Langsam, aber sicher: Füchse-Rückraum Drago Vukovic versucht sich an einem Neustart

Seuchenjahr, das ist ein Ausdruck, der im Profisport gerne bemüht wird. Und auch für den Umgang damit gibt es eine gern mal zum Einsatz gebrachte Phrase: Mund abwischen, weitermachen. Ganz so einfach ist es dann aber häufig nicht. Besonders dann nicht, wenn der Rückschlag gänzlich unverschuldet ist, etwa wenn eine Krankheit oder eine schwere Verletzung einen Sportler aus der Bahn wirft. Wie auch im Fall Drago Vukovic, seines Zeichens Rückraumspieler beim Handball-Bundesligisten Füchse Berlin.

Wenn am Sonntag der Aufsteiger aus Ludwigshafen zum Saisonauftakt bei den Füchsen gastiert (15 Uhr, Max-Schmeling-Halle), hofft auch der kroatische Nationalspieler auf einen Neustart. Acht Monate sind vergangen, seitdem er in der Partie gegen die Rhein-Neckar Löwen einen Sehnenriss in der rechten Schulter erlitt, ausgerechnet in seinem Wurfarm. Acht Monate kein Handball spielen. Stattdessen: Operation, Reha, Aufbautraining.

„So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt der Kroate, als er im Trainingszentrum in Hohenschönhausen von seiner Leidenszeit berichtet. „Die längste Verletzung, die ich bis dahin hatte, waren vier Wochen, nach einer Meniskusoperation.“ Dieses Mal war der Genesungsprozess deutlich langwieriger. Und schmerzhafter. „Die ersten Wochen waren die schlimmsten. Zwei Monate musste ich eine Schiene tragen, konnte kein Auto fahren, gar nichts. Ich hatte viele Schmerzen beim Schlafen. Und dann die Physiotherapie. Die Schmerzen waren unglaublich.“

Die Schmerzen sind das eine. Für den 34-Jährigen, der jetzt in seine sechzehnte Profisaison geht, bedeutete aber besonders der Verzicht auf den Ball eine große Herausforderung. „Die ersten vier, fünf Monate ging es nur um Beweglichkeit. April, Mai, in der Zeit habe ich kaum Fortschritte gemacht. Das war eine schwere Zeit. Da musste ich durchhalten.“

Er soll behutsam an seine neue alte Rolle als defensivstarker Routinier herangeführt werden

Er tat es. Und die Erleichterung darüber ist ihm jetzt deutlich anzumerken. „Ich hatte große Unterstützung vom Team und von allen im Verein“, sagt er und fügt lachend an: „Unseren Konditionstrainer kann ich aber erst mal nicht mehr sehen, den hab ich jetzt sechs Monate jeden Tag gesehen.“

Ausgezahlt hat es sich allemal, bei der Klub-Weltmeisterschaft in Doha vergangenes Wochenende konnte Vukovic schon mal ein paar Minuten auf die Platte. Auch jetzt, in der Bundesliga, soll er behutsam an seine neue alte Rolle als defensivstarker Routinier herangeführt werden, wenngleich er aufgrund seines Alters schon damit rechnet, dass er womöglich künftig mehr Pausen brauchen wird. „Seine Erfahrung wird uns noch helfen“, sagt Trainer Velimir Petkovic. Und: „Wir werden sehen, wie schnell er wieder auf sein altes Leistungsniveau zurückfindet.“

Da ist der Olympiasieger von 2004 trotz aller Euphorie um seine Rückkehr nämlich lange noch nicht. „Es fehlt noch etwas an der Wurfgeschwindigkeit und an der Beweglichkeit in der Hand“, sagt Vukovic, öffnet und schließt sie demonstrativ ein paar Mal. Auch jetzt geht er vor jedem Training erst noch in den Kraftraum, die Schulter auf die Belastung vorbereiten. „Ich bin auch nicht mehr so jung, ich muss auf mich aufpassen.“

Eine realistische Einschätzung – denn noch einmal von so einer Verletzung zurückzukehren, wäre wohl kaum vorstellbar. Dass sich dieser Gedanke jetzt auf sein Spiel auswirkt, ist für ihn dennoch ausgeschlossen: „Drei Jahre will ich noch spielen, aber ich habe keine Angst. Mein Kopf ist frei.“ Was für ihn wohl auch die Voraussetzung für sein Lebensmotto ist. Es lautet: „Immer alles geben im Hier und Jetzt.“