Tokio-Viermal Gold, zwei Weltrekorde, sieben Medaillen – das war wirklich der erhoffte Super-Mittwoch bei den Paralympics in Tokio! Die Flugshow von Para-Superstar Markus Rehm war letztlich wenig spektakulär, dafür war die von Elena Krawzow (Berlin) und vor allem von Taliso Engel (Leverkusen) umso größer. Sie holten innerhalb von sechs Minuten zweimal Gold über 100 Meter Brust und beendeten den Titelfluch der deutschen Schwimmer mit einem Paukenschlag.
Fast-Olympia-Starter Rehm feierte nach seiner 15. Goldmedaille im 15. großen internationalen Wettbewerb mit der Deutschlandfahne im verregneten Olympiastadion. Seine erhofften Zugaben hatte er aber verpasst. Mit 8,18 Meter hatte er weder seinen zwei Monate alten Weltrekord (8,62) ernsthaft angreifen können, noch sprang er weiter als der Grieche Miltiadis Tentoglou bei dessen Olympiasieg (8,41). Rehms Weite hätte bei Olympia nicht zu Bronze gereicht.
Zwei Dutzend Japaner warten auf Markus Rehm
„Das juckt und ärgert mich schon. Das kann man nicht unter den Tisch kehren. Das muss ich ein bisschen sacken lassen und dann analysieren“, sagte Rehm, der in den Katakomben einen wahren Interview-Marathon absolvieren musste. Zwei Dutzend Japaner harrten noch eine Stunde nach Wettkampfende geduldig am Ende der Journalistenschlange aus. „Ich freue mich wirklich über die Goldmedaille. Zumal sie wirklich schön ist“, sagte Rehm. Doch für die fehlenden Zentimeter gebe es „keine Ausrede“. Nicht das Wetter. „Die Bedingungen waren gut.“
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Der erst 19 Jahre alte Engel konnte derweil gar nicht mehr aufhören zu strahlen. Zunächst hatte er im Vorlauf mit 1:03,52 Minuten den acht Jahre alten Weltrekord des Ukrainers Oleksii Fedina verbessert, dann steigerte er ihn im Finale noch mal um über eine halbe Sekunde auf 1:02,97 Minuten. „Ich habe mich großartig gefühlt“, schwärmte der sehbehinderte Engel und erklärte: „Ich hätte niemals mit dieser Zeit gerechnet.“ Nun ist er Welt- und Europameister sowie Paralympics-Sieger. Und das als Teenager.
Elena Krawzow belohnt sich für zehn Jahre harter Arbeit
Für die ebenfalls sehbehinderte Krawzow, die im vergangenen Oktober „Playboy“-Model gewesen war, ging ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Sie war schon Weltrekorde geschwommen, hatte WM-Titel gewonnen und war Europameisterin geworden. Ein Paralympics-Sieg hatte der 27-Jährigen noch gefehlt. Bis Donnerstag. „Seit zehn Jahren arbeite ich darauf hin“, sagte die Berlinerin: „Es war das Einzige, was mir gefehlt hat. Ich habe eine ganz, ganz große Befriedigung in mir.“
Gold holte auch Sportschützin Natascha Hiltrop (Lengers) im Zehn-Meter-Wettbewerb mit dem Luftgewehr. Die 29-Jährige gewann in einem spannenden Finale mit 253,1 Ringen und einem hauchdünnen Vorsprung von 0,1 Ringen vor der Südkoreanerin Jino Park (253,0). „Ich bin sehr glücklich, dass ich das umsetzen konnte, was ich mir vorgenommen habe“, jubelte die 29-Jährige.