Berlin/Burton-upon-Trent-Für einen Fünf-Uhr-Tee mit Jürgen Klopp hat Sandro Schwarz keine Zeit. Vor dem Abflug nach England zum Trainingslager in der Akademie der Three Lions hat der Chefcoach von Hertha BSC seinem Team noch einmal den strammen Lehrplan verdeutlicht. „Es sind viele, viele Themen, die es zu bearbeiten gilt. Jeden Tag dranzubleiben, mit Zug, mit Intensität und Schärfe, das wird der Weg sein“, sagte Schwarz am letzten Trainingstag des Fußball-Bundesligisten in Berlin.
Am Dienstag ziehen die Herthaner in den St. George's Park nördlich von Birmingham ein, wo sich sonst Englands Nationalspieler wie Harry Kane und Raheem Sterling auf ihre Länderspiele vorbereiten. „Eine tolle Anlage mit allen Möglichkeiten, die man braucht“, schwärmte Neuzugang Ivan Šunjić am Montag. Der Kroate gehört zur durchaus üppigen Reisegruppe von insgesamt 30 Feldspielern und vier Torhütern, die Geschäftsführer Fredi Bobic eingebucht hat.
Die Debatte um den noch zu großen Hertha-Kader hat Schwarz aber mittlerweile ziemlich satt. „Es ist nichts, wo wir Bauchschmerzen haben, wenn wir im Flieger sitzen und denken, das sind aber ganz schön viele“, sagte der 43-Jährige. „Es muss sich keiner Gedanken machen, dass wir nicht vernünftig trainieren oder Testspiele bestreiten können“, fügte Schwarz an.
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Mit nach England reisen also auch potenzielle Verkaufskandidaten wie Offensivspieler Krzysztof Piatek und Dodi Lukebakio und der wechselwillige Argentinier Santiago Ascacibar. Nicht dabei ist hingegen Verteidiger Omar Alderete, der zuletzt ausgeliehen war und als sicherer Wechselkandidat gilt. Verkaufsvollzug vermeldete die Hertha noch am Montag bei Außenstürmer Javairô Dilrosun, der nicht mehr für den England-Trip vorgesehen war und zu Feyenoord Rotterdam wechselt. Stürmer Jessic Ngankam verpasst das Trainingslager wegen einer Knieverletzung.
Möglicherweise wird der Kader noch mit geplanten Neuverpflichtungen ergänzt. Die Spekulationen darüber gehören in der Hauptstadt mittlerweile zum Tagesgeschäft. Mehrere Twitter-Nutzer schreiben inkognito mit angeblichen Insider-Infos über aus ihrer Sicht fixe Transfers. Schwarz ignoriert das Thema öffentlich. Was sollte er auch sagen. „Die Situation ist nicht schwer. Sie ist wie sie ist, es ist keine große Überraschung“, meinte der Coach zu den wohl noch bis weit in den August andauernden Kader-Umbauarbeiten.
Schwarz bleibt komplett pragmatisch. Arbeit und Intensität sind seine Schlagwörter. Das Wort „Zufriedenheit“ mit der bisherigen Saisonvorbereitung verkniff er sich gerade noch, immerhin „ordentlich“ sei die Form. Neben den Testspielen gegen Derby County (16. Juli), Nottingham Forest (20. Juli) und West Bromwich Albion (23. Juli) sollen noch weitere Übungspartien vereinbart werden.
Das für Fußball-Romantiker spezielle Gastgeberland weckt bei Schwarz kaum größere Emotionen. „Der Anspruch, einen besonderen Teamspirit zu entwickeln, hat wenig mit England zu tun, aber klar es ist ein Trainingslager, zwölf Tage, es wird noch einmal eine intensive Trainingsarbeit werden“, kündigte er an. Ob er sich mit seinem in Liverpool zwei Autostunden entfernt arbeitenden Ex-Coach Klopp treffen will? „Nein, nein, wir haben nichts verabredet.“