K. o. zum Abschied: Box-Weltmeister Tyson Fury tritt ungeschlagen ab
Vorerst ist Tyson Fury gelungen, woran die meisten Boxer scheitern: Er hört als unbesiegter Weltmeister auf. Doch seine Frau macht Hoffnung auf ein Comeback.

Nachdem Tyson Fury sein Karriereende nochmals bekräftigt hatte, stimmte er für die 94.000 Fans im Wembley-Stadion ein letztes Ständchen an. „Ich hab’ was für euch“, raunte der auch in seinem 33. Kampf unbesiegte Profiboxer in die Londoner Nacht. „Im Namen von Jesus Christus habe ich diesen Kampf heute in diesem Land gewonnen, in meinem geliebten Zuhause, in meinem England!“ Dann setzte er zum Evergreen „American Pie“ an. Hält Fury Wort, verliert das Boxen nicht nur einen der besten Schwergewichtler, sondern auch einen einmaligen Entertainer.
Und so endgültig, wie sich Fury an diesem kühlen Frühlingsabend nach der erledigten Pflicht gegen den chancenlosen Dillian Whyte äußerte, kann es eigentlich kein Zurück geben. „Ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte“, betonte der 33-Jährige. „Ich höre als zweiter ungeschlagener Schwergewichtler nach Rocky Marciano auf. Ich war in diesem Spiel unschlagbar.“
Doping, Drogen, Depression
Umgeben von einem Meer aus Lichtern schritt Fury zum Ring, begleitet vom Song „Sex on Fire“ der amerikanischen Band Kings of Leon, den die Zuschauer lautstark mitgrölten. Der „Gypsy King“ genoss die Stimmung einen Moment lang auf einem Thron, über dem Stadion schoss Feuerwerk in den Himmel von London. Furys Überlegenheit spürte auch Whyte sehr schnell, der in eher unspektakulären Runden durch unsauberes Boxen auffiel. In der sechsten Runde war Furys britischer Landsmann reif für den K. o. – und bekam ihn auf beeindruckende Weise verpasst. Ein brachialer rechter Aufwärtshaken Furys traf genau ins Ziel und Whyte fiel einfach um. Kurz raffte sich der Herausforderer auf, doch als er nur noch durch den Ring taumelte, hatte der Ringrichter genug gesehen und brach ab.
„Es ist keine Schande. Er hat gegen den Besten der Welt gekämpft“, sagte der kaum vom Kampf gezeichnete Fury. Dieser K. o. war ein würdiges Ende für die Karriere des „Gypsy King“, der wohl eine der unglaublichsten Box-Biografien vorweisen kann. Nach dem Sieg gegen Wladimir Klitschko war der Mann aus Manchester 2015 Weltmeister der vier großen Verbände. Es folgte ein brutaler Absturz mit positiven Dopingtests, Drogensucht, manischer Depression und Selbstmordgedanken. Doch Fury kam zurück – und wurde erneut Weltmeister.
Fury plant einen Schaukampf mit Francis Ngannou
Nun geht er als solcher – angeblich für immer. Das betonte seine Frau Paris in der Nacht zum Sonntag. „Er hat nichts mehr zu beweisen. Wäre da noch etwas, würde ich sagen, mach das, Tyson. Aber da ist nichts mehr“, sagte Furys Herzensdame, die sich neben dem Profiboxer eine eigene Vermarktungsstrategie aufgebaut hat. Unter anderem schrieb sie ein Buch mit dem Titel „The magic and mayhem of life with Tyson“ („Der Zauber und das Chaos des Lebens mit Tyson“). Immerhin öffnete sie dann doch noch eine kleine Tür. „Ich denke, der einzige Grund für ein Comeback wäre ein Vereinigungskampf.“
Dabei dürfte es auch auf den Gegner ankommen. Zunächst scheint Fury jedoch ohnehin andere Pläne zu haben. Auf seiner Liste für einen Schaukampf sei Mixed-Martial-Arts-Kämpfer und UFC-Champion Francis Ngannou, ließ Fury wissen: „Ich bin ein Entertainer und das ist, was ich am besten kann.“
Fury hält den Gürtel des Verbandes WBC, der Ukrainer Oleksandr Ussyk die der WBA, WBO und IBF. Zunächst wird Ussyk den Rückkampf gegen den entthronten Champion Anthony Joshua bestreiten. Gewinnt Joshua, könnte Fury noch einmal in den Ring steigen. Schließlich waren sich beide Lager vor Joshuas klarer Niederlage gegen Ussyk schon einig und Fury sieht gegen seinen britischen Landsmann gute Siegchancen.
Bald Kind Nummer sieben für das Ehepaar Fury
Bei Ussyk liegt die Sache anders. Der Ukrainer ist brandgefährlich, kann genau das, woran alle Fury-Gegner gescheitert waren. Er geht mit schnellen Kombinationen zum Körper und zieht sich dann unbeschadet wieder zurück. Gegen Ussyk liefe Fury tatsächlich Gefahr, seinen Status als Unbesiegbarer zu verlieren. Warum sollte er es also tun? Geld wäre definitiv kein Grund. „Ich habe mehr Geld, als ich in einer Million Leben ausgeben kann“, sagte Fury. Allerdings braucht sich auch der größte Batzen Geld bei einem Lebensstil, wie Fury und seine Frau ihn pflegen, schnell auf. Und zudem hat Tyson Fury schon einmal behauptet, niemals wieder in den Ring steigen zu wollen. Mit Blick auf die vollen Ränge im Wembley-Stadion sagte er dieses Mal: „Was für ein Weg, um zu gehen“. Ob für immer, bleibt abzuwarten. Denn was ist schon ein Showman ohne Publikum? Andererseits erwartet seine Frau Paris bald das siebte Kind des Paares. Und Fury prophezeit: „Ich werde ein Familienvater und ein großes, fettes Schwein sein, dicker, als ich es schon bin.“