Julian Nagelsmanns kniffliges Personal-Puzzle vor dem Spiel in Villarreal
Die Wechselpanne von Freiburg und ihre Folgen rückt der FC Bayern erst mal in den Hintergrund. Der Trainer muss kluge Aufstellungsentscheidungen treffen.

Berlin-Julian Nagelsmann bot extra Lucas Hernández als Kronzeugen auf, um den FC Villarreal nicht einfach als Glückslos für den FC Bayern durchgehen zu lassen. Der französische Weltmeister weiß aus vielen Jahren bei Atlético Madrid ganz genau, was die Münchner im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League an diesem Mittwoch (21 Uhr/DAZN) im nur 23.500 Zuschauer fassenden Estadio de la Cerámica erwartet: kein Abendspaziergang – eher 90 Minuten harte Arbeit.
„Es ist kein großes Stadion. Es wird gerade ein sehr schwieriger Beginn für uns werden, auch mit den Fans von Villarreal, die ihren Beitrag dazu leisten werden“, sagte Hernández am Dienstag in der Bayern-Pressekonferenz und empfahl: „Wir müssen ruhig bleiben.“ Die Wechselpanne von Freiburg und der Einspruch des Sportklubs gegen die Wertung des Münchner 4:1-Sieges werden vor dem nächsten großen Fußballabend in Europa zumindest im Team ausgeblendet. Er denke „darüber gar nicht nach“, sagte Hernández. Der Fokus liege einzig auf dem nächsten Schritt Richtung Finale in Paris. Dazu beitragen soll überraschend auch Alphonso Davies, der beim Kader-Comeback nach einer langwierigen Herzmuskelentzündung einen Kaltstart hinlegen könnte.
Julian Nagelsmann versteht Freiburger Einspruch nicht
„Ich habe schon die Idee, ihn beginnen zu lassen“, kündigte Nagelsmann an. Der Bayern-Coach äußerte zudem sein Unverständnis über den SC Freiburg, der versuche, via DFB-Sportgericht an drei Punkte zu kommen, die er „sportlich de facto nicht gewonnen“ habe. „Ich weiß nicht, ob du dir auf die Schulter klopfen kannst, solltest du international spielen aufgrund von drei Punkten, die du sportlich de facto nicht gewonnen hast. Ich wäre da nicht so glücklich. Deswegen hätte ich dem Verein klar kommuniziert, dass wir nicht Einspruch einlegen“, sagte Nagelsmann. „Ich persönlich hätte es nicht gemacht, weil ich finde, dass du den Fehler eines Dritten ausnutzt, um vielleicht zu Punkten zu kommen, weil der Druck der Fans oder der Sponsoren so groß wird.“
Nach seiner Freiburg-Kritik sprach aber auch Nagelsmann nur noch über die Prüfung in Spanien. Zu einem Vergnügungstrip an die Costa del Azahar hoben die Bayern nach dem noch im kühlen München absolvierten Training mit ihrem Charterflieger jedenfalls nicht ab. Für Villarreal sei die Champions League „eher ein Zuckerl“, meinte Favorit Nagelsmann: „Sie können befreit aufspielen und haben nicht diesen extremen Ergebnisdruck, den wir haben.“ Trotzdem ist der 34-Jährige „ganz guter Dinge, dass wir uns durchsetzen können“.
Zumal die Bayern die Auswärtsspezialisten der Königsklasse sind. Seit 25 Partien sind sie außerhalb Deutschlands ungeschlagen. Hält diese Rekordserie? Bei der letzten Niederlage in der Fremde, einem 0:3 bei Paris Saint-Germain im September 2017, hieß der gegnerische Coach Unai Emery. Und dieser 50 Jahre alte Spanier ist nun der Baumeister des Europa-League-Siegers FC Villarreal, der zuletzt Juventus Turin mit einem 3:0 in Italien aus dem Wettbewerb katapultierte. „Wir möchten weiter Geschichte schreiben“, sagte Emery am Dienstag. „Es geht darum, auch die Chance zu genießen, die wir haben.“ Die Münchner seien „natürlich Favorit und ein unglaubliches Team“. Torwart Geronimo Rulli gab sich selbstbewusst. „Wir arbeiten immer mit demselben Respekt gegen jeden Gegner“, sagte der Argentinier. Klar seien die Münchner der Favorit. „Es ist mit Sicherheit eines der besten Teams der Welt.“
Thomas Müller warnt vor Villareal
Ob des Erfolgs der Spanier gegen Juventus sind die Bayern freilich gewarnt. „Wir haben sie gegen Juve gesehen. Das werden heiße Spiele und keine Spaziergänge“, mahnte Thomas Müller. Der 32 Jahre alte Angreifer war übrigens ebenso wie Torwart Manuel Neuer schon dabei, als die Bayern vor elf Jahren bei ihrer Villarreal-Premiere einen 2:0-Sieg feierten. Nachdem sich der Münchner Kader wieder gefüllt hat, muss Nagelsmann kluge Entscheidungen bei der Personalauswahl treffen. Beim Training im kühlen München schaute er mit Wollmütze und Handschuhen genau hin. Er habe die Aufstellung schon „mit Lineal und Stift“ gemacht, sagte Nagelsmann anschließend. Drei Positionen seien aber noch offen.
Traut er neben Davies auch Niklas Süle nach wenigen Einsatzminuten in Freiburg schon wieder ein Spiel auf höchstem Niveau zu? „Bei Niki habe ich mich noch nicht entschieden“, lautete die Antwort. Offen ist auch, wer neben Joshua Kimmich im defensiven Mittelfeld aufläuft: Leon Goretzka nach seinem starken Comeback-Auftritt in Freiburg oder der auf dieser Position ebenfalls starke Youngster Jamal Musiala?
Die dritte knifflige Personalie betrifft die Offensive: Serge Gnabry oder Leroy Sané lautet die Auswahl, wenn Nagelsmann in der Abwehr wieder zur Dreierkette mit dem offensiven Außen Davies wechselt. Viel umbauen werde er nicht, verriet Nagelsmann. Das plant er zwischen Hin- und Rückspiel gegen Villarreal: „Gegen Augsburg werden wir sicherlich mehr rotieren.“ In der Bundesliga sind die Titel-Weichen ja gestellt.