Jürgen Klopp nach Liverpool-Sieg: „Wir haben eine Mauer eingerissen“
Der zuvor kriselnde englische Meister meldet sich durch ein 3:1 bei Tottenham Hotspur im Kampf um die Meisterschaft zurück.

London-Im Regen von London brüllte Jürgen Klopp seine Erleichterung heraus. Ein lautes „Jaaa!“ ließ der deutsche Teammanager seinen Lippen entfahren, als die nervige Sieglos-Serie des FC Liverpool endlich beendet war. Man konnte Klopp ansehen, welche Anspannung das überzeugende 3:1 (1:0) am Donnerstag bei Tottenham Hotspur gelöst hatte. Doch der so ersehnte Erfolg war wegen neuerlicher Verletzungssorgen bittersüß.
Zunächst freute sich Klopp aber. „Heute Abend haben wir eine Mauer niedergerissen – das ist gut", sagte er: „Es war auch notwendig, um ehrlich zu sein.“ Immerhin hatten die Reds zuletzt fünf Ligaspiele in Serie nicht gewonnen und 486 Minuten lang kein Premier-League-Tor erzielt. Zwar ist Liverpool immer noch nur Tabellenvierter, mit 37 Punkten ist der Anschluss nach ganz oben jedoch gewahrt.
Bei Europapokal-Anwärter Tottenham und José Mourinho fand Klopps Mannschaft gerade noch rechtzeitig zurück zur eigentlich so typischen Abschlussstärke. „Es war ein guter Moment, um uns wieder ein bisschen zu zeigen. Wir sind immer noch da, das ist gut zu wissen“, sagte Klopp, um sich kurz darauf der nächsten Hiobsbotschaft zu widmen – Innenverteidiger Joel Matip ist wohl schwerer verletzt.
Stamm-Innenverteidigung fällt noch länger aus
Wie Klopp bei der Pressekonferenz nach der Partie mitteilte, zog sich der frühere Schalker eine Bänderverletzung im Sprunggelenk zu, es sehe „nicht gut“ aus. Der Abwehrspieler, der zur Halbzeit ausgewechselt werden musste, war gerade erst wieder in die Mannschaft zurückgekehrt.
Da die Stamm-Innenverteidigung mit Virgil Van Dijk (Kreuzbandriss) und Joe Gomez (Patellasehne) ohnehin ausfällt, muss Klopp kurz vor Schluss des Transferfensters ernsthaft über eine Neuverpflichtung nachdenken. Das wird aber gar nicht so leicht. Auch wenn Klopp „nicht wählerisch“ sei, wie er sagte, müsse es auch Sinn machen.
„Wenn Sie einen Innenverteidiger zu einem vernünftigen Preis haben, mit der Qualität, die wir benötigen, schicken Sie mir eine Nachricht“, sagte Klopp bei BT Sport. Zuletzt hatten Kapitän Jordan Henderson und Alleskönner Fabinho, der bei Tottenham mit Muskelproblemen passen musste, als gelernte Mittelfeldspieler immer wieder im Abwehrzentrum verteidigt.
Während es hinten merklich eng wird im Liverpool-Kader, funktioniert zumindest die ruhmreiche Offensive wieder besser. Das hänge vor allem mit den „Entscheidungen in den letzten Momenten“ zusammen, wie Klopp erklärte. Spielerisch wusste Liverpool auch zuvor zu gefallen, doch die Abgeklärtheit war abhandengekommen.
Unzufrieden mit dem Anlaufverhalten
„Wir hatten Leichtigkeit auch in den letzten Spielen, nur wir haben keine Tore geschossen“, sagte Klopp bei Sky. Passenderweise beendete der als Sorgenkind ausgemachte Roberto Firmino (45.+4) die seit dem 27. Dezember andauernde Liga-Torflaute der Reds, Klopp reckte die Arme jubelnd in die Höhe, seinem Gesichtsausdruck war die Bedeutung des Tores abzulesen. Dabei hatte der Coach den Ex-Hoffenheimer davor noch amtlich zusammengefaltet.
„Verdammte Sch**** nochmal, Bobby“, war über die Außenmikrofone auf Deutsch zu hören, weil Klopp mit dem Anlaufverhalten des Stürmers nicht zufrieden war. „Das ist dem guten Willen der Jungs geschuldet. Bobby will überall anlaufen, aber das kann er nicht machen. Wir öffnen das Zentrum“, so der 53-Jährige: „Deswegen musste ich ihm das nochmal erklären – und das geht am Spielfeldrand nicht leise." Klopps Worte hatten sichtlich gefruchtet.