Kommentar zum Hertha-Investor: Lars Windhorst? Auf eigene Gefahr!
Was haben eine Berliner Filmproduktionsfirma, das Fuchsschwanzgewächs Quinoa und gelbe Kurkumaknollen mit einer Schiffbaugesellschaft aus Flensburg, italienischer Unterwäschemode und elektronischen Fußfesseln gemeinsam? Wirklich nur eins, den Namen Lars Windhorst. Gestatten, das ist ein talentierter Geschäftsmann und eloquenter Menschenfänger, 42 Jahre alt, geboren in Rahden zwischen Bielefeld und Bremen, den Helmut Kohl einst als „Wunderkind der deutschen Wirtschaft“ bezeichnete und den man heute, nach zwei Pleiten 2004 und 2009, und jeweils gelungenen Comebacks ruhig Finanzjongleur nennen darf – weil er mit Firmen wie mit Jonglierbällen umgehen kann.
Das Prinzip Windhorst funktioniert im Grunde so: Rein in den Privatjet und dann um die Welt zu den sehr reichen bis superreichen Menschen, um das vagabundierende Kapital in Niedrigzinszeiten einzusammeln. Dafür kauft Windhorst Unternehmen und verkauft sie wieder mit Gewinn, um seine Geldgeber zu bedienen – wenn es gut läuft. Und wenn nicht? Was passiert, wenn mal ein Bällchen zu Boden fällt? „Wer bei ihm investiert, muss selbst die Risiken und Chancen auf eigene Gefahr hin einschätzen“, schrieb die Wirtschaftswoche vor ein paar Tagen.
Folgen der Internationalisierung
Nun also Fußball, Hertha BSC. Das ist ein Klub, der es aus eigener Finanzkraft nicht schafft, die ambitionierten Ziele zu erreichen. Für 125 Millionen hat sich Windhorst eingekauft, vorerst hat er sich 37,5 Prozent der Klubanteile gesichert. Man darf Finanzchef Ingo Schiller zu diesem Deal gratulieren. Muss es aber nicht.
Profifußball war schon immer von kommerziellen Interessen getrieben. Nur waren diese früher lokal, höchstens national begrenzt. Das versprach, was man heute hier und da vermisst: Bindung, Identität und Glaubwürdigkeit. Als Eintracht Braunschweig 1973 ein Hirschgeweih auf der Brust trug, war das Stadion keine dreißig Kilometer von der Schnapsfabrik entfernt.
Heute ist das Geschäft global vernetzt, achten die deutschen Fußballfunktionäre auf die Bedürfnisse des asiatischen Markts, werden Büros in New York, Rio, Tokio eröffnet. Hertha macht da natürlich mit, ein bisschen zumindest, denn Internationalisierung ist das Gebot der Stunde. Wer bekannter werden will, wer mehr Geld braucht, öffnet sich nach allen Seiten. Vielleicht kann ja Windhorsts Schiffbaugesellschaft etwas für den Herthadampfer tun. Ansonsten gilt: Wenn in Köpenick ein Immobilienkrake heimisch werden darf, wird ein Finanzhai in Charlottenburg kaum noch Schrecken verbreiten.