Nach Babypause und Bankplatz: Almuth Schult vor Comeback im Nationalteam
Für die 31-Jährige wird das WM-Qualifikationsspiel in Bulgarien eine Art Erlösung: Die Zwillingsmutter kehrt nach mehr als drei Jahren ins deutsche Tor zurück.

Torhüterin Almuth Schult steht 1165 Tage nach ihrem bisher letzten Länderspiel vor dem ersehnten Comeback in der Nationalmannschaft. Die 31-Jährige soll im WM-Qualifikationsspiel in Bulgarien am Dienstag (18.30 Uhr/ARD One) erstmals seit der Weltmeisterschaft 2019 und der Geburt ihrer Zwillinge im Frühjahr 2020 wieder im DFB-Trikot zum Einsatz kommen.
„Wenn sie gesund ist, spielt sie auf jeden Fall“, stellte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach der Ankunft in Plowdiw klar. Sie will ohnehin viel rotieren und alle Spielerinnen einsetzen, die „bisher noch nicht so viel gespielt haben“. Nachdem die EM-Silbermedaillengewinnerinnen durch das 3:0 (0:0) in der Türkei am Sonnabend bereits die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2023 sicher haben, ist die Rotation im Fall Schult ganz klar auch als Belohnung zu verstehen.
Während der EM war Schult nur Reservistin
Denn bei der Europameisterschaft in England war der früheren Nummer eins nur die Rolle als Reservistin hinter der starken Merle Frohms vom VfL Wolfsburg geblieben. Schult bestritt ihr bisher letztes Länderspiel am 29. Juni 2019 im WM-Viertelfinale gegen Schweden. Nach einer Schulteroperation und der Babypause hatten Verletzungen oder Corona einen Länderspiel-Einsatz für Almuth Schult immer wieder verhindert – so konnte die charismatische Fernseh-Expertin ihrer Teamkollegin Frohms den Stammplatz nicht streitig machen. Sie kennt die Rolle als Nummer zwei noch aus der Zeit, in der sie nicht an Nadine Angerer vorbeikam.
„Natürlich war die EM nicht so, wie sie sich das vorgestellt hat. Aber sie gibt uns immer einen Mehrwert in allen Bereichen, als Persönlichkeit, als Teamplayerin“, lobte Bundestrainerin Voss-Tecklenburg. Auch Mittelfeldspielerin Sara Däbritz bestätigte: „Sie ist mega wichtig für die Mannschaft, auch außerhalb des Platzes. Das wird ein besonderer Moment für sie, und wir freuen uns alle mit ihr.“
Zu den finalen Pflichtübungen auf dem Weg zur Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August 2023) war Schult aus den USA eingeflogen. Seit der EM steht sie dort beim Angel City FC unter Vertrag, drückt bei dem unter anderem von Hollywoodstar Natalie Portman gegründeten neuen Profiteam aus Los Angeles aber bisher auch nur die Bank.
„Umso mehr wollen wir Almuth den Support geben, den sie sich verdient hat und der ihrem Stellenwert auch gerecht wird“, sagte Voss-Tecklenburg, gab jedoch im selben Atemzug zu: „Das wird nicht das Spiel, in dem sie viel zu tun bekommt. Wir werden sicherlich noch andere Möglichkeiten finden im kommenden Jahr.“
Schwierige Platzverhältnisse in Plowdiw
Vor der Zukunftsmusik bereiteten der Bundestrainerin vor dem Abschlusstraining aber die Platzverhältnisse in Plowdiw akute Sorgen. „Wir müssen schauen, was der Rahmen hergibt und wie wir unter den Bedingungen Fußball spielen können“, gab die 54-Jährige zu Protokoll.
Trotzdem soll gegen das punktlose Schlusslicht der Gruppe H für Deutschlands Fußballerinnen der neunte Sieg im zehnten Qualifikationsspiel her. „Wir werden uns zu 100 Prozent vorbereiten, das sollte der Anspruch sein“, versicherte Däbritz, „aber vielleicht müssen wir unseren Spielstil etwas anpassen mit mehr Kontakten.“ Die Bundestrainerin will auf jeden Fall alle Feldspielerinnen einsetzen.