Kommentar zu Vettel: Vettels Format
Vor vielen Jahren dem Schulalter entwachsen, ist Fernando Alonso am Sonntag endlich erwachsen geworden. Er verlor seinen letzten Jugendtitel: jüngster Doppelweltmeister. Den trägt jetzt Sebastian Vettel, der dem Spanier damit alle Adoleszenz-Rekorde abgeknöpft hat: jüngster Weltmeister, jüngster GP-Starter, jüngster GP-Führender, jüngster GP-Sieger, jüngster Double-Sieger (Pole und Rennen) und jüngster Triple-Sieger (Pole, Rennen, schnellste Runde).
Das hält nicht jeder aus, zumal Alonso vor einem Jahr nur einen Sieg davon entfernt war, den Deutschen für lange Zeit auf die hinteren Seiten der Formel-1-Annalen zu verdrängen. Hätte nur in Abu Dhabi gewinnen müssen – und er wäre jüngster Dreifach-Weltmeister und Vettel nur Einmalchampion – ohne Fußnote. So aber: Alonso gratulierte Vettel zum Titel, nannte ihn einen Großen der Branche. Aber groß von historischem Format – das kam ihm nicht über die Lippen. „Manche Piloten“, so der Spanier, „erinnert man mehr als andere, auch wenn sie weniger gewonnen haben.“
Da hat er recht. Trotzdem sollte Vettel dem Ferrari-Piloten zugeneigt bleiben: Alonso ist nicht frei von persönlichen Motiven. Ein Blick zu Red Bull hinüber − und in die eigene Garage − ist derzeit kein Vergnügen. Und er hat Vettel einen Hinweis darauf gegeben, wofür es sich lohnen könnte, weiter ans Limit zu gehen: die historische Anerkennung. Die nämlich steht noch aus.
Das liegt zum einen an Vettels Alter, auch am fehlenden Abstand zu seinen Erfolgen. Vor allem aber sitzt er seit zwei Jahren im schnellsten Auto der Branche, was zwar zeigt, dass Vettel exzellent damit umgehen kann, gleichzeitig aber verbirgt, was er sonst noch so drauf hat. Nicht zuletzt, mit einem langsameren Auto gewinnen zu können. Diese Qualität zu zeigen, dafür fehlt ihm momentan allerdings jegliches Talent. Er müsste vom Gas gehen.