Katarina Witt entsetzt über Leistungen der deutschen Eiskunstläufer bei der EM

Der Berliner Paul Fentz prägt den müden Gesamteindruck der deutschen Läufer. Die Olympia-Generalprobe misslingt aber auch den anderen Athleten der DEU.

Die Berliner Paarläufer Minerva Hase und Nolan Seegert erreichten bei der Eiskunstlauf-EM noch das beste Ergebnis der deutschen Teilnehmer.
Die Berliner Paarläufer Minerva Hase und Nolan Seegert erreichten bei der Eiskunstlauf-EM noch das beste Ergebnis der deutschen Teilnehmer.Imago/Raniero Corbelletti

Berlin - Als abschließend auch noch die Deutsche Meisterin Nicole Schott durch ihre Europameisterschafts-Kür stolperte, riss Katarina Witt vor dem heimischen TV-Bildschirm in Berlin der Geduldsfaden. „Diese Fehler kann man eigentlich nicht verzeihen, sie ist lange genug dabei“, kritisierte die Doppel-Olympiasiegerin in der ARD.

Rang 13 für die 25 Jahre alte Sportsoldatin aus Essen rundete die verkorkste Generalprobe der deutschen Eiskunstläufer für Olympia in Peking unschön ab. Statt Selbstvertrauen für die Winterspiele zu erlaufen, verließen die Athleten der Deutschen Eislauf-Union (DEU) Tallinn mit einem mehr als mulmigen Gefühl.

Großes Fragezeichen bei Paul Fentz

Besonders groß waren und sind die Bauchschmerzen bei Paul Fentz. Der viermalige Deutsche Meister aus Berlin muss bezüglich einer nachträglichen Nominierung für China und den olympischen Teamwettkampf auf einen Gnadenakt am Dienstag hoffen. Ein enttäuschender 16. Platz lieferte dafür indes kaum Argumente, einen Startplatz in der Einzel-Konkurrenz hatte der 29-Jährige bereits im vergangenen Jahr verfehlt.

„Bislang haben wir vom Deutschen Olympischen Sportbund noch keine Signale empfangen. Es bleibt die Hoffnung, dass es nicht zu viele andere Präzedenzfälle gibt. Wenn doch, wird es nicht einfach werden“, sagte der in der DEU für den Leistungssport zuständige Vize-Präsident Reinhard Ketterer.

Verpatzte Generalprobe für Hase/Seegert

Immerhin: Im Männerwettbewerb blinkte das einzige kleine Lichtlein am Ende des DEU-Tunnels. Nikita Starostin, zehn Jahre jünger als Fentz, zog an seinem nationalen Rivalen vorbei und wurde 13. Noch allerdings hat der in St. Petersburg geborene und in Dortmund trainierende Russe keinen deutschen Pass – und nur rudimentäre Kenntnisse der deutschen Sprache. Daher verbat sich Ketterer Euphorie: „Nikita muss sein Sprachproblem lösen und auch auf dem Eis gibt es für ihn noch einiges zu beweisen. Mittelfristig sehe ich ihn allerdings durchaus als einen stabilen Top-Ten-Läufer.“

Aktuell dürfte keiner der bereits für Peking fest nominierten Olympialäufer mit seinem Auftritt bei der EM zufrieden sein. Selbst Rang acht fühlte sich für die Berliner Paarläufer Minerva Hase und Nolan Seegert wie eine Niederlage an. Als verpatzte Generalprobe wollte die DEU das magere Abschneiden dennoch nicht einstufen. „Ein Rückschlag war es auf jeden Fall nicht“, lautete das Fazit von Sportdirektorin Claudia Pfeifer.

DEU-Sportdirektorin Pfeifer hofft auf Olympia-Motivation

Man kenne nun den Leistungsstand und habe die Erfahrung gemacht, dass trotz der stabilen Trainings vor den EM-Auftritten in allen Disziplinen „die Wettkämpfe in die Hose“ gehen können. „Das sollte die Athleten motivieren“, meinte Pfeifer. In Peking dürften die DEU-Läufer eher noch weiter abseits ihre Kreise drehen, wenn die Eiskunstlaufstars aus China, Japan, den USA und Kanada in die Medaillenkämpfe eingreifen.

Selbst Hase/Seegert werden es bei Olympia schwer haben, unter die ersten Zehn zu kommen – zumal ihnen bei der EM die erhoffte Werbung dafür missraten ist. Aljona Savchenko, Paarlauf-Olympiasiegerin von Pyeongchang 2018, ging allerdings mit dem Duo weniger hart ins Gericht: „Es ist besser, die Fehler passieren jetzt statt bei Olympia.“