit März 2021 wieder in einem Spiel zwischen den Pfosten. Der Norweger und Oliver Christensen (23) als Nummer eins sollen je eine Halbzeit spielen, kündigte Schwarz an. Jarstein (37) fehlte nach einer schweren Corona-Infektion und einer Knieverletzung lange - soll jetzt der erfahrene Backup sein. Läuft alles glatt, muss Bobic den Torwartmarkt nicht mehr sondieren.
Die Club-Führung: Kay Bernstein schaute in Kienbaum vorbei. Der neue Präsident kam am Donnerstagabend mit seinem Vize Fabian Drescher zu einem Grillabend mit der Mannschaft ins Trainingslager. Schwarz kommt offenbar gut aus mit dem neuen Club-Boss, der sogar noch zwei Jahre jünger ist, als er selbst. „Es war gut und wichtig, ihn zu Beginn in anderer Atmosphäre kennenzulernen, bevor man in inhaltliche Gespräche einsteigt. Es war rundum sehr, sehr gut“, sagte der Trainer.