Berlin-Eine Tätigkeit als Fernsehexperte im Bereich Fußball ebnet offenbar den Weg für eine Anschlussverwertung beim Bundesligisten Hertha BSC. Das legt jedenfalls die Personalie Jens Lehmann nahe, der beim Sender RTL seine Expertise abgab und im Aufsichtsrat der Berliner nun auf den Fernsehexperten Jürgen Klinsmann folgt.

Wie der 55 Jahre alte Klinsmann es mal war, ist der 50 Jahre alte Lehmann ein Wunschkandidat des Hauptgeldgebers Lars Windhorst. Wie der ehemalige Stürmer soll sich der ehemalige Schlussmann künftig um sportliche Aspekte bei den Profis kümmern.
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Bleibt der Hertha zu wünschen, dass sich damit die Ähnlichkeiten im Wirken der beiden ehemaligen Nationalspieler erschöpft haben. Klinsmann war nämlich im Februar spontan als Trainer zurückgetreten und daraufhin ebenso spontan von seinen Aufgaben als Aufsichtsrat entbunden worden. Trainer war er seit Dezember für den eher glücklosen Ante Covic gewesen.
Lehmann reüssierte ebenfalls zeitlich befristet als Coach, als Assistenzcoach, so lange zumindest, bis sein Chef Manuel Baum im April 2019 gehen musste und Nachfolger Martin Schmidt sich einen weniger dominanten Gehilfen an seiner Seite wünschte.
Klinsmann installierte als Bundestrainer übrigens Lehmann als Nummer eins im Tor der deutschen Nationalmannschaft, 2006 war das bei der Weltmeisterschaft in Deutschland. In Berlin feierten sie den dritten Platz. In Berlin schließt sich nun ein Kreis, quasi.
Und was sagt Lehmann zu seinem neuen Engagement? „Das Angebot von Lars Windhorst, an der weiteren Entwicklung von Hertha BSC mitzuarbeiten, habe ich gerne angenommen.“ Mit diesen Worten wurde Lehmann in einer Pressemitteilung von Windhorsts Tennor-Group am Sonntag zitiert. „Ich sehe dies aktuell als eines der interessantesten Projekte im Fußball“, sagte Lehmann. Fast wortgleich hatte sich Klinsmann nach seiner Berufung ins Kontrollgremium der Hertha geäußert und die Hertha als eines der spannendsten Projekte in ganz Europa tituliert.
Ob Klinsmann ähnlich über das Coronavirus denkt wie Lehmann, ist nicht bekannt. Lehmann fand unlängst in der TV-Sendung „Doppelpass“ auf Sport 1 entgegen der Meinung von Experten und Politikern, die Bundesliga-Saison ließe sich mit Zuschauern fortsetzen. „Diese Frage hat mir auch noch keiner beantworten können, warum in einem Stadion wie der Allianz Arena, wo 70 000 Leute reinkommen, warum man da nicht 20 000 reinstecken kann“, sagte Lehmann. Bei einem „Abstand von zehn Metern“ würden sich Fans in Stadion „wahrscheinlich nie in die Quere kommen“.
Apropos in die Quere kommen: Bei Hertha BSC hat ja bekanntlich vor etwa einem Monat Bruno Labbadia den Posten als Cheftrainer übernommen. Dem Aufsichtsrat wiederum gehört jetzt auch Marc Kosicke an. Der ist im Hauptberuf Berater im Fußballgeschäft. Zu seinen Klienten gehören unter anderen die Trainer Jürgen Klopp, derzeit FC Liverpool, und Julian Nagelsmann, momentan RB Leipzig. Eigentlich ganz praktisch. Aus der Perspektive von Hertha BSC zumindest.