Investoren-Deal der DFL gescheitert: Ein Sieg für den Fußball und seine Fans
Die DFL bekommt keinen Investor. Während Bayern, Dortmund und Co. vor Wut kochen, ist die Entscheidung ein Sieg für die Fans und den deutschen Fußball. Ein Kommentar.

Waren sich die Fußballfunktionäre der Deutschen Fußball Liga zu siegessicher? Auf der Pressekonferenz zum möglichen Einstieg eines neuen Investors schauten die Interims-Geschäftsführer Axel Hellmann und Oliver Leki bedröppelt drein. Auch dem DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke muss man eine passiv-aggressive Gangart attestieren. Es ist eine verdiente Niederlage für das sogenannte Fußball-Establishment.
Vielen Vereinen sei die Wettbewerbsfähigkeit anscheinend nicht so wichtig, sagte Watzke nach dem Schock, dass es erst mal keinen Einstieg eines Investors geben wird. 20 Klubs stimmten für den Antrag, elf dagegen und fünf enthielten sich. Erforderlich wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit, also das Ja von 24 Klubs gewesen.
Der Investorenplan sah vor, die nationalen und internationalen Medienrechte in eine Tochtergesellschaft auszulagern. Der Investor – zuletzt waren noch die Private-Equity-Unternehmen Advent, Blackstone und CVC im Rennen – hätte über eine Laufzeit von 20 Jahren 12,5 Prozent an der Gesellschaft erworben. Doch der Plan ging in die Hose. „Trotz der klaren Mehrheit ist für uns klar, dass der Prozess damit beendet ist“, sagte Watzke, „das ist Demokratie“, gestand er ein.
(1) Die PK der DFL-Verantwortlichen lässt uns sprachlos zurück. Laut Watzke haben die mit Nein zum Investor stimmenden oder sich enthaltenden Clubs die Solidarität der großen Vereine Borussia Dortmund und Bayern München einfach nicht verdient. pic.twitter.com/9qEjZqdCrR
— FC PlayFair! e.V. (@FCPlayFair) May 24, 2023
Aktive Fans positionieren sich gegen den Investor
Deutschlandweit haben sich aktive Fanszenen gegen den Einstieg eines Investors engagiert. Die Fans befürchteten eine starke Einflussnahme des zukünftigen Investors auf Entscheidungen der DFL. Um den Protest an die Fans und die Öffentlichkeit zu tragen, bereiteten sie Choreografien vor, verteilten Flugblätter, sangen Lieder gegen die potenziellen Geldgeber.

Sie erzeugten damit auch Druck beim eigenen Verein, forderten ein Nein ihres Herzensklubs bei der Abstimmung. Die organisierten Fußballfans mobilisierten gegen den „Irrweg der Kommerzialisierung“, wie sie im April 2023 schrieben, kritisierten „Hinterzimmer-Entscheidungen weniger Funktionäre“ und forderten einen transparenten Umgang mit den Medienrechten des deutschen Fußballs.
Aber auch Vereine der Ersten, Zweiten und Dritten Liga stellten sich gegen die Investorenpläne. Der 1. FC Köln und der FC Sankt Pauli kritisierten ebenso wie die aktiven Fanszenen, dass noch viele Fragen offen seien. Insbesondere der Zeitdruck in der Causa DFL-Investor stieß auf wenig Gegenliebe. Zudem haben mehrere Drittligisten die Pläne der DFL kritisiert, da sie befürchten, dass sie von höherklassigen Teams durch den Deal noch weiter abgehängt werden.
Das Ergebnis ist also ein guter Tag für den deutschen Fußball. Es ist ein vorläufiger Sieg für die Fans. Ohne ihren Druck auf die eigenen Vereine wäre so ein Ergebnis wohl kaum zustande gekommen. Bayern, Dortmund und Co. haben hingegen ihren Machtkampf mal verloren. „Es sollte uns in nächster Zeit niemand mehr mit Solidaritäts-Themen kommen“, sagte Watzke auf der Pressekonferenz. Eine Argumentation, die verdeutlicht: So sehen (schlechte) Verlierer aus!