Jubel in Köpenick: 1. FC Union feiert verdienten Sieg gegen Topteam Köln

Wie viel Freude passt in ein Fußballspiel? Diese Frage wurde aus der Sicht aller, die es mit dem 1. FC Union halten, mit einem tosenden Applaus beantwortet. Mit 2:0 (2:0) hatten die Eisernen in diesem Moment den 1. FC Köln besiegt. Aber das Ergebnis war dabei nur der finale Glückskick.

Schon vor dem Anpfiff hatte sich die Euphorie aufgebaut, als zunächst Aufstiegsverheißung und Sporting-Lissabon-Leihgabe Carlos Mané euphorisch im Kreise der Unioner begrüßt wurde und dann der Name desjenigen auf der Anzeigetafel erschien, der an diesem Tag vor zehn Jahren sein erstes Spiel für den Verein gemacht hatte. „Parensen, Parensen, Parensen“, schallte es von der Tribüne. Dass Michael Parensen in der Winterpause mit Darmstadt 98 in Kontakt gestanden hatte – geschenkt. Ersatzkeeper Jakob Busk fehlte hingegen tatsächlich im Kader. Auch er hatte Wechselgedanken gehegt, noch konkretere als Jubilar Parensen. Sie zerschlugen sich erst kurzfristig, weshalb die Konzentration möglicherweise nicht zu hundert Prozent auf das Spiel gegen Köln gerichtet war. Also nahm Nachwuchsmann Lennart Moser neben Mané und Parensen auf der Bank Platz.

Die Vorfreude hatte sich noch nicht gelegt, da brach sich die Spiellust schon ihre Bahn: Christopher Trimmel spielte überraschend für die Gegenspieler flach statt hoch auf Sebastian Polter, der raus zu Suleiman Abdullahi, und was dann folgte, war eine Kopie von Polters Tor des Monats Septembers – nur eine Nummer fantastischer: Marcel Hartel nahm den Flankenball mit der Brust an, drehte sich nach einem prüfenden Blick zum Keeper weg vom Tor und schoss per Fallrückzieher in hohem Bogen ein. Nach 25 Spielsekunden. Das einzige, was an diesem brillanten Angriff wohl nicht geplant war, war wohl die Weiterleitung von Polter. Aber hey, Ballweitstoppen sah noch nie so gut aus, wie in diesem Moment.

Erstmal eine Kreativpause

Im Anschluss nahmen sich die Gastgeber allerdings eine halbstündige Kreativpause. Die Kölner bestimmten den Rhythmus der Partie, gefährlich wurde der Ligazweite aber nur, wenn die Eisernen mithalfen. So wie nach einer Ecke von Christopher Trimmel, als dem Gast das Mittelfeld überlassen wurde, und erst Ken Reichel vor Cordoba den Konter abgrätschte. Danach durfte sich Unions Torhüter Rafal Gikiewicz auszeichnen, nachdem Felix Kroos an der Strafraumgrenze, von Kollege Manuel Schmiedebach irritiert, über den Ball trat. Gikiewicz parierte diesen Versuch von Dominik Drexler im Eins-gegen-eins ebenso wie jenen kurz vor dem Seitenwechsel. Und der gefürchtete Ex-Unioner Simon Terodde, der zuvor in 17 Spielen 22-mal für die Kölner eingenetzt hatte? Schob den Ball einmal knapp vorbei.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Unions Innenverteidiger Florian Hübner allerdings seine Torankündigung aus dem Wintertrainingslager schon wahrgemacht und in der 30. Minute einen Trimmel-Freistoß zum 2:0 eingeköpft. Dennoch wurde die rot-weiße Freude in der Wackelperiode nachhaltig getrübt: Polter zog sich die Blessur am linken Fuß zu, wegen der er kurz vor der Pause ausgewechselt werden musste. Und Kapitän Trimmel bekam die fünfte Gelbe Karte der Saison gezeigt und ist damit für das Auswärtsspiel auf St. Pauli am Montag gesperrt. Genau wie sein Abwehrpendant auf der linken Seite Reichel, der mit Gelb-Rot des Platzes verwiesen wurde (67.).

In Hälfte zwei setzte Union weiterhin auf Sekundenoffensive. Nach einer Stunde hatte Polter-Ersatz Sebastian Andersson die Chance auf das 3:0, die zweite nach dem Unterkantenlattenkopfball vor dem Seitenwechsel. Ansonsten drängte Köln, und die Berliner verteidigten – auch in Unterzahl – lückenlos. Angetrieben von knapp 20000 stehend begeisterten Heimfans. Als Parensen die letzten sieben Minuten als Zentrum einer Fünferkette mitverteidigte, war das Union-Glück komplett.