Nordische Ski-WM in Planica: Schwaches Ende, starke Bilanz

Skispringer und Kombinierer sind Stammgäste auf dem Podest. Die Langläufer überraschen. Für den DSV endet die WM-Bilanz mit einem Medaillenrekord.

Lebenszeichen: Janosch Brugger (vorne) gewinnt mit der Männerstaffel der Langläufer die Bronzemedaille, der Deutsche Ski-Verband so viele Medaille wie noch nie bei einer Nordischen WM.  
Lebenszeichen: Janosch Brugger (vorne) gewinnt mit der Männerstaffel der Langläufer die Bronzemedaille, der Deutsche Ski-Verband so viele Medaille wie noch nie bei einer Nordischen WM. Petter Arvidson/imago

Bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften im Tal der Schanzen von Planica in Slowenien hat es erstaunlich viele Medaillen für Deutschlands Athleten gegeben. Manche waren überraschender als andere. Die vielleicht überraschendste wurde vor dem Abschluss-Wochenende vergeben. An eine Abteilung, von der viele gar nicht mehr wussten, dass es sie gibt: Das lange abseits des Rampenlichts arbeitende Männer-Team der Langläufer, das sich noch immer im Aufbau befindet, zeigte, dass in der Gemeinsamkeit mehr möglich sei als in der Einsamkeit des Einzelrennens, wo Albert Kuchler, Janosch Brugger, Jonas Dobler und Friedrich Moch mit Abstand zu den Spitzengruppen ins Ziel kamen. In der Staffel gewannen sie die Bronzemedaille. Kurz zuvor hatte die Langlaufstaffel der Frauen mit der Silbermedaille darauf aufmerksam gemacht, dass neben Skispringern und Nordischen Kombinierern noch eine weitere Sparte im Deutschen Ski-Verband (DSV) existiert. „Jetzt sind wir nicht mehr nur die kleinen Langläufer in Deutschland, jetzt haben wir auch eine fucking Medaille“, fasst Brugger die Lage zusammen.

Zwölf Medaillen für den Deutschen Ski-Verband

Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder fühlte sich jedenfalls am letzten WM-Tag noch immer wie im Traum. Als er und die anderen deutschen Medaillenhamster nach einer Rekord-WM die Heimreise antraten, war die Stimmung trotz des eher mauen Endes glänzend. „In der Summe sind wir megazufrieden“, sagte DSV-Teammanager Horst Hüttel nach zwei emotionalen Wochen.

Am Sonnabend platzten zwar beim Skisprung-Team mit Rang fünf und dem zuvor mit dreimal Silber dekorierten Kombinierer Julian Schmid mit Platz sechs noch Träume. Doch an der starken Bilanz in Planica konnte das nichts mehr ändern: Nie zuvor war Deutschland mit zwölf Medaillen im Gepäck von einer Nordisch-WM nach Hause gefahren.

„Zehn Tage lang haben uns alle Nationen der Welt gratuliert, an den letzten zwei Tage haben wir dann mal den anderen gratuliert“, sagte Hüttel, der die WM als vollen Erfolg bezeichnete. Erstmals seit zehn Jahren trug jede der drei Sparten Springen, Kombination und Langlauf etwas zur Sammlung bei. Im Medaillenspiegel reichte das zu Rang drei hinter Norwegen und Schweden.

Alleine Schanzenkönigin Katharina Althaus gewann bei vier Starts drei Gold- und eine Bronzemedaille. Weil zudem Andreas Wellinger und Karl Geiger Silber und Bronze im Einzel gewannen, strahlte auch Stefan Horngacher. „Wir haben Skisprung-Deutschland gezeigt, dass es uns noch gibt“, sagte der Bundestrainer, der nach der enttäuschenden Vierschanzentournee in die Kritik geraten war.

Dauergast auf dem Podium waren auch die Kombinierer – und erstmals die Kombiniererinnen. Sowohl die erst 17 Jahre alte Nathalie Armbruster als auch Schmid mussten mit ihren Silbermedaillen die Übermacht aus Norwegen anerkennen. „Dreimal Zweiter – das hätte ich vor der WM sofort unterschrieben“, sagte Schmid.

Auch Herrmann Weinbuch war zufrieden, obwohl er sich für seine letzte WM nach 27 Jahren als Bundestrainer wohl gerne einen Titel gewünscht hätte. Am viermaligen Weltmeister Jarl Magnus Riiber war aber kein Vorbeikommen. „Die WM war unter dem Strich dennoch ein Erfolg“, sagte der 62-Jährige, der am Sonnabend bewegt am ARD-Mikrofon seinen Abschied zum Saisonende bestätigte. Allerdings soll Weinbuch dem DSV bis zu den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo in anderer Funktion erhalten bleiben.

Bis dahin macht Langlauf-Boss Schlickenrieder auf jeden Fall weiter. Das ist eine gute Nachricht, denn unter dem 53-Jährigen ist das deutsche Loipen-Team in die Weltspitze zurückgekehrt. Nach fünf Weltmeisterschaften ohne Medaille gab es außer Silber durch die Frauen-Staffel und Bronze durch die Männer zwei vierte Plätze.

„Das ist ein kleiner Traum, der in Erfüllung geht. Wir sind absolut im Fahrplan, vielleicht sogar voraus“, sagte Schlickenrieder. Andreas Schlütter, Sportlicher Leiter Langlauf im DSV, sprach von einer „in der Summe grandiosen WM“ und kündigte an, 2025 in Trondheim erneut angreifen zu wollen. „Wir haben Lunte gerochen“, sagte Schlütter.