„Manche haben die Hosen voll“: Bei Union knirscht es zum Saisonende hin merklich
Das war’s, finito. Die Gute-Laune-Saison ist in Köpenick nach dem fünften Spiel in Serie ohne Sieg und dem damit verbundenen Absturz auf Platz vier endgültig Geschichte. Keine 24 Stunden nach dem 1:1 bei der SpVgg Greuther Fürth trafen sich Mannschaft und Trainerteam am Ostersonntag im Stadion an der Alten Försterei zur großen Aussprache. Und da schepperte es richtig.
Mehrere Stunden diskutierten die Unioner über die vergangenen Spiele, sie versuchten, die Gründe für die verlorenen Punkte aus jeder denkbaren Perspektive zu beleuchten und ergründen. Trainer Urs Fischer, sonst für seine ruhigen, durchdachten Analysen bekannt, soll richtig laut geworden sein. „Da war Party“, fasste es Unions Torwart Rafal Gikiewicz trocken zusammen.
Der Pole schien allerdings auch zwei Tage nach der Aussprache nicht vollends zufrieden zu sein. Er war über die komplette Saison der einzige Unioner gewesen, der sich stets öffentlich zum Aufstieg bekannt hatte. Nun kritisierte er: „Wir haben immer nur von Spiel zu Spiel geschaut, aber jetzt kommt der HSV und dann sind nur noch drei Spiele. Dann ist die Saison vorbei.“
Erinnerungen an Breslau
Vor allem der Umgang mit den vergangenen fünf Partien, in denen die Köpenicker immerhin auch drei Punkte aus Unentschieden sammelten, ärgerten den 29-Jährigen. „Dynamo Dresden hat gegen uns eine Torchance, wir spielen aber trotzdem nur 0:0 und am Ende sagen alle, wie dominant wir waren. Wir haben aber wieder zwei Punkte verloren.“
Woran das liegt, erklärte der Torhüter nicht weniger direkt: „Manche von uns haben die Hosen voll. Die wissen gar nicht, was so ein Erfolg für den Verein und die Fans bedeutet. Wenn ich heute in Breslau bin, werde ich noch immer auf die Meisterschaft 2012 angesprochen.“ Verständlich, dass Gikiewicz ein solches Hochgefühl noch einmal in Berlin erleben möchte. Noch in der Vorwoche hatte allerdings Union-Kapitän Christopher Trimmel in voller Überzeugung betont: „Hier hat keiner Angst vor dem Aufstieg.“
Ebenso uneinig scheinen die Spieler über den Stellenwert des anstehenden Spitzenspiels gegen den Hamburger SV (Sonntag, 13.30 Uhr). Während Abwehrspieler Marvin Friedrich vorsichtig daran erinnerte, dass über den HSV hinaus noch drei weitere Saisonspiele anstünden, machte Gikiewicz deutlich: „Wenn wir gegen Hamburg verlieren, ist der direkte Aufstieg erledigt. Dann geht es nur noch um die Relegation. Das ist ein Finale für uns.“ Bei einer Niederlage hätte der HSV sechs Punkte Vorsprung vor dem 1. FC Union. Gewinnt Paderborn zeitgleich gegen Heidenheim liegen die Eisernen vier Punkte hinter den Aufstiegsplätzen. Vielleicht war es also ein Gewitter zum richtigen Zeitpunkt.