„Ein Meilenstein“: Frauen-Staffel beendet lange Durststrecke mit WM-Silber
Silber in der Frauen-Staffel bedeutet die erste deutsche Skilanglauf-Medaille bei einer Weltmeisterschaft seit 2011. Nicht zu schlagen ist Norwegen.

Victoria Carl lief mit letzter Kraft über die Ziellinie, sank in den Schnee – und wurde unter ihren jubelnden Teamkolleginnen förmlich begraben: Mit WM-Silber durch die Frauen-Staffel haben die deutschen Skilangläuferinnen endlich eine zwölfjährige Durststrecke beendet. „Das ist ein ganz entscheidender Meilenstein, den wir heute geschafft haben“, sagte Bundestrainer Peter Schlickenrieder gerührt in der ARD.
Schlussläuferin Carl, Laura Gimmler, Katharina Hennig und Pia Fink mussten sich in Planica nach 4x5 Kilometern einzig den Titelverteidigerinnen aus Norwegen geschlagen geben, Bronze ging an Schweden. „Es ist schwer zu glauben, das muss ich erst mal sacken lassen. Wenn ich die Medaille habe, glaube ich es wirklich“, sagte Gimmler, die als Startläuferin den Grundstein zur ersten deutschen Langlauf-Medaille bei einer WM seit 2011 gelegt hatte.
Eine deutsche Frauen-Staffel war sogar letztmals 2009 auf das WM-Podest gelaufen, nun klappte es wie schon bei Olympia 2022 in Peking mit Silber. „Es ist der schwerere Part, so eine Leistung zu bestätigen. Wir haben im letzten Jahr an Selbstbewusstsein dazugewonnen. Wir waren alle relativ locker“, sagte Hennig.
Im Ziel hatte Deutschland 20,5 Sekunden Rückstand auf die Norwegerinnen Tiril Udnes Weng, Astrid Oeyre Slind, Ingvild Flugstad Östberg und Anne Kjersti Kalvaa. Schweden folgte 8,5 Sekunden nach dem DSV-Quartett knapp vor Finnland.
Mit der elften Medaille in Slowenien stellte der DSV zudem den deutschen WM-Rekord aus dem Jahr 2017 ein. „Ich freue mich riesig, weil hier etwas zusammenwächst“, sagte Schlickenrieder. Der Medaillengewinn sei „eine große Leistung, die Erwartungshaltung nimmt zu. Das muss man erst mal verkraften.“
Auf der anspruchsvollen Strecke lief für das DSV-Team von Beginn an alles nach Plan: Startläuferin Gimmler (Oberstdorf) übergab nach ihren fünf Kilometern als Teil einer vierköpfigen Spitzengruppe an Hennig, die Medaillenanwärterinnen aus den USA waren zu diesem Zeitpunkt schon distanziert.
Hennig (Oberwiesenthal) baute auf dem zweiten Teilstück gemeinsam mit Schweden, Norwegen und Finnland den Vorsprung auf den Rest des Feldes aus und übergab in Führung liegend an Fink. Zwar zog die Norwegerin Ingvild Flugstad Östberg nun davon, dafür schüttelte Fink (Bremelau) Schweden und Finnland ab.
Alles hing nun an Schlussläuferin Carl (Zella-Mehlis). Die Teamsprint-Olympiasiegerin konnte nach vorne zwar nichts mehr ausrichten, sicherte Rang zwei aber souverän ab und wurde im Ziel von ihren jubelnden Teamkolleginnen empfangen. „Mich hat das sehr motiviert, dass die anderen so stark gelaufen sind. Durch das letzte Jahr hab ich an Selbstsicherheit gewonnen“, sagte Carl im Ziel.
In Planica bieten sich bis Sonntag noch zwei weitere, wenn auch kleinere Chancen: Am Freitag hofft die Männer-Staffel ebenso auf ein Top-Ergebnis wie Hennig am Sonnabend über 30 Kilometer. Etwas größere Medaillenaussichten haben da die männlichen Skispringer, die der Bronzemedaille von Katharina Althaus auf der Großschanze am Freitag im Einzel (17.30 Uhr) und dem Teamspringen am Sonnabend (16.30 Uhr) weiteres Edelmetall folgen lassen wollen.