Nach Benedikt Dolls Strafrunde: Deutsche Biathleten zum WM-Auftakt nur Sechster

Eine Medaille gibt es zum Start der Heim-WM in Oberhof nicht. Benedikt Doll leistet sich in der Mixed-Staffel eine Strafrunde – und ist damit nicht allein.

Ausgerechnet Benedikt Doll leistete sich in der deutschen Mixed-Staffel beim Schießen eine Strafrunde.
Ausgerechnet Benedikt Doll leistete sich in der deutschen Mixed-Staffel beim Schießen eine Strafrunde.Martin Schutt/dpa

Einsam und allein saß Benedikt Doll im Oberhofer Hexenkessel, schlug die Hände vors Gesicht und wollte zunächst am liebsten mit niemandem sprechen. Eine Strafrunde des 32-Jährigen aus dem Schwarzwald kostete die deutsche Mixed-Staffel zum Auftakt der Heim-Weltmeisterschaft die ersehnte erste Medaille. Nur Platz sechs gab es am Rennsteig für Vanessa Voigt, Denise Herrmann-Wick, Doll und Roman Rees. Insgesamt neun Nachlader und eine Extrarunde durch den Erfahrensten im Männer-Team waren beim überlegenen Sieg von Titelverteidiger und Olympiasieger Norwegen am Mittwoch zu wenig.

„Es ärgert mich schon sehr. Es war nicht dem Wind geschuldet, sondern mein Schießen war einfach vogelwild. Das Schießen war einfach eine Katastrophe, dann habe ich noch gezittert. Dafür trainiert man eigentlich nicht 20 Jahre Biathlon“, sagte der enttäuschte Doll im ZDF: „Mir tut es leid für die Teammitglieder. Das ist sehr, sehr ärgerlich.“

Norwegen siegt souverän vor Italien und Frankreich

Wie erwartet sicherte sich der Titelverteidiger und Olympiasieger aus Skandinavien trotz einer Strafrunde von Ingrid Landmark Tandrevold das erste Gold der Titelkämpfe überlegen vor Italien und Frankreich. Norwegen gewann den WM-Titel in dieser Disziplin zum vierten Mal nacheinander. Die deutsche Staffel hatte 1:26,5 Minuten Rückstand auf die Norweger, zu Bronze fehlte rund eine halbe Minute.

Deutschland wartet bereits seit 2019 auf eine WM-Medaille mit der Mixed-Staffel. Im schwedischen Östersund hatte es vor vier Jahren Silber gegeben. Den bislang letzten Titel gewann die Mannschaft 2017 in Hochfilzen.

Startläuferin Voigt strauchelte in ihrem Wohnort auf der ersten Runde und fiel nach einem langsamen Liegendschießen mit einem Nachlader bis auf Rang 19 zurück. Bei traumhaftem Winterwetter vor beeindruckender Kulisse leistete sich die 25-Jährige anschließend im Stehen eine weitere Extrapatrone. Gold-Favorit Norwegen fiel zeitgleich durch eine Strafrunde von Ingrid Landmark Tandrevold auf Rang 16 zurück – und lag damit zwei Plätze hinter Deutschland.

Nach einem durchwachsenen Auftritt übergab Voigt als Elfte mit 1:00,7 Minuten Rückstand hinter den führenden Französinnen an Herrmann-Wick. Im vergangenen Jahr bei den Olympischen Winterspielen in Peking hatte sich Voigt in diesem Wettbewerb noch zwei Strafrunden geleistet, damals reichte es für das Team nur zum unbefriedigenden Rang fünf.

Genau ein Jahr und einen Tag nach ihrem Olympiasieg im Einzel ging Herrmann-Wick bei ohrenbetäubendem Lärm ist der bestens gefüllten Rennsteig-Arena in die Loipe. „Heiß wie Frittenfett“ sei das Team, hatte die 34 Jahre alte Sächsin noch am Vorabend bei der WM-Eröffnung im nahen Kurpark gesagt. Die ehemalige Langläuferin drückte aufs Tempo und schob sich Position für Position nach vorne. Nach einem perfekten Liegendschießen war die Ex-Weltmeisterin schon Siebte, das war ihr aber noch lange nicht genug.

Denise Herrmann-Wick möchte am Freitag im Einzel eine Medaille

Herrmann-Wick zeigte zum Auftakt der ersten WM der Skijäger in Deutschland seit elf Jahren einen ganz starken Auftritt. Bevor sie am Freitag im Sprint in den Kampf um Gold eingreifen will, ging nur der letzte Schuss daneben. Eine weitere Patrone reichte aus, um die Scheibe abzuräumen. Hinter Frankreich und Italien schickte die Älteste im Team den früheren Sprint-Weltmeister Doll als Dritten auf die sechs Kilometer lange Strecke.

Dem Schwarzwälder versagten dann bei eigentlich perfekten Bedingungen die Nerven und er musste in die Strafrunde. Deutschland fiel mit mehr als einer Minute Rückstand wieder auf Position acht zurück. Nach einem weiteren Nachlader ging Schlussläufer Rees als Siebter in die Loipe. An der Spitze benötige Superstar Johannes Thingnes Bö drei Nachlader, der Schwede Sebastian Samuelsson musste sogar drei Strafrunden drehen. Rees benötigte zwei Extraschüsse und blieb Siebter. Die Führung übernahm Italien, bis Bö wieder vorbeizog. Rees kam bis zum Schluss nicht mehr entscheidend nach vorne.