Trainer Niko Kovac greift beim VfL Wolfsburg in der „Causa Kruse“ knallhart durch: Gemeinsame Aufwärm- und Stabilitätsübungen mit den Teamkollegen werden bis auf Weiteres noch toleriert, ansonsten ist der bei den Niedersachsen aufs Abstellgleis geschobene Max Kruse seit Dienstag nur noch eine Randfigur.
Während der Kader der Norddeutschen die Vorbereitungen auf das Bundesligaspiel am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) bei Kruses früherem Klub 1. FC Union Berlin aufnahm, musste der ehemalige Nationalspieler sich und die VfL-Ersatzkeeper mit Torschussübungen beschäftigen. Später gehörte der 34-Jährige zusammen mit Nationalspielerin Alexandra Popp zu einer Gruppe von Wolfsburgern, die in Bokelberge im Landkreis Gifhorn unter anderem Nistkästen und einen Zaun für eine Tierheilpraxis bauten. Der Aktionstag des VfL findet einmal im Jahr unter dem Titel „Wir für euch“ statt. Der Klub unterstützt dabei ausgewählte Projekte in der Region.
Wechselt Kruse in die USA, wo sein Sohn lebt?
Cheftrainer Kovac hatte dem 34-Jährigen bereits in der vergangenen Woche via Sky mitgeteilt, dass er kein Spiel mehr für die Wölfe absolvieren werde. Von dem Profi, dessen Vertrag in Wolfsburg noch bis Saisonende läuft, kämen „keine Impulse“, ein „konstruktives Miteinander“ ginge von ihm nicht aus, begründete der Coach seine mit der sportlichen Leitung abgestimmte Entscheidung.
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Ein kurzfristiger Wechsel des offensiven Mittelfeldspielers ist in diesem Jahr in Europa nicht mehr möglich. Als wahrscheinlich gilt eine Auflösung des Kontraktes im Verlauf der wegen der Fußball-WM in Katar bereits Mitte November beginnenden Bundesliga-Pause.
„Wir werden das regeln, aber nicht auf dem Marktplatz“, sagte Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke. Denkbar erscheint ein Wechsel im neuen Jahr in die nordamerikanische Major League Soccer (MLS) zu Inter Miami. Kruses Sohn Lauro Maxim lebt seit mehreren Jahren in Florida.
Für seinen klaren Kurs erhielt Kovac Lob. „Ein Spieler kann so gut sein, wie er will. Wenn er sich nicht einfügen will, dann kann er für den Verein nicht spielen“, sagte der ehemalige Wolfsburger Meistertrainer Felix Magath. Kovac hätte verloren, „wenn er den Spieler nicht aus dem Kader genommen hätte“, ergänzte der 69-Jährige.
Zur Aussage von Union-Berlin-Manager Oliver Ruhnert, dass man Kruse „hinbekommen“ könne, meinte Magath: „Trotzdem können wir doch jetzt ganz in Ruhe feststellen, dass Union Berlin heute ohne den Spieler besser dasteht als vor eineinhalb Jahren mit ihm.“
Lothar Matthäus versteht die Entscheidung von Niko Kovac
Auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus befürwortete die Entscheidung des VfL-Trainers: „Solange Kruse da ist, ist er ein Störfaktor in der Kabine.“ Allerdings könnte die pure Anwesenheit des exzentrischen Kruse ein Problem für die Wölfe sein: „Er wird nicht mehr spielen, darf aber weiterhin mittrainieren. Das Thema wird also täglich weitergehen und ist vom Verein nicht ideal gelöst worden.“ Der Zeitpunkt sei sehr fragwürdig. Mit nur einem Sieg aus sechs Spielen steht der letztjährige Champions-League-Teilnehmer in der Bundesliga auf Relegationsplatz 16.