Valencia-Knappe drei Stunden nach ihrem Zieleinlauf saßen die Zwillinge Deborah und Rabea Schöneborn von der LG Nord Berlin wieder in ihrem Hotelzimmer in Valencia. Jede mit einer Tafel Schokolade in der Hand, kaputt, aber glücklich. Die Endorphine des Marathons wirkten, die Freude über ihre schnellen Zeiten auch: Deborah hatte in ihrem zweiten Marathon die Bestzeit aus dem ersten um fast viereinhalb Minuten gesteigert. In 2:26:52 Stunden unterbot sie nicht nur die Olympianorm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes von 2:29:30 Stunden, sondern schob sich auch auf der nationalen Rangliste hinter Melat Kejeta aus Kassel auf Platz zwei.
Auch ihre 26 Jahre alte Zwillingsschwester Rabea schaffte bei ihrer Marathonpremiere sofort die Olympianorm. Sie kam in 2:28:38 Stunden im Ziel des futuristischen Calatrava-Komplexes der Künste und Wissenschaften an. „Das muss erst mal jemand kontern. Vielleicht hat Rabea im Frühjahr noch mal die Chance“, sagte Deborah Schöneborn zum Kampf um die drei deutschen Olympiaplätze.
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„Wir sind nach Valencia gekommen, um uns für Olympia zu qualifizieren“, fügte Deborah Schöneborn an. Zuletzt hatten die beiden Berlinerinnen, die bei Detlef Müller oft im Stadion Rehberge trainieren, sich zwei Wochen lang in Kienbaum vorbereitet. „Ihre Trainingswerte waren gut“, erläuterte Müller. Aber auf gut 42 Kilometern kann viel passieren. „Ein Marathon ist ein Mysterium“, meint Deborah Schöneborn.
Noch dazu, wenn er als isolierte Veranstaltung zu Pandemiezeiten stattfindet – in einem Jahr, in dem beinahe nirgendwo Straßenläufe gestartet wurden. Hobbyläufer waren auch in Valencia nicht zugelassen. Selten war eine Marathon-Veranstaltung daher besser besetzt.
Amanal Petros läuft deutschen Rekord
Während bei den Männern Amanal Petros aus Wattenscheid gleich in 2:07:18 Stunden den deutschen Rekord von Arne Gabius verbesserte und ebenfalls unter der Olympianorm blieb, hatten sich Deborah und Rabea Schöneborn bei der Online-Streckenbesprechung mit einer schwedischen Läuferin verabredet, die etwa die gleiche Zeit wie die beiden anstrebte. Die wiederum stand mit einer Spanierin und deren Pacemaker im Kontakt, in deren Gruppe Deborah später bei sonnigen acht Grad durch Valencias Straßen rannte. Rabea verpasste die Gruppe, sie kämpfte allein mit dem Wind.
„Wir wissen, dass es ein sehr großes Privileg ist, dass wir die Chance bekommen haben, hier zu starten. Viele hätten gern mit uns getauscht“, sagte Deborah Schöneborn. Da es wegen Corona keinen Kontakt zu anderen Athleten gab, feierten die Schwestern allein im Hotelzimmer, während sie auf das Mittagessen warteten: „Es soll Nudeln geben, gebratenes Hühnchen“, las Deborah auf der Speisekarte, „und, oh, Schokokuchen, das hatten wir die letzten Tage nicht.“