Nach Aus in Elversberg: Wutrede von Leverkusens Torwart Lukas Hradecky
Das Aus in der ersten Runde des DFB-Pokals in Elversberg ist verdient und sorgt beim Champions-League-Teilnehmer für teilweise heftige Reaktionen.

Torwart Lukas Hradecky ließ seinem Ärger über den blamablen Pokal-K.-o. von Bayer Leverkusen beim Drittliga-Aufsteiger SV Elversberg in einer Wutrede freien Lauf, Sportchef Simon Rolfes kündigte eine knallharte Aussprache an. Der Frust über die 3:4-Niederlage und vor allem die erschreckend schwache Leistung mündete beim ernüchterten Champions-League-Teilnehmer in eine schonungslose Abrechnung. „Wir hatten eine tolle Vorbereitung und denken, wir sind die Tollsten. Und dann verlieren wir in Elversberg, und alles löst sich in Luft auf“, polterte Hradecky.
Lukas Hradecky ist sauer auf Leverkusener Teamkollegen
Einmal in Fahrt, legte der 32-Jährige verbal nach. „Wir sind mit allen anderen Sachen beschäftigt, als Fußball zu spielen. Mit dem Schiedsrichter, den Zuschauern, dem Platz – überall war negative Energie. Das sah schrecklich aus. Mit so vielen Gegentoren schaffst du nix“, schimpfte Hradecky und forderte: „Jeder muss in den Spiegel gucken. Das habe ich schon tausendmal gesagt, aber das reicht offenbar nicht.“
Auch Sport-Geschäftsführer Rolfes war geschockt von dem Auftritt, der so gar nicht als Mutmacher für den Bundesliga-Auftakt bei Vizemeister Borussia Dortmund taugte. „Jeder Einzelne muss sich vorwerfen lassen, dass ganz, ganz viel gefehlt hat, um erfolgreich zu sein. So geht es natürlich nicht. So wirst du gegen keinen Gegner gewinnen – weder im Pokal noch in der Bundesliga“, sagte Rolfes der Bild-Zeitung.
Gemeinsam mit Trainer Gerardo Seoane und den Profis soll die Partie intensiv aufgearbeitet werden. „Wir werden schon klare Worte an die Mannschaft finden. Es ist wichtig, dass die Spieler das sehr schnell verstehen und wieder dahin zurückkehren, was wir zum Ende der letzten Saison sehr gut gemacht haben“, betonte Rolfes.
Ähnliche Töne schlug Seoane an. „Wir müssen Ursachenforschung betreiben, warum wir physisch und mental nicht auf der Höhe waren“, sagte der 43-Jährige. „Wir werden ansprechen müssen, dass man am Tag X ein Mindestlevel an gewissen Tugenden einbringen muss.“
Immerhin bemühte sich keiner der Spieler, das Spiel schönzureden. „Das war von Anfang an eine Katastrophenleistung von uns – sowohl offensiv wie auch defensiv. Wir waren immer einen Schritt zu spät, gedanklich nicht schnell genug. So kann es nicht weitergehen, das werden wir ansprechen. Da sind alle im Boot“, sagte Mittelfeldspieler Robert Andrich.
Dabei hatten sich die Leverkusener nach einer guten Vorbereitung für den Saisonstart bereit gefühlt. Doch dann ging beim Favoriten gar nichts. Keine 120 Sekunden dauerte es bis zum ersten Torschrei. Jannik Rochelt spazierte mit dem Ball am Fuß durch die Bayer-Abwehr und überwand Hradecky mit einem Flachschuss. Die Freude über die frühe Führung währte zwar nicht lange, denn Leverkusen antwortete umgehend. Zugang Adam Hlozek hämmerte den Ball aus 18 Metern zum schnellen Ausgleich ins Netz.
Der Drittliga-Tabellenführer hielt jedoch weiter stark dagegen und schaffte die erneute Führung. Charles Aránguiz brachte Torschützen Rochelt im Strafraum zu Fall, den fälligen Strafstoß verwandelte Kevin Koffi sicher. Nach einer halben Stunde bügelte Aránguiz seinen Fehler wieder aus, als er auf Vorlage von Sardar Azmoun das 2:2 erzielte. Zwei Minuten später traf Azmoun nur den Pfosten.
Elversberg legt wilde Fahrt hin
Und weiter ging die wilde Fahrt. Nun war wieder die SVE am Zug. Koffi tankte sich auf der linken Seite durch und passte in die Mitte, wo Schnellbacher aus vollem Lauf vollendete. Auch nach der Pause hatten die Hausherren weiter die besseren Chancen und belohnten sich durch Conrads Treffer für ihre Bemühungen. Patrik Schicks Anschlusstor kurz vor Schluss kam zu spät für eine Wende.
Andrich fordert nun im Spiel beim BVB eine Reaktion: „Wir müssen uns auf die Dinge besinnen, die uns stark machen, und dürfen nicht so viel labern.“ Die Bayer-Anhänger quittierten die Blamage nach dem Abpfiff mit lautstarken Unmutsbekundungen. „Es ist legitim, dass die Fans pfeifen“, sagte Hradecky. Er ärgerte sich vielmehr über einige Mitspieler, die schnell das Weite suchten: „Es kotzt mich an, dass manche schon in der Kabine sind und diese Konsequenzen nicht aushalten.“ Unter dem Bayer-Kreuz herrscht großer Redebedarf.