Die European Championships, diese Multisportveranstaltung, bei der in München neun Sportarten in zehn Tagen ihre Europameister ermittelt haben, kann man getrost als Erfolg bezeichnen. Sie brachten dem Sport abseits des Fußballs Reichweite, den Athletinnen und Athleten ungewöhnlich große Aufmerksamkeit – durch viele Sende- und Streaming-Minuten, deren Einschaltquoten die öffentlich-rechtlichen Sender entzücken. Und sie haben die Münchner dazu bewegt, die Olympiastätten von 1972 in Scharen zu besuchen.
Sofort folgt der Ruf nach einer deutschen Olympiabewerbung
Die Begeisterung hat zu dem Reflex geführt, der immer wieder folgt, wenn wie 2009 bei der Leichtathletik-WM in Berlin oder 2018 bei der ersten Ausgabe der European Championships in Berlin und Glasgow eine Dynamik des faszinierten Miteinanders in Hallen und Stadien entsteht: zum Ruf nach einer Olympiabewerbung.
Dabei zeigen die European Championships von München doch gerade, wie begeisternd eine Emanzipation von all dem sein kann, was das Internationale Olympische Komitee (IOC) anhand seiner Kommerzausrichtung von Olympia-Gastgebern fordert.
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Statt 33 Sportarten wie zuletzt in Tokio gastieren in München neun. Statt der offiziell ausgepreisten elf Milliarden Euro wie in Tokio kostet die Multi-EM in München 130 Millionen Euro. Dafür können Stadt und Veranstalter ihr Unterhaltungsprogramm frei wählen und eigene Sponsoren akquirieren. Sie nutzen im Zeichen der Nachhaltigkeit Sportstätten, die längst vorhanden sind.
Die Ablehnung deutscher Olympiabewerbungen bei den jüngsten Volksbefragungen hat gezeigt, dass die Menschen dem IOC und dessen Propaganda misstrauen. Sie merken, ob etwas für sie, die Athleten, den Sport gemacht ist. Daher ist das vergleichsweise junge Format der European Championships eines, das gegen eine reflexartige deutsche Olympiabewerbung spricht – und nicht dafür.