Mit einem Hertha-Rückkehrer soll Eintracht Frankfurt „bekämpft“ werden
Die wenigsten werden am Sonnabend auch nur einen Pfennig auf Hertha BSC setzen, wenn es nach Frankfurt geht. Die vergangenen Partien am Main geben jedoch Hoffnung.

Hertha BSC steht nach dem miserablen Re-Start der Bundesliga schon im Februar mit dem Rücken zur Wand. Trotzdem ist Cheftrainer Sandro Schwarz auf der Pressekonferenz vor dem kommenden Spiel freundlich aufgelegt, bevor die Berliner am Wochenende abermals ein „schwieriges Spiel“ vor der Brust haben. Denn: Gegner Eintracht Frankfurt spielt derzeit in anderen Stratosphären. Immerhin gibt es ein paar Hoffnungsschimmer, die der Alten Dame in die Karten spielen.
Sandro Schwarz sprach von „turbulenten und wilden Tagen“ seit der Derbyniederlage im Berliner Westend. Zunächst das Bobic-Aus, das auch den Trainer überraschte, dann die neue sportliche Leitung um Benjamin Weber und „Zecke“ Neuendorf sowie ein langer Deadline-Day, der eine Überraschung, aber auch etwas Ernüchterung hervorbrachte.
„Intensiv waren die Tage“, sagte Weber, der sich über den „wenigen, aber guten Schlaf“ nicht beklagen wollte. Dem Sportdirektor ist vielmehr die Freude über seinen neuen Job anzusehen. Er habe „Bock auf die Aufgabe“ Hertha BSC. Jetzt sei er allerdings auch froh, dass das Transferfenster geschlossen ist. Mit der Rückholaktion von Tolga Cigerci ist Weber rückblickend zufrieden. „Tolga ist ein Spieler, den wir kennen, ein Mentalitätsspieler. Er braucht keine lange Eingewöhnungszeit. Ich freue mich sehr, dass das geklappt hat.“
Auch der Hertha-Trainer ist froh, nun endlich seinen Kader für den Abstiegskampf beisammenzuhaben. Er lobte vor allem die „Persönlichkeit und das Coaching“ sowie die Laufstärke Cigercis, das den Berlinern auf Anhieb helfen soll. Obwohl er in den taktischen Abläufen noch nicht drin war, attestierte Schwarz seinem neuen Schützling ein „sehr, sehr gutes erstes Training“. Ob die neue Nummer sechs am Sonnabend schon von Anfang an dabei sein wird oder erst von der Bank kommt, blieb am Donnerstag noch unklar.

Durch den Cigerci-Transfer haben die Berliner nun jedoch ein klares Überangebot an Mittelfeldspielern, während mit dem Maolida-Abgang und den verletzten Offensivkräften die Flügel eher spärlich besetzt sind. Die Folge: Schwarz überlegt offen, das in dieser Saison praktizierte 4-3-3-System gegen Frankfurt umzustellen. „Wenn du gute zentrale Mittelfeldspieler hast und der Flügel nicht optimal besetzt ist, besteht die Lösungsmöglichkeit, eine Strukturänderung zu haben.“
Frankfurt „bekämpfen“
So wäre eine Option, die Frankfurter mit einer Mittelfeldraute zu „bekämpfen“. Neben dem Rückkehrer Cigerci wären Lucas Tousart und Suat Serdar im Mittelfeld gesetzt. Offensiv würde sich der erste Startelfeinsatz von Florian Niederlechner anbieten, der entweder von Marco Richter oder Dodi Lukebakio gefüttert werden würde. Wilfried Kanga, der in den ersten drei Partien in diesem Jahr nahezu unsichtbar agierte, droht zunächst die Bank.
Im Übrigen gibt es einige Aspekte, die den Berlinern Hoffnung geben könnten. So sahen die vergangenen Auftritte der Blau-Weißen in der Mainmetropole sehr passabel aus. Das bisher letzte Aufeinandertreffen im Waldstadion gewann Hertha noch unter Pal Dardai verdient mit 2:1. Siegtorschützen damals waren Marco Richter und Jurgen Ekkelenkamp. Und auch die Auswärtsspiele davor waren nicht schlecht: Aus acht Spielen am Main gab es nur eine Auswärtspleite, fünf Unentschieden, darunter ein spektakuläres 3:3 und 4:4, sowie zwei Siege.
Außerdem besteht die Hoffnung, dass die Frankfurter die angeknockten Berliner schlichtweg unterschätzen könnten. Schließlich warten auf die Eintracht große Spiele in den nächsten Wochen. Erst das Südhessen-Derby im Pokal gegen Darmstadt, später dann das Champions-League-Achtelfinale gegen Europas Mannschaft der Stunde, den SSC Neapel.
Ganz sicher kann sich Sandro Schwarz auf ungefähr 3200 Hertha-Fans verlassen, die ihre Mannschaft in Frankfurt unterstützen werden. Jedoch muss er ohne ein Quintett die Aufgabe meistern: Kelian Nsona, Chidera Ejuke, Stevan Jovetic und Agustin Rogel fehlen weiterhin genauso wie Hertha-Oldie Peter Pekarik (Kapselverletzung). Für ihn wird der gegen Union fehlende Jonjoe Kenny wahrscheinlich wieder von Beginn an spielen.