Köln mit Coach Schaefer: Konflikt im Inneren
Köln - Es ist schon eine erstaunliche Sache mit Frank Schaefer und dem Cheftrainerposten beim 1. FC Köln. Vor genau einem Jahr ist der 38-Jährige von dieser Position zurückgetreten, das Team steckte damals tief im Abstiegskampf, die Dynamik war fatal, Schaefer hatte den Glauben verloren, er trat zurück. Nun befinden die Kölner sich einer ganz ähnlichen Situation, und Schaefer, der den entlassenen Ståle Solbakken ersetzt, sprüht nur so vor Zuversicht. „Keine Sekunde habe er gezögert“, als er gefragt wurde, ob er die Mission übernehmen wolle, er hätte es sich „vor der Stadt, vor den Fans und vor dem Klub nicht verzeihen können“, wenn er sich „aus der Verantwortung gestohlen hätte“.
Der Zauber, mit dem Schaefer die Mannschaft im Herbst 2010 mitriss und das halbe Rheinland begeisterte, war wieder deutlich zu spüren in dem tristen Raum unter der Haupttribüne des Stadions. „Wir werden an die Erfolge dieser Zeit anknüpfen“, sagte Schaefer, der das Projekt Klassenerhalt gemeinsam mit den Assistenten Dirk Lottner (Co-Trainer) und Stefan Engels (Teammanager) angehen wird. Als Schaefer gefragt wurde, was denn nun anders sei als vor einem Jahr, erwiderte er: „Die Ausgangsposition.“ Am Ende seiner ersten Zeit als Cheftrainer war Schaefer erschöpft, er wirkte erschlagen von seinen Erlebnissen im Profifußball, jetzt hat er neue Kraft.
Stanislawski bleibt Favorit
Dem Vernehmen nach war ein Grund für Schaefers Rücktritt vor einem Jahr allerdings auch, dass sich Teile der Mannschaft gegen ihn formiert hatten. „Wir schaffen es nur, wenn wir uns absolut als Einheit präsentieren“, sagte Schaefer nun, wohl wissend, dass der Zuspruch im Team zum Problem werden könnte. Denn der heterogene Kader voller schwieriger Persönlichkeiten ist ein schwerer Ballast auf dem Weg zum Ligaverbleib.
Vor einem Jahr gab es eine Fraktion, die gut mit Sportdirektor Volker Finke klarkam und eine Schaefer-Fraktion, später verlief der Trennstrich im Team zwischen den Solbakken-Freunden und den Finke-Anhängern. Mit der Entlassung Finkes glaubte der Klub, den Konflikt lösen zu können, doch das war ein fataler Trugschluss, danach gab es eben die Solbakken-Anhänger und Solbakken-Skeptiker, und Schaefer, der neue Mann, war schon einmal Teil des Problems. Als Integrationsfigur, der den heterogenen Haufen eint, taugt er eher nicht.
In diesem Zusammenhang sind Meldungen der Bild und des Kickers interessant, angeblich wurde auf Wunsch einzelner Spieler tatsächlich darüber nachgedacht, den beurlaubten Finke in den Posten des Rettungstrainers zu befördern. Das sei nicht wahr, sagte Horstmann nun. Mit einer solchen Rückholaktion hätte sich die Klubführung aber auch endgültig lächerlich gemacht. Wobei der Ruf der Herren ohnehin ruiniert ist. Horstmann und der Verwaltungsratchef Werner Wolf haben viel zu lange an Solbakken festgehalten, ihnen fehlte der Sachverstand für ein fundiertes Urteil über die Arbeit des Norwegers. Schaefer wird nun „bei null“ anfangen, wie er sagt, Sokbakkens Taktik modifizieren, und die suspendierten Spieler wie Slawomir Peszko und Milivoje Novakovic wieder einbinden.
Und weil das Schaefer-Engagement zeitlich beschränkt ist, können vielleicht auch die Skeptiker ihre privaten Befindlichkeiten dem großen Projekt Klassenerhalt unterordnen. Nach dem Saisonende wird Schaefer, der sich zuletzt um den Nachwuchs und verliehene Spieler kümmerte, nämlich wieder abgezogen und in eine Position befördert, die noch keinen Namen hat. Die Suche nach einem neuen Trainer läuft also schon, der Favorit ist nach wie vor Holger Stanislawski.