Schnelle Beine: Mihambo und Klosterhalfen auf Titeljagd bei EM in Istanbul
Malaika Mihambo und Konstanze Klosterhalfen sind die größten deutschen Hoffnungen für die Hallen-EM. Überschattet wird das Event von der Erdbebenkatastrophe.

Nach all den Trainingslagern in Südafrika oder Kenia genoss Konstanze Klosterhalfen zuletzt die Zeit zu Hause. Bei ihrer Familie im Rheinland sammelte das Lauf-Ass noch einmal Kraft für die Hallen-Europameisterschaft, die an diesem Donnerstag beginnt. „Wie weit nach vorne es in Istanbul gehen kann, werden wir sehen“, sagte Klosterhalfen: „Es ist wieder eine neue Situation, und ich freue mich auf die Herausforderung.“
Klosterhalfen ist eine der wenigen großen deutschen Hoffnungen für die Titelkämpfe – genau wie Malaika Mihambo. Für beide soll es am Bosporus ganz nach vorne gehen. Denn: Winter-Gold fehlt der Olympiasiegerin, Weltmeisterin und ehemaligen Europameisterin Mihambo tatsächlich noch in ihrer beeindruckenden Sammlung. „Einen internationalen Titel unter dem Hallendach habe ich noch nicht, den würde ich mir gerne noch holen“, sagte die 29-Jährige: „Das wird nicht einfach werden, aber ich freue mich darauf.“
Wettkämpfe in Istanbul im Schatten der Erdbebenkatastrophe
Nicht einfach – das könnte auch das Motto dieser Hallen-EM sein. Denn natürlich stehen die Wettkämpfe im Schatten der Erdbebenkatastrophe im Süden der Türkei und in Syrien mit den vielen Toten. „Diese Meisterschaft wird nicht sein wie jede andere“, hieß es vom europäischen Leichtathletik-Verband. Die Trauer wird immer mitschwingen, Feierlichkeiten bei Rahmen-Events werden auf ein Minimum reduziert. Und von jeder verkauften Eintrittskarte soll ein Euro als Spende an die Erdbebenopfer gehen.
Während Stars wie Stabhochsprung-Weltrekordler Armand Duplantis (Schweden), Sprint-Europameisterin Gina Lückenkemper oder Zehnkämpfer Niklas Kaul sich schon jetzt ganz auf den Sommer mit der WM in Budapest konzentrieren, rennt Klosterhalfen ganz bewusst in Istanbul. Gerade wegen des Highlights im Sommer. Die Rempeleien und die Taktik eines Meisterschaftsrennens kann man schließlich kaum trainieren.
„Ich brauche das für den Sommer und hoffe, dass ich auf allen Strecken in alter Stärke unterwegs sein werde“, sagte Klosterhalfen, die mit ihren 8:34,89 Minuten die Nummer eins der Meldeliste über 300 Meter ist. Vielleicht fällt in Istanbul sogar ihr deutscher Rekord von 8:32,47 Minuten. „Ich weiß, dass da noch etwas drinsteckt“, sagte die 5000-Meter-Europameisterin vor den Vorläufen am Donnerstag. Das Finale steigt dann am Freitag.
Dabei war „Koko“ Klosterhalfen überhaupt nicht sicher, ob sie in Topform in die Hallensaison starten würde. Schließlich war die Zweite der Hallen-EM von 2019 über 3000 Meter einen Tag nach einem vierwöchigen Trainingsaufenthalt im kenianischen Iten in Dortmund an den Start gegangen. „Ich wusste gar nicht, wo ich stehe“, berichtete sie nach dem abrupten Wechsel von der Straße auf die Hallen-Bahn.
In dem 2400 Meter hoch gelegenen „Home of Champions“, wie die rund 300 Kilometer von Nairobi entfernte Kleinstadt genannt wird, hat sie nicht nur hart trainiert. „Das ist ein ganz besonderer Ort. Da trainieren die Besten, das gibt einem noch einmal Selbstbewusstsein“, sagte Klosterhalfen. „Wenn man sieht, wie locker und schön die Kenianer laufen, gibt es einem ein gutes Gefühl.“ Und auf Instagram berichtete Klosterhalfen ihren 114.000 Followern von „einem Monat voller Liebe zum Laufen, Freude, Tränen, vielen neuen Leuten und guten Erinnerungen!“
Klosterhalfen will Gefühl für Wettbewerbstaktik bekommen
In Kenia habe sie viel an der Schnelligkeit gearbeitet, „um das schnelle Bein wiederzufinden“. Den Start bei der Hallen-EM wolle sie nutzen, um wieder das Gefühl für die Taktik in einem Meisterschaftsrennen zu bekommen. „Ich brauche das für den Sommer und hoffe, dass ich auf allen Strecken in alter Stärke unterwegs sein werde“, sagte die Leichtathletin von Bayer Leverkusen, die meist in Portland im US-Bundesstaat Oregon trainiert. Über 3000, 5000 und 10.000 Meter hält sie die deutschen Freiluft-Rekorde.
Auch in Mihambo steckt noch mehr drin. „Ich bin gut drauf, konnte das noch nicht so zeigen“, sagte das Golden Girl der deutschen Leichtathletik, das mit 6,83 Metern ausnahmsweise mal als Nummer zwei hinter der jungen Serbin Milica Gardasevic (6,90 Meter) anreist: „Ich freue mich darauf, dass mir das in Istanbul gelingt.“