Kommentar zu Weidenfeller: Der neue Fußballgott
Es ist vollbracht. Joachim Löw hat Roman Weidenfeller in den Kader der Nationalmannschaft berufen. Das jahrelange Barmen und Zetern der Klubführung von Borussia Dortmund hat doch noch Erfolg gehabt. Der Affront wäre auch zu groß gewesen, wenn der Bundestrainer den BVB-Keeper schon wieder draußen gelassen hätte, nachdem er ihn noch am Mittwoch in der Champions League beobachtet hatte.
Und bei einem 24er-Kader kann man den Watzkes und Klopps schon mal einen kleinen Gefallen tun, erst recht, da es es sich um einen von ganz wenigen Bundesligatorhütern handelt, die derzeit in der Lage sind, ein Fußballspiel unfallfrei und ohne Slapstickeinlage zu überstehen.
Die Sache hat nur einen kleinen Haken. Wenn Weidenfeller kommt, will er auch spielen. Und einen zweiten Haken noch dazu: Wie wird Löw ihn wieder los? Kann er den Dortmunder tatsächlich am 15. November in Italien oder am 19. November in England ins Tor stellen und dann, nach erwartbar guter Leistung, einfach wieder abschieben? Kann er es sich erlauben, ihn gar nicht aufzustellen, mit Rücksicht auf den leicht reizbaren Manuel Neuer, der gar zu gern auch in San Siro und Wembley an den Flanken vorbeigreifen möchte?
Der Bundestrainer wird sich all das gut überlegt haben, weshalb die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass er Weidenfeller als dritten Torwart für die WM im Auge hat, so wie er 2010 den Veteranen Hans-Jörg Butt mit nach Südafrika nahm. Der kam dann im Spiel um Platz drei gegen Uruguay (3:2) zu seinem zweiten Länderspiel – zehn Jahre nach seinem ersten.
Weidenfeller hat noch nie im Nationalteam gespielt, und wäre mit 33 Jahren der älteste Torwart-Debütant aller Zeiten. Zwei Jahre älter noch als einst Toni Turek, für den es trotzdem noch zum Fußballgott reichte. So weit wird es der Dortmunder nicht bringen. Torwart Nummer drei bei einer WM, das heißt vor allem: Stillhalten und gute Laune verbreiten. Nicht unbedingt Stärken von Roman Weidenfeller.