Klub-WM in Saudi Arabien: Das Geschrei ist groß, doch es ändert sich nichts

Im bezahlten Fußball geben konzernähnliche Verbände wie die Fifa den Ton an. Ihr Motto lautet: mehr Wettbewerbe, mehr Geld und weniger Skrupel. Ein Kommentar.

Fifa-Präsident Gianni Infantino 
Fifa-Präsident Gianni Infantino Mazen Mahdi/AFP

Reden wir über den bezahlten Fußball. Über die Phase der Wintertransfers zum Beispiel, die nun auch in den letzten europäischen Ligen endet. Reden wir über Enzo Fernández, der für 121 Millionen Euro zum FC Chelsea wechselt; das ist die höchste jemals für einen Profi ausgegebene Summe in der Premier League. Die ist Europas Premiumprodukt mit einem Umsatz von 5,5 Milliarden Euro jährlich. In ungefähr der gleichen Höhe schloss der Weltverband Fifa den Bilanzzeitraum 2022 ab.

Reden wir also übers Geschäft und deshalb nun auch über die Klub-WM. Für den Dezember dieses Jahres hat die Fifa den Wettbewerb nach Saudi-Arabien vergeben oder besser: verkauft. Gleichzeitig könnte das Land bei der Weltmeisterschaft der Frauen im August in Australien und Neuseeland Werbung für sich als Reiseziel machen. Marketing für eine absolute Monarchie, in der Menschenrechte nicht viel gelten, Regimekritiker ausgeschaltet werden: Vor einem Jahr zum Beispiel wurden an einem einzigen Tag 81 angebliche Terroristen hingerichtet.

Wieder ist jetzt der Aufschrei groß. Zu Recht, denn ein Unternehmen wie die Fifa mit seinen weltweit populären Produkten sollte darauf achten, mit wem es Geschäfte macht, wessen Image es mit seinem Sport reinwäscht. Vielleicht nicht ganz so groß war der Aufschrei, als im Herbst bekannt wurde, dass die Bundesregierung Rüstungsexporte an die Saudis genehmigte, die im Jemen-Krieg eine Militärkoalition anführen. In überschaubaren Grenzen hält sich zudem die Kritik an deutschen Großkonzernen, die in dem Land aktiv sind.

Fußball genießt eben besondere Aufmerksamkeit, ist ein globales Kulturgut. Als Problem am bezahlten Fußball erweist sich, dass er sich im Besitz von Konzernen befindet, der Fifa etwa, die sich als Verband tarnt und rechtlich als Verein firmiert. An der Konzernspitze steht Präsident Gianni Infantino, der sein Gefolge durch Zuwendungen bei Laune hält. Die Idee der Klub-WM passt in diese Konstellation: Champions kontinentaler Meisterschaften drehen am Jahresende eine Extrarunde.

Klub-WM künftig mit 32 Teams?

Der sportliche Wert ist überschaubar, doch schon plant Infantino, das Turnier statt wie bisher mit sieben künftig mit 32 Teams auszutragen. Das aufgeblasene Konstrukt soll ab 2025 nicht mehr alle zwei, sondern vier Jahre stattfinden, ähnlich der WM für Nationalmannschaften. Mehr Wettbewerbe, mehr Geld lautet die Handlungsmaxime. Weniger Skrupel bei der Wahl der Geschäftspartner sind kaum möglich, weitere negative Überraschungen nicht auszuschließen.

Anders als eine Regierung, die Exporte von Waffen an Kriegsparteien genehmigt, lässt sich das Management eines Verbandskonzerns nicht einfach abwählen. Vorrangig finanzielle Interessen bestimmen die Meinungsbildung, schließen manche Marktteilnehmer ein und andere aus. Den Weltverband der Fußball-Ligen jedenfalls haben Infantinos Pläne für die Klub-WM überrascht. Die Ausrichter der Frauen-WM waren in Sachen Saudis nicht involviert.

Bleiben die Fans und das Korrektiv von Angebot und Nachfrage. Findet ein Produkt keine Abnehmer, wird es den Kundenwünschen angepasst oder eingestellt. Im Fußball funktioniert dieser Mechanismus nicht. Denn der Markenkern ist unverwüstlich attraktiv, das Spiel und die Kunst der Spieler. Deshalb wird es im Fall der Klub-WM so sein wie bei jeder Entgleisung abseits des Platzes: Die Wellen schlagen hoch, die Kritik verebbt, es entsteht ein Zyklus von Skandal zu Skandal. Und am Ende ändert sich nichts.