Neue Saison: Alba-Cheftrainer hält sich bei der Spielaufstellung bedeckt

Ein Schrottplatz ist ja vielleicht ein passender Ort, um die Geschichte von Alba Berlin zwischen zwei Saisons zu erzählen, und so trifft es sich gut, dass die Basketballer am Mittwoch einen solchen Ort an der Nonnendammallee in Spandau besuchten. Die Geschichte, die der Klub hier erzählen will, ist natürlich die von der langjährigen vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem namensgebenden Hauptsponsor, dessen Geschäft nun einmal der Müll ist. Er will seinen dribbelnden und springenden Angestellten zeigen, wo und wie ein Teil des Geldes verdient wird, das er dann in ihre Arme und Beine investiert.

Was Ahmet Caki genau vorhat, wird noch nicht verraten

Auf einem Schrottplatz nun kommen ja alte Materialien an, werden nach ihrer Qualität sortiert und so bearbeitet, dass sie die Grundlage für etwas ganz Neues sein können, und Ähnliches ließe sich ja über die Basketballmannschaft Alba Berlin nach der Saison 2015/16 und vor der Saison 2016/17 sagen, auch wenn damit natürlich keinesfalls angedeutet sein soll, dass ihre Spieler Altmaterialien sein könnten oder die vergangene Saison (Pokalgewinn, aber 0:3-Erstrundenaus in den Meisterschafts-Playoffs) völliger Schrott war. Aber der neue Chefsortierer des Klubs Alba Berlin, der Türke Ahmet Caki, der von Anadolu Efes Istanbul kam, ist in diesen Tagen eben auch genau damit beschäftigt, das Gute im Spiel von Alba zu erkennen, das nicht mehr Verwendbare zur Seite zu räumen und die Spieler zu bearbeiten (natürlich mit deren Einverständnis und Zutun), damit so die Grundlage für etwas ganz Neues entsteht.

Was genau der freundliche Herr mit dem markanten Oberlippen-, Unterlippen- und Kinnbart vorhat, wollte er am Mittwoch zwischen den Altmetallen noch nicht wirklich verraten. Noch kennt der 41-Jährige ja auch nicht alle seine Spieler aus der Nähe, die Deutschen Akeem Vargas und Niels Giffey sowie der Bosnier Elmedin Kikanovic sind bei ihren Nationalmannschaften. „Wir brauchen noch Zeit, um alles zu verbessern. Aber ich bin glücklich, dass wir jetzt daran arbeiten“, teilte Caki erst einmal recht allgemein mit, und führte aus, sein Stil sei es, zuallererst eine gute Verteidigung zu spielen, außerdem brauche man ein gutes Passspiel und man müsse Angriffs- und Verteidigungsspiel ausbalancieren. Genauso gut hätte er auch sagen können, er plane halt Basketball spielen zu lassen.

Testspiel am 23. August

Ein wenig konkreter wurde Engin Atsür, der 32-jährige türkisch-deutsche Istanbuler, der neu bei Alba ist und das Spiel von Cakis Mannschaften aus der Türkei kennt. „Ich weiß, dass er eine aggressive Verteidigung spielen lassen will. Es deutet sich an, dass er schnell spielen lassen will. Und in den Angriffssystemen soll es viele Pässe geben“, erklärte er. Atsür hatte bei der Schrottplatzführung vor einer Mulde mit Kabeln stehend übrigens die Frage gestellt, ob die Wertstoffe heutzutage von Maschinen erkannt und sortiert werden können (Antwort: ja, zum großen Teil).

Wenn es darum geht, im Basketball die Grundlage für etwas ganz Neues zu schaffen, wenn also eine Mannschaft neu zusammengestellt wird, ist Automatisierung natürlich völlig ausgeschlossen. Zu fein muss dabei nämlich sortiert werden, wie Albas spanischer Sportdirektor Himar Ojeda referierte. „Wir haben wirklich sehr sorgfältig geprüft, wer die Menschen sind, die wir in den Klub holen“, berichtete er, „das tue ich immer, ich schaue mir nicht nur an: Ist jemand ein guter Spieler oder guter Trainer? Wir interessieren uns wirklich dafür, wie ein Mensch ist.“ In diesem Jahr sei ihm das Sortieren seinem ersten Eindruck nach gut gelungen, „bis jetzt hat sich bestätigt, dass die Mitglieder der Gruppe wirklich gute Jungs sind, deshalb sind wir glücklich.“

Projektile von einem Schießplatz

Peyton Siva, der 25-jährige US-Aufbauspieler, der aus dem italienischen Caserta kam, deutete auf dem Schrottplatz Fähigkeiten an, die auch auf dem Basketballfeld hilfreich wären: mit ein paar Knopfdrücken setzte er eine riesige Schrottschere in Gang, die mit 1 000 Tonnen Druck Altmetall zusammenpresst und so zurechtschneidet, dass es zu neuem Stahl geschmolzen werden kann. Es wäre gut, wenn er auch auf dem Basketballfeld mit ein paar Handgriffen die Alba-Offensive zu ähnlichen Energieleistungen brächte. Der neue deutsche Center Bogdan Radosavljevic nahm – Parallelen zu seiner Position auf dem Spielfeld drängen sich auch hier auf – in einem Bagger mit sehr langen Armen Platz. Und Malcolm Miller und Dominique Johnson, US-Spieler, die nicht zuletzt als gute Schützen geholt wurden, betrachteten interessiert eine Mulde mit sehr speziellem Metallschrott: Projektile von einem Schießplatz.

Seit dem 8. August sind die Berliner Basketballer im Training, im Spiel ist die neue Mannschaft zum ersten Mal am 23. August in Erfurt zu sehen, in einem Test gegen die Oettinger Rockets. Das erste Ligaspiel ist dann am 24. September eine Heimpartie gegen Bonn.