Neuer Center: Mitchell Watt soll bei Alba Berlin eine wichtige Lücke schließen
Sie sind vorsichtig geworden bei Alba. In Personalfragen kann bis zum letzten Moment noch etwas schief gehen, diese Erfahrung haben die Berliner Basketballer gemacht. Deswegen gibt sich ihr Sportdirektor Mithat Demirel gestern Vormittag erst einmal einsilbig, als die Sprache auf Mitchell Watt kommt. Der 25 Jahre alte und 2,08 Meter große Center wechselt nach Berlin, so hatte sein bisheriger Klub Ironi Ness Ziona aus Israel getwittert. Offizielle Kommentare erst nach offiziellem Vertragsabschluss, sagt Demirel dazu.
Mitchell Watts ist eines der letzten zwei Teile in Albas Personalpuzzle. Ein Platz für einen Ausländer ist nun noch frei. Der Wechsel fügt sich ein ins Bild. Nicht nur, weil sich Spieler und Klub einig wurden und die Freigabe durch Ironi Ness Ziona als Formsache galt. Watt wird der dritte Profi sein, den die Berliner vor der kommenden Saison aus Israels Liga verpflichten. Guard Jordan Taylor spielte zuletzt bei Hapoel Holon, Power Forward Ivan Aska für Maccabi Ashodod.
Akteure mit Potenzial
Watts Vertrag soll über zwei Jahre laufen. Sein bevorstehendes Engagement bedeutet gleichzeitig, dass Leon Radosevic und Marko Banic Alba verlassen werden. „Wir standen seit Längerem in Kontakt“, sagt Demirel. „Wir hätten gerne mit ihnen weitergearbeitet.“ Doch die beiden Kroaten wollten abwarten, ob sich finanziell bessere Möglichkeiten für sie eröffneten. Legitim, findet Demirel das, doch weitere Bedenkzeit konnte er den Centern nicht einräumen.
Die Berliner müssen die Nischen nutzen, die ihnen die großen Akteure auf dem Transfermarkt lassen. Sie müssen zuschlagen, wenn sich eine gute Option auftut. Dass sie diesmal in Israels Liga gleich drei Mal fündig wurden, hat auch damit zu tun. Zwar steckt kein System dahinter: „Wir haben diese Spieler schon einige Zeit lang beobachtet“, sagt Demirel. „Jetzt hat sich eben die Gelegenheit ergeben.“ In reichen Ligen wie jenen in Spanien oder der Türkei finanzierbare Spieler zu finden, ist für Alba extrem schwierig. Mit dem allgemeinen Gehaltsgefüge in Israel dagegen kann der Bundesligist konkurrieren, abseits vom europäischen Topteam Maccabi Tel Aviv jedenfalls.
Relativ junge Spieler wie die 25-jährigen Aska, Taylor und Watt werden bereits stark in die Verantwortung genommen. Watt etwa hat seine Spielanteile kontinuierlich ausgebaut von 21:51 Minuten im Schnitt pro Partie 2012/2013 bei Gilboa Galil auf zuletzt 34:30 Minuten, binnen derer er 16,3 Punkte erzielte und 7,4 Rebounds holte.
Finanzierbar und entwicklungsfähig, das ist in dieser Saison erneut das Profil, nach dem die Berliner Ausschau gehalten haben. Dazu passt Flügelspieler Dragan Milosavljevic, der bei Partizan Belgrad eine tragende Rolle gespielt hat. Und Elmedin Kikanovic, der wie Ivan Aska und Mitchell Watt als Center und Power Forward einsetzbar ist. Auf diese Weise können immer zwei der drei Innenspieler gleichzeitig auf dem Platz agieren. Sportdirektor Demirel und Trainer Sasa Obradovic haben dabei ihr Augenmerk auf die Beweglichkeit gelegt. Aska ist mit seinen 2,01 Metern ohnehin sehr agil, ebenso der sieben Zentimeter größere Watt. „Er hat außerdem ein gutes Gefühl, um Würfe zu blocken“, sagt Demirel. Auffällig bei allen drei Innenspielern ist ihre Fähigkeit beim Rebound.
Hammonds bleibt eine Option
Defensive und Dynamik sollen auch in der kommenden Spielzeit der Schlüssel zum Erfolg sein. Ob Cliff Hammonds daran teilhaben wird, ist eine der letzten spannenden Personalfragen. Der Guard lotet wie Radosevic und Banic seinen Marktwert aus, hat aber offensichtlich noch nicht den Preis erzielen können, den er erwartet. Auch für Hammonds gilt, was zuvor für die kroatischen Center galt. Bei einer guten Möglichkeit, sich zu verstärken, würde Alba reagieren. Bislang jedoch, sagt Demirel, ist Hammonds weiter eine Option für Alba. Zumal der Guard dem Vernehmen nach erneut Vater wird und ohnehin erst im September zur Mannschaft stoßen könnte.
Ungeachtet dessen gestaltet sich die Vorbereitung diesmal schwieriger für Obradovic. Am Montag bittet der Coach zum Trainingsauftakt, doch durch die EM vom 5. bis 20. September sind fünf Profis an ihre jeweiligen Nationalteams gebunden. Für Deutschland nehmen Akeem Vargas, Alex King und Niels Giffey in ihrer Berliner Heimhalle den Kampf gegen Island, Serbien, Spanien, Italien und die Türkei auf. Überstehen sie die Gruppe B mindestens als Vierter, geht es weiter zur Endrunde nach Lille. Albas Team wird wohl erst im laufenden Spielbetrieb zusammenfinden.
Die wichtigsten Vorarbeiten sind immerhin erledigt. „Wir haben jetzt keine große Eile“, sagt Demirel. Da stört es dann auch nicht so sehr, wenn eine Freigabe mal etwas länger auf sich warten lässt.