Vergangene Woche hatte der Bundestrainer noch einmal bekräftigt, dass er das Recht habe, Mats Hummels öffentlich zu kritisieren, wann immer er das wolle. Am Freitag in Mailand wollte er es nicht. Im Gegenteil. Das mit dem Tor habe „Mats klasse gemacht“, sagte Joachim Löw. Und auch sonst sei er zufrieden gewesen mit der Innenverteidigung. Es hätte kaum lange Bälle hinter die Abwehr gegeben, wie sie die Italiener so gerne spielen, denn Hummels und Jerôme Boateng hätten sich nie „ohne Grund“ aus dem Zentrum locken lassen, „so wie das zuletzt gelegentlich der Fall war“. Ein Mal durfte man raten, gegen wen das nun wieder ging.
Er steht eben unter verschärfter Beobachtung, der 24-jährige Dortmunder, wegen seiner forschen Äußerungen, die Löw nicht immer behagen, und wegen der Unkonzentriertheiten, die ihm auch im Klub immer wieder unterlaufen. Kein Zufall, dass es Boateng war, den der Bundestrainer in Mailand ausdrücklich dafür pries, wie extrem gut er geworden sei, was „Konzentration und Wachsamkeit“ angehe.
Hummels hatte auch beim 1:1 in Mailand wieder seine Momente, vor dem Gegentor, als er einen gewonnenen Ball gleich wieder verlor und dann so gemächlich in den Strafraum trottete, dass er bei Ignazio Abates Schuss zu spät dran war. Und nach seinem krassen Ballverlust im Aufbauspiel, dessen fatale Folgen er nur mit einem Zupfer an Mario Balotellis Trikot unterbinden konnte, den viele Schiedsrichter mit der Roten Karte bedacht hätten. In diesem Fall wäre Löws abschließende Würdigung sicher etwas anders ausgefallen, und BVB-Chef Hans-Joachim Watzke hätte wieder allen Grund zum Schäumen gehabt.
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Mats Hummels hat seine Chance in Mailand gewiss nicht verspielt, aber er hat sie auch nicht richtig genutzt. Trotz seines schönen Kopfballtreffers, den er merkwürdig verhalten bejubelte. Fast so verdruckst, wie das seine Teamkollegen taten. Und das verblüffte nun wirklich.