Nach dreitägiger Anreise: Ukrainerin Jaroslawa Mahutschich feiert WM-Titel

Die 20-Jährige sorgt bei der Hallen-WM in der Leichtathletik für einen bewegenden Moment. Nach ihrem Sieg erklingt in Belgrad die Nationalhymne der Ukraine.

Die Ukrainerin Jaroslawa Mahutschich jubelt mit der Landesfahne nach dem Gewinn der Goldmedaille bei der Hallen-Weltmeisterschaft.
Die Ukrainerin Jaroslawa Mahutschich jubelt mit der Landesfahne nach dem Gewinn der Goldmedaille bei der Hallen-Weltmeisterschaft.dpa

Berlin-Die Siegerin sang strahlend die Hymne ihres Landes mit, legte die Hand aufs Herz und freute sich über ihren Weltmeistertitel. Eigentlich war bei der Ehrung von Hochspringerin Jaroslawa Mahutschich alles wie immer. Doch dass in der Belgrader Stark-Arena die gelb-blaue Fahne der Ukraine auf dem Videowürfel leuchtete und dazu die Nationalhymne erklang, machte den Triumph der 20-Jährigen bei der Leichtathletik-Hallen-WM zu einem außergewöhnlich bewegenden Moment.

„Das war sehr wichtig für mich, meine Familie und mein Land“, betonte Mahutschich im britischen Sender BBC. Mehr als drei Wochen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine schaffte es die Olympia-Dritte mit außergewöhnlicher Nervenstärke, die Gedanken an den Krieg in ihrer Heimat zumindest für kurze Zeit zu verdrängen.

Mit 2,02 Metern siegte Mahutschich, die erst im dritten Versuch über die 2,00 Meter flog, vor der Olympia-Zweiten Nicola McDermott. Die Australierin meisterte 2,00 Meter. Irina Geraschtschenko aus der Ukraine wurde mit 1,92 Metern Fünfte und sah dann wie das euphorische kleine ukrainische Team auf der Tribüne Mahutschich siegen, die mit blau und gelb lackierten Fingernägeln angetreten war.

„Ich denke nicht an Wettkämpfe oder Training. Es war für mich sehr schwierig, hierher zu kommen“, sagte Mahutschich nicht nur mit Blick auf ihre dreitägige Anreise in die serbische Hauptstadt per Auto über fast 2000 Kilometer. Die U20-Rekordhalterin hatte ihre Heimatstadt Dnjepropetrowsk verlassen und war am 9. März in Belgrad angekommen. Mahutschich berichtete von einer 2000 Kilometer langen, mehr als dreitägigen Reise, begleitet von „Explosionen, Bränden und Luftschutzsirenen“. Ein geregeltes Training war für die Hochspringerin wegen des Krieges kaum möglich gewesen. „Hier zu springen war psychologisch so schwierig, weil mein Herz in meinem Land bleibt.“

Sechs Sportlerinnen und Sportler schafften es von dort zur WM, bei der es keine offiziellen Aktionen des Leichtathletik-Weltverbandes zum Gedenken an die Opfer des Krieges gab. Dafür fehlen dort Athletinnen und Athleten aus Russland, unter anderen Marija Lassizkene, die Hochsprung-Olympiasiegerin. Bei den Spielen in Tokio im vorigen Sommer hatte sich Mahutschich nach gemeinsamen Fotos mit Lassizkene öffentlich rechtfertigen müssen. Nun sagte sie zu ihrem Erfolg: „Es ist so schwierig, aber ich denke, ich habe das gut gemacht für mein Land, weil ich mein Land auf der Bahn beschütze. Ich denke, das ist etwas sehr Wichtiges für mein Land.“